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Schrecken der Verlage

Unter dem Titel „Es kommt die Generation kostenlos“ berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Ausgabe vom 23. März) über den Kampf gegen E-Book-Piraten: „Ein Blick auf die Zugriffszahlen der E-Book-Hehlerseiten dürfte Verlagen einen Schreck einjagen“. Zu Wort kommen u.a. Vertreter der Verlage Bastei Lübbe und Kiepenheuer & Witsch.

Nach Schätzungen von Andreas Kaspar vom Anti-Piraterie-Dienstleister Counterfights seien rund 60.000 belletristische Titel besonders aus den Segmenten Fantasy, Romantik und Erotik im Internet zu finden, weitere 1000 bis 2500 kämen pro Monat hinzu. Wieviel Umsatz die Verlage durch die Piraterie einbüßen, sei unsicher. „Wir glauben, nicht allzu viel, aber da muss man sich aufs Bauchgefühl verlassen“, wird Thomas Schierack von Bastei Lübbe zitiert. Auch Marco Verhülsdonk spricht davon, dass man bei KiWi die Dunkelziffer nicht kenne. Nichts zu tun sei allerdings keine Option, es gehe darum, ein Geschäftsmodell zu schützen.

„FAZ“-Autor Clemens Voigt beschreibt drei Möglichkeiten für Verlage, um gegen Piraterie vorzugehen (Abmahnungen, das kontinuierliche Entfernen von Downloadlinks und die Verbesserung legaler Angebote) und zählt die Profiteure der Piraterie auf: Uploader, One-Click-Hoster, Werbetreibende, Finanzdienstleister und Plattform-Betreiber.

Kommentare

6 Kommentare zu "Schrecken der Verlage"

  1. Abmahnungen: Sind für (deutschsprachige) Verlage nicht so interessant, weil (deren) Bücher eher selten über P2P verbreitet werden.

    Kontinuierliches Entfernen von Links (Notice and Takedown): Bringt zumindest einen relativen Vorteil. Kann man selber Kompetenz aufbauen (was ich ohnehin empfehle) oder Leute wie Kaspar oder uns beauftragen. Rechnet sich bei Ersatzrate minus Kosten für Antipiraterie-Maßnahmen. Allerdings sollten Sie Firmen misstrauen, die behaupten, dass sie das Piraterieproblem mit einem Programm lösen könnten – man lese den Originalartikel unter

    http://www.faz.net/aktuell/feu

    Solche Programme bestehen leider nicht die Turing-Tests (Captchas), denen man sich beim Aufspüren von Piratenlinks ständig stellen muss.

    Verbesserung legaler Angebote: Wird von manchem behauptet.

  2. Buchverkäufer | 24. März 2015 um 8:18 | Antworten

    Wie wollen die, die Nutzer von OCH`s abmahnen?
    Soweit mir bekannt, muss man jeden Download nachweisen und zusätzlich noch belegen das dieser vollständig und fehlerfrei war. Datenmüll zu laden ist keine Urheberrechtsverletzung.
    Nichtmal mit NSA-Methoden (von einer QuellenTKÜ mal abgesehen) kann der letztere Punkt mit Onlineüberwachung gerichtsfest belegt werden.
    Schön ist zumindest, das sie endlich erkannt haben, das sie was machen müssen.

    • Was „sie“ erreichen wollen, ist wohl, dass die Filehoster mehr in die Pflicht genommen werden, also selber aktiv schauen müssen, wo die Files herkommen und ob diese vielleicht urheberrechtlich belastet sind. Rapidshare hat das vorbildlich gemacht (weit mehr als das, was das Gericht gefordert hatte) und stellt jetzt den Betrieb ein. Ähnliches streben „sie“ jetzt aus guten Gründen für Uploaded an.

      Bringt das was? – Eventuelle Marktlücken werden halt durch Wettbewerber (andere Filehoster) in wenigen Tagen geschlossen. Und die sind unter Umständen nicht so kooperativ beim Notice-and-Takedown-Verfahren, wie es noch Rapidshare oder auch Megaupload (Kim Dotcom) waren. Und interessieren sich vielleicht gar nicht für deutsche oder europäische Rechtsprechung. Am Ende haben dann nur wieder die Juristen verdient.

      Und schließlich ist das alles Schnee von gestern. Notice-and-Takedown lohnt sich zwar noch – solange die Kosten unter der Ersatzrate liegen und man kompetente Mitarbeiter/Dienstleister hat, kann man da relativ was erreichen, etwa bei reichweitenstarken Seiten wie avax***, boerse.** oder scribd.com. Aber der Hauptgegner für die (nicht nur deutsche) Buchbranche ist und bleibt nun mal L*G* in Russland. Hier macht allein die deutsche Buchbranche täglich einen fünfstelligen Verlust. Solange man die (L*G*, nicht die Branche) nicht abschaltet, ist alles, was zum Thema E-Books (und Piraterie) gesagt wird, pures Blabla (s. die aktuellen Wachstumsraten im deutschen E-Book-Markt).

      Ach ja, falls mal jemand wissen möchte, WIE man L*G* abstellt, kann er/sie, können „sie“ sich gerne bei mir melden.

      Im übrigen wird man ja hoffentlich noch sagen dürfen, dass es schön ist, dass man mal darüber gesprochen hat.

  3. Glaubt man UK/US Autoren (zitiert bei BR http://www.buchreport.de/nachr… oder http://www.kboards.com/index.p… dann vernichten Flatrates (hier Kindle unlimited) ca 50-75% der Verkäufe – wenn die Autoren nicht lügen. Damit kann man zumindest die Frage beantworten, welche ebook Umsatzverluste Flatrates (legal oder Piraten) verursachen können. Im FAZ Artikel wird Herr Sprang zitiert: „England ist uns mit seiner Anti-Piraterie-Einheit PIPCU weit voraus“. Glauben wir das mal. Auf BR findet man die Aussagen vom Chef der
    UK Booksellers Association http://www.buchreport.de/nachr… . Wenn in UK „Ahnung“ vorhanden sein soll (was ich glauben würde. jedenfalls mehr als bei uns), dann ist doch sehr wahrscheinlich, welchen Effekt Onleihen/Flatrates haben, oder?
    In Anbetracht der „Wachsrumszahlen“ von 7.6% (2013 auf 2014), wobei man offiziell mit mehr als 60% gerechnet hat, dann finde ich die Aussage in der FAZ „Anders als bei der Musikindustrie ist die Katastrophe ausgeblieben …“ als ganz schön gewagt. Was ist denn dann eine Katastrophe?

    • Die Frage ist, ob das geringe Wachstum bei den E-Books der Schrumpfung des Print-Marktes die Waage hält oder, anders gefragt, ob Print schneller schrumpft, als Digital wächst. Das wäre eine Katastrophe und ein Indiz für grassierende Piraterie.

  4. Bei den Profiteuren noch zu ergänzen: Anti-Piraterie-Dienstleister. Anonymisierungsdienste. Auf den vorderen Plätzen: Hardware-Anbieter und Anwälte.

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