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Produktion: Die Beschaffungskrise

Schnelle Nachdrucke sind noch machbar: Als Antje Rávik Strubel im Oktober für „Blaue Frau“ den Deutschen Buchpreis gewinnt, lässt ihr Verlag S. Fischer den Titel, der sich bis dahin nur mäßig verkauft, sechsstellig nachdrucken. CPI Books in Leck wirft direkt nach der Preisverleihung die Druckmaschinen an und produziert die Nachauflage von 100.000 Exemplaren innerhalb weniger Tage. Der Drucker konnte die Kapazitäten in der Woche der Preisverleihung relativ risikolos reservieren: Er produziert 4 der 6 Shortlist-Titel 2021. (Foto: buchreport/DZ)

Im Jahresverlauf 2021 blickt die Buchbranche weltweit mit zunehmender Sorge auf ihre Lieferketten: Die Buchproduktion ist aus dem Takt geraten. Verlage, gleich welcher Größe und Ausrichtung, und ihre Druckereien sehen sich zeitgleich mit diversen Problemen konfrontiert, die Mehraufwände und auch -kosten erfordern, um Titel fristgerecht produzieren und ausliefern zu können. Kaum einer, der nicht in irgendeiner Weise betroffen ist von Materialknappheit bei Papieren, Pappen, Klebstoffen, Farben und Pigmenten oder von den Verwerfungen in der Seefracht, die die Lieferungen aus den asiatischen Märkten verzögern. Die Folgen sind insbesondere bei Pappen und Papiersorten ab der zweiten Jahreshälfte extrem lange Lieferzeiten und, je nach Verträgen, auch massive Kostensteigerungen. Nach jahrelanger Strukturbereinigung mit Abbau von Überkapazitäten und durch Corona-Sondereffekte wird 2021 der Käufermarkt zum Verkäufermarkt.

Herstellerinnen und Einkäufer in den Verlagen sind besonders herausgefordert, um Novitäten und Nachauflagen in den Handel zu bringen und die Lieferfähigkeit sicherzustellen. Konnten sie bislang zusammen mit den Druckereien oft auch kurzfristige Aufträge umsetzen, weil Nachschub vergleichsweise schnell verfügbar war, heißt es jetzt vor allem: frühzeitig planen und Material bevorraten. Fragezeichen stehen vor allem hinter dem kurzfristigen Nachdruck von Überraschungsbestsellern.

Die allgemeinen Kostensteigerungen bei Material, Transport und Energie bekommen die Verlage jetzt sukzessive auch beim Aushandeln neuer Druckverträge zu spüren: Die Druckereien, in früheren Jahren oft selbst im Preis gedrückt, geben jetzt die laufenden Preissteigerungen ihrer Materiallieferanten weiter, zu denen zuletzt auch noch Energiezuschläge gekommen sind. Der Druck auf die Margen der Verlage steigt damit. Erste kündigen an, dass ihre Bücher teurer werden.

buchreport blickt auf das Jahr 2021 zurück. Alle Themen des Jahres finden Sie sukzessive hier im Überblick.

Die Krise im Maschinenraum: ausgebremst und verteuert

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