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Spekulationen über das Random House-Portfolio

Im vergangenen Jahr hat die Münchner Verlagsgruppe Random House die im englischen Sprachraum etablierte Groß-Marke Penguin nach Deutschland gebracht und als Edel-Taschenbuchprogramm lanciert. Als Verleger Thomas Rathnow kürzlich bekannt gab, dass Penguin künftig auch mit Hardcovern in den Markt geht, und Random House eine Reihe von Personal-Rochaden vornahm, blieben Fragen (auch von buchreport) zur neuen Gewichtsverteilung und Portfoliostruktur unbeantwortet.

Die „FAZ“ (1.4.) und „Die Zeit“ (6.4.) haben die Kommunikationslücke in dieser Woche für Spekulationen genutzt. Erste Reaktion aus München: „Da ist nichts dran.“ Die Traditionsmarken Manesse, Siedler, DVA und Knaus ständen keineswegs zur Disposition.

 

»Zeit«: »Traditionreiche Verlage werden geopfert«

„Die Zeit“ sieht in ihrer aktuellen Ausgabe vom 6. April das Ende der Verlagsmarken bereits gekommen: Die Verlage Siedler, DVA, Knaus und Manesse würden unter einer neuen Marke Penguin Hardcover gebündelt, eigenständig verantwortliche verlegerische Leiter werde es nicht mehr geben, heißt es dort im Feuilleton. „Unter dem neuen Namen dürften dann vom starken Profil dieser klangvollen Verlage kaum mehr als hübsch gestaltete Potemkinsche Dörfer übrig bleiben.“

Der Grund für die „diffusen Umstrukturierungen“, so die Vermutung, sei eine vorbeugende Maßnahme „falls der Konzern die milliardenschweren Pearson-Anteile zumindest zeitweilig übernehmen muss“. Kurzum: „Traditionsreiche, ausgezeichnete Verlage werden kurzfristigen Milliardenzwängen von Megafusionen geopfert.“

Unter der Überschrift „Niemand hat vor einen Verlag zu schließen“ war auch schon im Feuilleton der „FAZ“ über die Zukunft der von den Umstrukturierungen betroffenen Verlagsmarken spekuliert worden. „Wenn die Optimierungsmaschine einmal in Gang gesetzt worden ist, bleibt selten etwas beim Alten“, heißt es dort etwa.

Vor allem die Zukunft des Klassikerverlags Manesse wird als düster eingeschätzt: Auf der Leipziger Buchmesse habe man den Verlags-Schriftzug an dem Wänden des Random House-Standes bereits vergeblich gesucht, die Bücher seien „auf kleine Stapel zusammengerückt“ gewesen, so Autorin Wiebke Porombka. Auch dass sich die Verantwortlichen im Verlag lediglich im „Managerjargon“ oder gar nicht äußerten, verheiße nichts Gutes.

 

»FAZ«: Penguin-Erfolg als Sprungbrett für Rathnow?

Darauf aufbauend spielt die „FAZ“ mögliche Zukunftsszenarien durch:

  • „Mit Goldmann und Heyne hat Random House bereits zwei Flaggschiffe für bestsellertaugliche Unterhaltungsliteratur. Penguin HC soll offenbar ähnlich publikumsorientiert ausgerichtet werden.“ Das erscheine nicht besonders sinnvoll, da man um die gleichen Zielgruppen konkurrieren würde, so das Urteil.
  • „Spekulieren lässt sich deshalb über interne Erwägungen.“ GoldmannVerleger Georg Reuchlein und Heyne-Verleger Ulrich Genzler seien beide über 60 Jahre alt, „in absehbarer Zukunft eine Gesamtleitung von Penguin HC, Goldmann und Heyne nicht ausgeschlossen. Wenn Thomas Rathnow rasch wirtschaftliche Erfolge einfährt, hätte er ein perfektes Bewerbungsschreiben vorgelegt.“

Die Verlagsgruppe Random House belegt mit 309 Mio Euro Umsatz im Jahr 2016 weiterhin Platz 2 des aktuellen buchreport-Rankings „Die 100 größten Buchverlage“. buchreport.digital-Abonnenten können hier die aktuellen Kennzahlen der Verlagsgruppe einsehen.

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