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Wenn der Schwarm Bücher finanziert

Nicht nur in der Technologie- und Games-Branche ist das Thema „Crowdfunding“ aktuell hoch im Kurs. Vom Erfolg der US-Fundraising-Plattform Kickstarter profitieren auch Autoren und Verlage.

Zu den jüngst besonders erfolgreich finanzierten Projekten gehört eine Kompilation von (frei erfundenen) finnischen Märchen, für die ein paar US-Autoren das skandinavische Land bereisen möchten (1886 Personen spendeten fast 65.000 Dollar, hier mehr).
Oder eine E-Book-Romanserie, die auf dem Rollenspiel „Spirit of the Century“ basiert (hier mehr)  – statt der geplanten 5000 wurden a Ende 37.000 Dollar eingesammelt.
Das Aushängeschild ist aber das Kickstarter-Projekt, mit dem der Webcartoonist Rich Burlew im Februar Geld für einen Reprint der Serie „The Order of The Stick“ einsammeln wollte (hier mehr). Plan: 57.750 Dollar. Eingesammelt: 1.254.120 Dollar.
Weitere aktuelle Buch-Projekte werden hier aufgelistet.

In der deutschen Buchbranche sind „Crowdfunding“-Projekte noch rar. Im Mai 2010 scheiterte der Argon Ver­lag mit dem Versuch, in drei Wochen 9000 Euro einzusammeln, um das Hörbuch zu Cory Doctorows „Little Bro­ther“ zu produzieren – möglicherweise war die Anlaufzeit zu kurz (hier mehr).

Was ist Kickstarter?

Hintergrund: Kickstarter ist eine 2008 gestartete Plattform, auf der sich Kapitalsucher registrieren, um den eigenen Projektvorschlag auf der Seite vorzustellen. Die kreativen Köpfe definieren eine Mindestsumme, die per „Schwarmfinanzierung“ eingesammelt werden soll. Nach der Freigabe des Projektes registrieren sich Privatpersonen auf der Webseite als potentielle Geldgeber mit einer beliebig gewählten Summe (ab 1 US-Dollar). Wird die gewünschte Mindestsumme innerhalb der Frist nicht erreicht, ist die Finanzierung gescheitert und es werden keine Gelder bei den Unterstützern abgebucht. Im Erfolgsfall wird das Projekt realisiert, und in der Regel erhalten die Geldgeber je nach Finanzierungsbetrag  eine Prämie.

In Deutschland ist Kickstarter noch nicht präsent, ähnliche Ansätze verfolgen aber Portale wie startnext (hier der Überblick). 
Bei Wikipedia ist eine Liste der zehn höchsten, erfolgreich abgeschlossenen Finanzierungskampagnen zu lesen.
Einer der Gründer der Crowdfunding-Plattform erklärte kürzlich, dass Kickstarter 2012 voraussichtlich 150 Mio Dollar an Geldern einsammeln werde – mehr als die 146 Mio Dollar, die der staatlichen US-Kulturförderstiftung National Endowment of Arts in diesem Jahr zur Verfügung stehen.

Kommentare

2 Kommentare zu "Wenn der Schwarm Bücher finanziert"

  1. Joerg Hopfgarten | 24. April 2012 um 17:39 | Antworten

    Liebe Frau Kamphuis,

    eine sehr interessante Übersicht. Bleiben sie dran und halten sie uns auf dem Laufenden. Da kommt bestimmt noch was…

  2. Andrea Kamphuis | 24. April 2012 um 1:26 | Antworten

    Rar sind sie, die deutschen Crowdfunding-Projekte für Bücher – aber keineswegs nichtexistent. Für mein Sachbuch über Autoimmunerkrankungen habe ich im Frühjahr 2011 etwa 8.000 Euro eingesammelt: http://www.mysherpas.com/de/pr
    Unbedingt erwähnenswert auch das Hartz-IV-Möbelbuch von Le Van Bo bei Startnext: http://www.startnext.de/hartz-
    Ende Januar habe ich mir einen Überblick über Buchprojekte auf den deutschen Crowdfunding-Plattformen verschafft: http://www.kraut-publishers.de

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