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Spiel mit der Hoffnung

Selfpublishing-Dienstleister ziehen per Kampagne gegen betrügerische Zuschussverlage ins Feld. Johannes Monse (Foto) erklärt, warum die schwarzen Schafe trotz kostenloser Angebote weiter Zulauf haben.
Monse, studierter Mediziner, ist geschäftsführender Gesellschafter im Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat. Dazu gehört neben drei klassischen Editionen mit ruckzuckbuch.de eines der ältesten Selfpublishing- und POD-Portale Deutschlands. Monse ist Mitinitiator von „Fairöffentlichen“, der Initiative gegen betrügerische Zuschussverlage.
Im Selfpublishing-Zeitalter kann jeder Autor für wenig Geld Bücher veröffentlichen. Wundert es Sie, dass Abzockerverlage dennoch weiter Geld verdienen?
Nein, überhaupt nicht. Mit dem Ego von Autoren war schon immer viel Geld zu verdienen, und das gilt weiterhin. Das Problem vieler Autoren besteht darin, dass sie die Verlagsbranche gar nicht verstehen und sich den Betrügern komplett ausliefern. Deshalb soll unsere Initiative „Fairöffentlichen“ den Autoren zeigen, wo sie Gefahr laufen, einem schwarzen Schaf viel Geld in den Rachen zu werfen. 
Was macht die schwarzen Schafe attraktiv?
Die Pseudoverlage treten geschickt auf. Das große Schild „Verlag sucht Autor“ trifft genau die Wünsche der Autoren, die keinen klassischen Verlag gefunden haben. Die bekommen dann einen angeblichen Brief von der Lektorenkonferenz mit dem Tenor: „Das Werk ist fantastisch, das muss unbedingt veröffentlicht werden, aber leider ist die wirtschaftliche Lage schlecht, aber mit 15 000 Euro sind Sie dabei.“ Da wird ein Spiel mit der Hoffnung gemacht, das ganz schnell auf fruchtbaren Boden trifft, wenn die Autoren nicht so emanzipiert sind und sich in der Branche zu wenig auskennen.
Sind die Angebote der Selfpublishing-Dienstleister nicht transparent genug?
Das Angebot ist zunächst einmal zu groß und zu unübersichtlich und es spricht primär eine internetaffine Gruppe an. Die alte Dame, die ihre Lebenserinnerungen geschrieben hat und sie veröffentlichen möchte, sieht aber eher die Anzeige in einem der überregionalen Blätter, sie geht nicht ins Internet und sucht nach den Publikationsdienstleistern. Deren Dienstleistungen sind aber tatsächlich schwer zu vergleichen, weil die Anbieter ganz unterschiedliche Schwerpunkte setzen. 
Haben Sie sich für die ersten Abmahnungen der Betrügerverlage gerüstet?
Nein, ich sehe dem ganz entspannt entgegen. Es hat schon eine Unzahl von Verfahren gegeben, die bösen Buben haben, so viel ich weiß, aber noch keines davon gewonnen. Zudem hüten wir uns davor, Namen von Pseudoverlagen zu nennen. 
Warum nennen Sie nicht Ross und Reiter?
Weil wir Aufklärungsarbeit im Positiven machen wollen. Wir sagen: Guckt euch mal an, wie faire Verträge aussehen. Bei uns ist es beispielsweise so, dass die Autoren nur ein einfaches Nutzungsrecht abgeben, aber kein Exklusivrecht, und das Nutzungsrecht ist bei uns von einem Tag auf den anderen widerrufbar.

Kommentare

1 Kommentar zu "Spiel mit der Hoffnung"

  1. Christiane Körner | 24. April 2014 um 23:44 | Antworten

    Eine Berichtigung an die Redaktion: Bei der Initiative Fairöffentlichen geht es um faire Bedingungen bei Self-Publishing-Unternehmen.

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