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Bonnier nur noch knapp hinter PRH-Verlagsgruppe

Die größten deutschsprachigen Buch- und Fachinformations­ver­lage sind 2021 wieder spürbar gewachsen. Im Durchschnitt liegen die Umsätze der vielfältigen Verlagsunternehmen 5% über dem Vorjahr. Das ist ein Ergebnis der Erhebung der „100 größten Verlage“, mit der buchreport die deutschsprachige Branche zum mittlerweile 33. Mal vermessen hat: Hier geht es zur kompletten Analyse. Die Publikumsverlage haben besonders zugelegt. Das gilt auch mit zweistelligen Zuwächsen für die drei großen deutschen Verlagsgruppen.

Das Ranking der „100 größten Verlage“ kommt 2021 auf einen addierten Umsatz von 6,46 Mrd Euro. Das heißt, dass die Top-100-Unternehmen im Schnitt etwa 65 Mio Euro umsetzen. Dies verweist darauf, dass die Buchbranche weiterhin sehr mittelständisch geprägt und strukturiert ist.

Vielfalt der Publikumsverlage – aber auch große Konzernverbünde

Innerhalb des deutschsprachigen Marktes weist das Publikumssegment (Belletristik, Sachbuch, Kinderbuch, Ratgeber) einerseits eine recht ordentliche Verlagsvielfalt auf, allein im „100 Größte“-Ranking sind über die Hälfte der Verlage dem Publikumsbereich zuzuordnen. Aber das Segment wird gleichwohl besonders geprägt durch Verlagskonzerne, die unterschiedlich aufgestellt sind. Die deutsche Penguin Random House Verlagsgruppe (PRHVG, Bertelsmann) führt über 40 Verlagsmarken in München unter einem Dach, die anderen beiden großen Publikumsverlagsgruppen Bonnier und Holtzbrinck sind dezentraler aufgestellt, weshalb ihre Verlage als eigenständige publizistische und organisatorische Einheiten im Ranking einzeln aufgeführt sind.

Auch wenn man die Gruppen betrachtet, also mit den addierten Umsatzen der Bonnier- und Holtzbrinck-Einzelverlage, ist die Penguin Random House Verlagsgruppe seit langem Marktführer unter den deutschsprachigen Publikumsverlagen, meist mit klarem Vorsprung. Die deutschen Bonnier-Verlage haben in den vergangenen Jahren organisch und durch Akquisen zugelegt und sind 2018 an den Holtzbrinck-Publikumsverlagen vorbeigezogen. An der Reihenfolge PRHVG, Bonnier-Gruppe, Holtzbrinck-Publikumsverlage hat sich auch 2021 nichts verändert, aber Bonnier hat noch einmal massiv aufgeholt.

Frechverlag sorgt für den Unterschied

Das sind die Größenordnungen der Buchkonzerne auf Basis der Umsätze 2021:    

Thomas Rathnow (Foto: Dominik Alves)

  • Penguin Random House (PRHVG): Die deutsche Bertelsmann-Buchtochter hat mit ihren zahlreichen Verlagsmarken im vergangenen Jahr mit 332 Mio Euro Umsatz kräftig (+12%) zugelegt und steht jetzt mit Rang 3 als einziger Publikumsverlag in der Spitzengruppe des 100-Größte-Rankings. Einen großen Teil des Umsatzsprungs hat der von WEKA übernommene Kreativ-Ratgeberverlag Frech beigesteuert, der geschätzt auf mehr als 15 Mio Euro Umsatz kommt.

Dank der Frech-Übernahme bleibt PRHVG-CEO Thomas Rathnow in der „Gruppenwertung“ knapp vor Bonnier-Deutschland-Chef Christian Schumacher-Gebler.

Christian Schumacher-Gebler (Foto: Ana Santl)

  • Bonnier Media: Der deutsche Zweig der schwe­dischen Bonnier-Gruppe legt seit Jahren zu. Er umfasst die Ver­lage Carlsen, Ullstein, Piper, Münchner Verlagsgruppe, arsEdition, Thienemann-Esslinger und Hörbuch Hamburg sowie den 2021 übernommenen Comic- und Kinderbuchanbieter Adrian & Wimmelbuchverlag, der nicht zu den „100 Größten“ zählt, aber fast 5 Mio Euro beisteuert. Weil fast alle Bonnier-Verlage organisch gewachsen sind, hat die Gruppe 2021 über 322 Mio Euro erlöst (+15%), also noch 10 Mio Euro weniger als Penguin Random House Verlagsgruppe.
  • Holtzbrinck: Die Publikumsverlagssparte des Holtzbrinck-Medienkonzerns kommt mit ihren Belletristik- und Sachbuchverlagen Droemer Knaur/Groh, Rowohlt, Fischer, Kie­penheuer & Witsch und dem Hörbuch-Verlag Argon auf insgesamt 257 Mio Euro (+13%).

 

Wenn man alles zusammenzählt

Holtzbrinck ist allerdings insofern der größte deutsche Buchkonzern, als er neben dem Publikumsbuchbereich auch Mehrheitsgesellschafter des Wissenschafts- und Fachinformationsriesen Springer Nature ist, der Nr. 1 im „100 Größte“-Ranking. Zusammen mit den Publikumsverlagen kommt Holtzbrinck auf mehr als 840 Mio Euro Umsatz im deutschsprachigen Raum…

Und wenn man den Bogen noch weiter spannt, kommen bei Penguin Random House wie bei Holtzbrinck international betrachtet aus den globalen Konzernaktivitäten vor allem in den USA noch Milliarden-Umsätze hinzu. Die internationale Gruppe Penguin Random House ist weltgrößter Publikumsverlag mit 4,03 Mrd Euro Umsatz, Holtzbrinck ist sowohl mit Springer Nature ein international bedeutsamer Wissenschaftsplayer, im Publikumsmarkt ist die Gruppe im englischsprachigen Raum u.a. mit den Macmillan-Verlagen aktiv.

Dieser Text ist ein leicht modifizierter Beitrag, der zuerst im buchreport.Magazin 4/2022 erschienen ist.

 

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Die 100 größten Verlage im buchreport.magazin

Die Analyse und die Gesamttabelle der „100 Größten“ stehen (auch) im buchreport.magazin 4/2022

 

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