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Richard David Precht und Harald Welzer heizen Mediendebatte an

Bahnt sich da ein heißer Herbst an? Am 28. September erscheint bei S. Fischer ein neues Buch von TV-Philosoph Richard David Precht und dem Soziologen und Publizisten Harald Welzer. Der Titel gibt die Stoßrichtung vor: „Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird – auch wenn sie keine ist“. Untertitel: Wie Massenmedien die Demokratien gefährden.

Als 208 Seite starke gebundene Ausgabe ist der Titel dann für 22 Euro erhältlich, zeitgleich erscheint bei Goldmann eine E-Book-Ausgabe und im Hörverlag die Hörbuchfassung. 

„Sehr kurzfristig und mit vereinten Kräften“ sei das Buch entstanden, heißt es bei S. Fischer. Und das Buch dürfte angesichts der Autoren auch einiges an Potenzial für die SPIEGEL-Bestsellerliste mitbringen. Beide, Precht wie Welzer, haben in den vergangenen Jahren mit ihren Büchern stets Verkaufserfolge erzielt. 

Das dürfte auch diesmal so werden – Debatten inklusive. Denn Precht und Welzer stellen die These auf, die Berichterstattung von (zunächst nicht näher definierten) „Massenmedien“ weiche oft von den Ansichten und Eindrücken großer Teile der Bevölkerung ab. Dabei liege das nicht an einer „gelenkten Manipulation“ durch „den Staat“, sondern an einer „Selbstgleichschaltung“ der Medien, die jeweils „ganz eigenen Echokammern einer Szene“ abbildeten, die stets darauf blicke, was der jeweils andere gerade sage oder schreibe, „ängstlich darauf bedacht, bloß davon nicht abzuweichen“. Diese Angst sei dann der bestmögliche Dünger für den Zerfall der Gesellschaft, heißt es ahnungsvoll.

Precht und Welzer betonen, die Medien würden „mit immer stärkerem Hang zum Einseitigen, Simplifizierenden, Moralisierenden, Empörenden und Diffamierenden“ auffallen.

Wie das mediale Echo auf diese Thesen dann im Herbst ausfällt, bleibt für den Moment unbeantwortet.

Kommentare

9 Kommentare zu "Richard David Precht und Harald Welzer heizen Mediendebatte an"

  1. Kritik kann meines Erachtens am effektivsten von innen heraus wirksam werden; die Aufgabe der freien demokratischen Medien ist es doch, möglichst viele Menschen breit gefächert zu informieren, sie mittels vieler Sachargumente zu diskursiven Gesprächen anzuregen und in einer Demokratie auf Fehlentwicklungen möglichst frühzeitig hinzuweisen. Der Podcast von Precht und Lanz ist für funktionierende Streitkultur für mich ein sehr erquickliches Beispiel. Wieso werden ausgerechnet fachkompetente Mitglieder dieses öffentlichen Apparates, die bisher aufgrund ihrer vielschichtig begründbaren Medienwirksamkeit liebend gern geladen wurden oder gar deshalb eigene Formate haben, plötzlich geschmäht? Mir fällt in diesem Zusammenhang das unausgesprochene Wort des „Nestbeschmutzers“ ein oder der Satz „wessen Brot ich eß, dessen Lied ich sing“ – gilt es nicht, in einer Demokratie unmerkliche weil schleichende Phänomene, hier das der polarisierenden Eindimensionalität, aufzudecken, sichtbar zu machen und auszusprechen
    Das meint Aufklärung.

  2. Na, das ist ja gerade der Trick des TV-Philosophen und des inzwischen ebenso medienkompatiblen Kollegen: Such Dir ein Thema, über welches sich durchaus trefflich streiten lässt und mit dem aktuell aufgrund der eigenen Rolle die größtmögliche Aufmerksamkeit generiert werden kann – der gewollte Medienkrawall ist eingeschlossen und irgendein Buchverlag spielt schon mit. Wem dient es? Primär nicht einer fairen Diskussion eines wichtigen Themas, dafür umso mehr den beiden TV-Nasen und der Steigerung des eigenen Öffentlichkeitsindexes. Denn wo wird wohl mit wem ausgiebig diskutiert werden? Ein Schelm, wer ein System dahinter erkennt, welches gerade von zugespitzen Thesen, Krawall und inzwischen auch besonders von der Eigenpräsentation dieser zwei Medienclowns lebt.
    P.S.: Falls die Frage aufkommen sollte, nein, wir haben das Buch für den aktiven Verkauf hier in unserer Buchhandlung nicht vorbestellt.
    Jens Bartsch – Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln

  3. Björn Gallinge | 11. Juli 2022 um 13:35 | Antworten

    Spannend. In dieser kurzen Vorankündigung steht nichts, wirklich nichts Neues. Nichts, was nicht schon seit Jahren oder länger bekannt ist bezüglich der Funktionsweise von Massenmedien. Nichts, was nicht bereits seit Jahren in Fachbüchern, Vorlesungen an Hochschulen oder Branchenmedien vermittelt und diskutiert wird. Warum ausgerechnet ein TV-Philosoph mit dem Aufwärmen lange bekannter Wirkmechanismen nun wieder einmal so gehypt wird, ist mir zumindest angesichts dieser Vorankündigung unverständlich. Schade um die Bäume für das Papier.

  4. Guiza, Christiane | 10. Juli 2022 um 2:43 | Antworten

    Ich bin gespannt, insbesondere ob selbstkritische Töne von Precht kommen, der ja gerade in der C-Krise sich besonders negativ und uninformiert hervorgetan und die Medien dafür benutzt hat, Menschen mit bestimmten Einstellungen, zu diffamieren, diskreditieren und auszugrenzen. Das ist eigentlich ein Punkt für mich, das Buch nicht zu kaufen. Schade, dass Welzer das Buch nicht allein geschrieben hat…

  5. Tja, ob die beiden Herren ihre Prioritäten ernst- und glaubhaft genau umgekehrt sehen und setzen, dies schätze ich eben ein wenig skeptischer ein. Wünschenswert wäre es allerdings in der Tat, wenn diese Diskussion zu einer Verbesserung und nicht zu den Rufen nach Abschaffung führte. Aber nochmals tja, auch da bin ich skeptisch – wir werden eben sehen müssen, was draus wird.

  6. Renate Fürstenberg | 8. Juli 2022 um 9:22 | Antworten

    GERADE DAS IST DAS GRANDIOSE-NICHT NACH DEM MOTTO-ICH FINDE VIELES -SORRY-SCHEISSE AN DEN MEDIEN-A B E R-ICH SAGE NICHTS-ICH ÄNDERE NICHTS-ICH VERDIENE MEIN GELD-ERREICHE POPULARITÄT E. C. VORTEILSDENKEN VOR MORAL-PRECHT U.WELZER SETZEN IHRE PRIORITÄTEN GENAU UMGEKEHRT-CHAPEAU!UND ÜBRIGENS-HIER WERDEN DIE MASSENMEDIEN NICHT ABGESCHAFFT-VERBESSERUNG LAUTET DAS MOTTO

  7. Mmh, da kann ich beim weiteren Verständnis jetzt auch nicht mehr wirklich weiterhelfen, denn eigentlich steht in meinem kurzen Text nahezu alles drin, was ich bemängele. Auf komische Pseudonyme reagiere ich übrigens ein wenig allergisch, kontaktieren Sie mich zwecks etwaiger Nachfragen oder Verständnisprobleme doch einfach direkt und persönlich.

    Jens Bartsch – Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln

  8. Bernardo de la Barquera | 7. Juli 2022 um 18:13 | Antworten

    So ganz verstehe ich die Argumentation nicht. „Zwei absolute Mediengewächse …“ Um abzukürzen: Man muss doch ein Buch veröffentlichen können, das die Strukturen der Mafia aufzeigt, auch wenn die Mafia Anteile an dem Verlag hält, in dem dieses Buch erscheint.

    P. S. Unter „Medien“ verstehen die beiden wohl nicht die Buchverlage. Und _die_ bzw. die Käufer der Bücher haben Precht und Welzer groß gemacht. Und das Fernsehen ist dann hinterhergehechtet.

  9. Was für ein grandioses Geschäftsmodell: Zwei absolute Mediengewächse, die ohne diese nie die Aufmerksamkeit erreicht hätten, die sie aktuell haben, die schreiben ein kritisches Buch zu DEN (? – sic!) „Massenmedien“. Und wo werden Sie im Herbst in diversen Gesprächsrunden ihre Meinung kundtun, wo werden Sie auf die eingeforderte Diskussion hoffen, wie schaut der Medienplan des S. Fischer Verlags aus? Ach so, bei den Massenmedien und den allseits bekannten Talkshows selbstverständlich soll gepunktet und Quote gemacht werden – nee klar, ist logisch.

    In exakt diesem Verhalten erkenne ich bei den Herren Precht und Welzer eine Entwicklung, die eigenen Vorwürfe selbst zu erfüllen. Nämlich (ausgeschnittenes ZITAT aus der Verlagsankündigung) „…mit immer stärkerem Hang zum Einseitigen, Simplifizierenden, Moralisierenden, Empörenden und Diffamierenden“ auffallen zu wollen. Dummerweise haben sie mit S. Fischer einen starken Verlag gefunden, der dieses durchschaubare Spiel ohne jegliches Wimpernzucken mitspielt – sehr schade!

    Jens Bartsch – Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln

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