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Sünder zu verkaufen

Die Verlagsgruppe Weltbild soll so schnell wie möglich verkauft werden. Bei einer außerordentlichen Versammlung haben die Gesellschafter den Aufsichtsrat aufgefordert, entsprechende Maßnahmen rasch einzuleiten. Die Geschäftsführung erntete massive Kritik und wird künftig regelmäßig zum Rapport bestellt. Im Aufsichtsrat gibt es weitere Rücktritte.

Verkauf „ohne jeden Verzug“

In einer Pressemitteilung der Gesellschafter heißt es, der Aufsichtsrat müsse nach den Beschlüssen der Gesellschaft „sicherstellen, dass die angezeigten organisatorischen und strukturellen Maßnahmen für eine Veräußerung der Verlagsgruppe Weltbild GmbH ohne jeden Verzug entschlossen aufgenommen werden.“ Soll heißen: Der 2008 eingefädelte Verkauf von Weltbild, der wegen der Finanzkrise zwischenzeitlich auf Eis gelegt wurde, soll mit Hochdruck vorangebracht werden, unter Beachtung „kirchlicher und sozialer Implikationen“ und mit der Verpflichtung, „zum Erhalt und der Sicherung des Unternehmenswertes beizutragen“.

Weitere Auflagen der Gesellschafter:

  • Geschäftsführung und Aufsichtsrat sollen vierteljährlich („schriftlich und mündlich“) über den Fortschritt des Verkaufsvorhabens Bericht erstatten.
  • Über die Maßnahmen zur „Einhaltung der Unternehmensziele im Sinne der Satzung“ – es geht also offenbar primär darum, aus Sicht der Kirche anstößige Inhalte herauszufiltern – soll die Weltbild-Führungsetage dem Aufsichtsrat „bis auf weiteres in einem Turnus von zwei Wochen“ schriftlich berichten.

Zwei weitere Aufsichtsräte nehmen den Hut

Neben den Beschlüssen zum Verkauf der Verlagsgruppe gab es weitere Rücktritte: Nach dem angekündigten Abschied des Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Donaubauer (Finanzdirektor der Diözese Augsburg, buchreport.de berichtete) ziehen sich auch Sebastian Anneser (Finanzdirektor der Erzdiözese München und Freising) und Adolf Bauer  (stellv. Vorsitzender, Finanzdirektor der Diözese Würzburg) aus dem Kontrollgremium zurück. Nachfolger sind Peter Beer (München/Freising), Michael Fuchs (Bistum Regensburg) und Georg Holkenbrink (Bistum Trier).

Der Vertreter der des größten Einzel-Gesellschafters, Hans Langendörfer vom Verband der Diözesen Deutschlands (VDD, hält 24% an Weltbild), bleibt im Aufsichtsrat. Die VDD-Vollversammlung sprach Langendörfer „uneingeschränktes Vertrauen“ aus, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz. Langendörfer war in den vergangenen Wochen in Kirchenkreisen besonders stark unter Druck geraten.

Ebenfalls im Kontrollgremium bleiben Paul-Bernhard Kallen (Hubert Burda Medien), Matthias Meyer (ebenfalls VDD), Albert Post (Bistum Fulda) und Stefan Schmittmann (Commerzbank).

Rüge für Carel Halff & Co.

In einer Mitteilung erteilt der Verband der Diözesen Carel Halff & Co. eine deutliche Rüge. Es sei der Geschäftsführung nicht gelungen, „die internetgestützte Verbreitung sowie die Produktion von Medien, die den ideellen Zielen der Gesellschafter widersprechen, im eigenen Bereich bzw. im Bereich der Unternehmensbeteiligungen hinreichend zu unterbinden.“ Die Glaubwürdigkeit der Verlagsgruppe und ihrer Gesellschafter habe darunter gelitten.
 
Die deutschen Bischöfe, die der Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands angehören, bedauern „die verzerrende und unangemessene Weise der publizistischen Auseinandersetzung mit den anstehenden Fragen namentlich in Medien, die der Kirche nahestehen.“

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