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Westermann verabschiedet sich von der Hörbuch-Produktion

Viele Hörbuch-Verlage berichten zurzeit von einem leidlich stabilen Geschäft mit physischen Tonträgern und wachsenden Digitalumsätzen. Ganz andere Erfahrungen hat die Westermann-Gruppe offenbar mit ihrem Hörbuch-Label Audio Media gemacht: Der Bildungsverlag, mit einem Umsatz von geschätzt 300 Mio Euro (2018) auf Rang 4 im buchreport-Ranking „Die 100 größten Buchverlage“, stellt den Betrieb des Münchener Hörbuch-Verlags zum 1. Juni ein und verkauft die Assets an den dänischen Verlag Saga, der zu Lindhardt og Ringhof unter dem Dach der Egmont-Gruppe gehört.

Begründet wird der Schritt mit den „zunehmend schwierigen Marktbedingungen des Hörbuchmarkts“, wobei neben „Konzentrationsbewegungen“ auch explizit die „stark sinkende Nachfrage nach CDs“ angeführt wird. Erst im April hatte sich Geschäftsführerin Susanne Abel gegenüber buchreport noch optimistisch geäußert: „Wir verzeichnen ein Wachstum im Bereich Hörbuch, begründet auf dem schnell wachsenden Digital-/Streamingmarkt.“ Zuletzt hatten die Umsätze durch Streaming und Downloads einen Anteil von mehr als einem Drittel des Gesamtumsatzes erreicht. „Dennoch konnten sie die Rückgänge des physischen Geschäfts nicht ausgleichen“, sagt Westermann-Geschäftsführer Ralf Halfbrodt. Dabei seien „alle Vertriebswege vom stationären Buchhandel über die Nebenmärkte bis hin zu Amazon gleichermaßen betroffen“.

Westermann verkauft neben dem rund 600 Titel starken Audio-Media-Programm auch die Marke Audio Media an Saga. Die bei Audio Media beschäftigten zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden nicht übernommen: „Wir bemühen uns sehr um sozialverträgliche Lösungen für sie. Die Zukunft von Geschäftsführerin Susanne Abel ist noch offen“, so Halfbrodt.  

Die Westermann Gruppe hatte den Audio Media Verlag im Dezember 2015 ins Portfolio geholt. Der zu Westermann gehörende Arena Verlag hatte zuvor bereits Buchlizenzen an Audio Media vergeben. Diese Zusammenarbeit wolle man vertiefen und zudem neue Angebote für den Bildungsmarkt entwickeln, hieß es damals bei der Bekanntgabe des Kaufs.

Lindhardt Ringhof verstärkt mit der Akquise weiter seine Hörbuch-Aktivitäten: Im Februar 2016 wanderte Steinbach sprechende Bücher unter das Dach der Dänen.

Steinbach sprechende Bücher wird einen Teil des physischen Audio-Media-Verlagsprogramms fortführen und ausliefern, auch die Novitäten des Herbstprogramms 2019. Die Titel werden ab ca. Ende Juni bei Steinbach sprechende Bücher lieferbar sein.

Saga Egmont/ Lindhardt og Ringhof
Lindhardt og Ringhof ist nach eigenen Angaben das zweitgrößte Verlagshaus und der größte Digitalverlag Dänemarks. Er gehört zur Egmont-Mediengruppe. Unter dem Imprint Saga Egmont übernimmt das Unternehmen die digitale Vermarktung von Autoren wie Per Olov Enquist, Arne Dahl, Camilla Läckberg und Khaled Hosseini.
In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen verschiedene Hörbuch-Verlage und Verlagssubstanzen übernommen, darunter Steinbach sprechende Bücher, Auditorium Maximum, Radioropa und Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen. Der Katalog der Saga Egmont Audiopublishing-Gruppe ist nach Unternehmensangaben „einer der drei größten in Deutschland“.

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