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Über das Internet können wir jeden erreichen

„Literatur muss weh tun“, lautet der Slogan von U-Books. Dass sich der kleine Verlag aus der Nähe von Augsburg, der Bücher „jenseits des Alltäglichen“ – z.B. Anti-Pop, Erotik, Biografien und Vampirromane – herausbringt, zehn Jahre lang auf dem mitunter stürmischen Buchmarkt behaupten konnte, liegt auch an dem klugen Online-Marketing, das die Verleger Andreas Reichardt (re.) und Andreas Köglowitz (li.) von Beginn an einsetzen. Im Interview erklärt Köglowitz, warum U-Books schon früh auf Video-Clips zu Büchern gesetzt hat.

Zu teuer, zu aufwändig, zu unergiebig heißen oft die Einwände von Verlagen oder Buchhandlungen gegenüber dem Online-Marketing. Sie waren schon ganz früh im Netz. Hat sich Ihre Strategie ausgezahlt?
Für uns war das die beste Möglichkeit, auf dem Markt Fuß zu fassen – die anderen Marketingmaßnahmen sind weitaus teurer. Ich bin gelernter Informatiker, und mit den von uns selbst programmierten Webseiten konnten wir uns, vor 10 Jahren, schnell einen Namen machen. Auch heute noch lohnt sich das Onlinemarketing. Über das Internet können wir jeden erreichen.

Image-Spot von U-Books:

Seit 2006 bewerben Sie Ihre Bücher auch mit Videos. Mit welchem Hintergedanken?
Anfangs nur aus dem Spaß daran, auch einen Trailer machen zu wollen – damals wurden auch die „Herr der Ringe“-Bücher mit Filmen beworben. Unsere Trailer kamen damals schon gut an und fanden viele Nachahmer bei anderen Verlagen.

Bei weltbild.de steigt beispielsweise der Absatz der Titeln, zu denen im Shop ein Video gestellt wird, um rund 10 bis 15%. Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihren Clips gemacht?
Der Absatz erhöht sich tatsächlich, aber es bleibt die Frage nach Kosten und Nutzen. Nimmt man die 10% von weltbild.de als Grundlage, dann kann man eine einfache Rechnung machen: Einen Titel, der gut läuft, verkaufen wir 10.000 Mal. Davon werden 2000 übers Internet bestellt. Bei einer Steigerung um 10% wären wir bei einem Mehrabsatz von 200 Stück. Wenn wir zwei Euro an dem Buch verdienen, liegen wir bei 400 Euro für den Verlag, wobei das stark für den Verlag gerechnet ist. Dann stellt sich die Frage: Verzichtet man auf die 200 zusätzlich verkauften Exemplare, weil die Agentur 2000 Euro für den Clip verlangt? Videos lohnen sich aber sicher bei Titeln, deren Absatz zwischen 50.000 und 100.000 liegt, bzw. für Verlage, die Trailer billig selbst herstellen können.  

Was macht einen guten Bücher-Clip aus?
Er darf nicht wirken wie ein Film. Die Stimmung des Buches muss erfasst und eine Spannung erzeugt werden. Bei vielen Buchtrailern denkt der Zuschauer stattdessen: Ich lese nicht das Buch, sondern warte auf die Verfilmung.

„Video killed the Radio Star“, haben die Buggles 1979 gesungen. Wer tötet im Onlinemarketing die Videos? Was kommt danach?
Vielleicht wird es interaktive Bücher geben, die ganz anders beworben werden können. Mit Trailern hatten die Verlage anfangs Erfolg, heute ist das schwieriger geworden. Ein guter Klappentext ist immer noch die beste Werbung für ein Buch.

Schon früh dabei waren Sie auch mit E-Books. Wie lautet Ihre Zwischenbilanz nach fünf Jahren?
Wir haben jetzt das Wissen und Erfahrungen mit E-Books gesammelt. Auch beim Umsatz hat sich das ausgezahlt: Wir machen zehn bis 15% mit E-Books.

Die Fragen stellte Daniel Lenz

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