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Qualifiziert auf langer Leiter

Bei dem aktuellen Grundsatzstreit um Aus- und Fortbildung in der Buchbranche (hier mehr) bleibt die Karrierefrage speziell für Frauen offen. Die Buchbranche gilt zwar als „weiblich“, weil die Mehrzahl der Beschäftigen Frauen sind, aber in den Führungsebenen spiegelt sich dies nicht wider.

Das Netzwerk Bücherfrauen hat die Diskrepanz aktuell auf einer Veranstaltung während der Leipziger Buchmesse thematisiert, bei der die Münchner Kommunikationswissenschaftlerin Romy Fröhlich erste Tendenzen einer Stu­die mit 1200 Befragten zur Arbeitssituation in der Buchbranche präsentiert hat, die bis Herbst abgeschlossen werden soll:

  • Frauen können häufiger als ihre männlichen Kollegen mehrere Ausbildungen und Qualifikationen vorweisen.
  • Die Einkommensschere geht gleichwohl auf allen Hierarchieebenen zuungunsten der Frauen auseinander.
  • Bei Frauen gibt es (anders als bei Männern) keinen Zusammenhang zwischen Qualifikation und Karriere- bzw. Gehaltsstufe.

Größte Chancen im Kinderbuchverlag

Die relativ geringe Präsenz von Frauen in Führungspositionen zeigen auch die aktuell veröffentlichten buchreport-Rankings der größten Buchhandlungen und Verlage im deutschsprachigen Raum:

  • Bei den „5o größten Buchhandlungen“ haben die Unternehmen in der Rubrik „Leitung“ insgesamt 90 Personen benannt, davon sind 19% Frauen.
  • Bei den „100 größten Verlagen“ werden mehr als 500 Geschäftsführer und Leitende genannt, davon sind 29% Frauen.
  • Die Frauenquote beträgt auf der obersten Führungsebene der Verlage 14%, auf der zweiten Ebene 40%, mit jeweils leichter Tendenz nach oben gegenüber den Vergleichswerten von 2005.
  • Am niedrigsten ist der Frauenanteil in der Führungsriege von Fachinformationsverlagen, am höchsten bei Kinder- und Jugendbuch sowie Publikumsverlagen mit Schwerpunkt Belletristik.

Generell gilt, dass die Karrierechancen für Frauen in kleineren Häusern größer sind als in größeren Verlagen.

Den eindeutigen Befund, dass Frauen in der Branche zwar die Mehrheit der Beschäftigten und Auszubildenden stellen, aber in Führungspositionen deutlich schwächer vertreten sind, führen im Netzwerk organisierten Bücherfrauen nicht allein auf Männer-Seilschaften und für Frauen aufgebaute Hürden zurück. Auch die Karriereorientierung sei unterschiedlich, erläuterte die Personalberaterin Kirsten Steffen (Bommersheim Consulting) auf dem Leipziger Treffen. Männer verfolgten deutlicher Karriereziele, während für Frauen oft der Reiz der inhaltlichen Herausforderung im Vordergrund stehe.

Zu den Fotos: Bücherfrauen in Führungspositionen (v.l.): Nina Hugendubel (DBH), Claudia Zürcher-Riethmüller (Osiander), Heike Heymann-Rienau (Heymann), Maria Rupprecht (Rupprecht) und Julia Claren (Dussmann) gehören zur  Geschäftsleitung großer Buchhandlungen  bzw. Ketten. Claudia Reitter (Random House), Stephanie Mair-Huydts (MairDumont), Monika Schoeller (S.Fischer), Claudia Michalski (Beuth) und Ulrike Metzger (Ravensburger) tragen an der Spitze von Verlagen Verantwortung. – In der sehr mittelständisch strukturierten Buchbranche wird ein Teil der Positionen in der Unternehmensführung aus den Gesellschafterfamilien besetzt.

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