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Starke Künstlerinnen

Im Mix der Zusatzsortimente sorgen Comics für Akzente. Am Sonntag ging mit dem Comic-Salon Erlangen die wichtigste nationale Leitmesse für grafische Literatur in Deutschland zu Ende. Eine deutliche Botschaft: Comics sind keine Männerdomäne. Das zeigte die Vergabe des Max und Moritz-Preises. Als beste deutschsprachige Künstlerin wurde Barbara Yelin gefeiert, die ihren aktuellen Titel „Irmina“ bei Reprodukt vorgelegt hat.

Der Comic-Salon, veranstaltet vom Kulturamt der Stadt Erlangen und unterstützt vom Sponsor Datev AG,  mobilisierte rund 25.000 Besucher, auf großes Interesse stieß die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen, die in der grafischen Literatur weltweit eine immer größere Rolle spielt. Die aktuellen  Entwicklungen sorgten vor allem dafür, dass die Einschätzung der in Erlangen anwesenden Comic-Künstlerinnen und -Künstler aus der Türkei gefragt war.

Wiederholt gefordert wurde in Erlangen die Gründung eines deutschen Comic-Zentrums. Tenor: Weil es in Deutschland nach wie vor keine Institution gibt, die sich auf die Sammlung, Pflege und Erforschung des Erbes der deutschen Comic-Geschichte konzentriert, hätten private Sammler mit herausragenden Sammlungen keine adäquate Möglichkeit, ihre Bestände innerhalb Deutschlands in zuverlässige Hände zu geben, um sie nachhaltig der Wissenschaft zugänglich zu machen. „Ein wesentlicher Teil deutscher Literaturgeschichte droht unwiederbringlich verloren zu gehen“, so die Veranstalter.

Mit dem Max und Moritz-Preis wurde zum 17. Mal die wichtigste Auszeichnung für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum in neun Kategorien vergeben, in diesem Jahr fast ausschließlich an Künstlerinnen. Die Preisträgerinnen und Preisträger im Überblick:

  • Beste deutschsprachige Comic-Künstlerin: Barbara Yelin
  • Bester deutschsprachiger Comic: „Madgermanes“, (Avant Verlag) von Birgit Weyhe
  • Bester internationaler Comic: „Ein Sommer am See“ von Mariko Tamaki und Jillian Tamaki (Reprodukt), Übersetzung: Tina Hohl
  • Bester deutschsprachiger Comic-Strip: „Das Hochhaus. 102 Etagen Leben“ von Katharina Greve
  • Bester Comic für Kinder: „Kiste“ (Reprodukt) von Patrick Wirbeleit und Uwe Heidschötter
  • Beste studentische Comic-Publikation:  „Wunderfitz“ von der Münster School of Design
  • Publikumspreis: „Crash ’n‘ Burn“ (Tokyopop) von Mikiko Ponczeck

Mit dem Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk wurde – wie schon im Vorfeld der Preisverleihung bekannt gegeben – die französische Künstlerin Claire Bretécher geehrt. Sie konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Preisverleihung teilnehmen. Aus Sicherheitsgründen war dies auch einem der beiden Träger des Spezialpreises der Jury nicht möglich: Der ehemalige „Charlie Hebdo“-Zeichner Luz hat in seinem Buch „Katharsis“ den Schmerz über die Ermordung seiner Zeichner-Freunde verarbeitet. Mit einem weiteren Spezialpreis der Jury wurde der Berliner Avant-Verlag für seine Verdienste um die Pflege kulturellen Erbes ausgezeichnet.

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