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Die Verlagsagenda in und nach der Corona-Krise

Verlagsmanager müssen Prognosen machen, aber jederzeit flexibel auf grundstürzende Veränderungen reagieren können. Dies gelingt um so besser, wenn sie die grundlegenden Trends berücksichtigt haben. Doch was sind diese Trends?

Die Notwendigkeit zur Flexibilisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit wird die Verlage auch in Zukunft begleiten. Davon sind die Berater Nikola Ulrich und Markus Wilhelm überzeugt. Im Prozesschannel von buchreport.de blicken sie nach vorn, beleuchten fünf wichtige Strömungen und empfehlen zukunftsfähige Maßnahmen.

Nikola Ulrich ist als Senior Consultant und Prokuristin bei den Publisher Consultants tätig, Markus Wilhelm ist Geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens. (Foto: Publisher Consultants)

 

1. Nachhaltigkeit in der Buchproduktion

Spätestens seit der Fridays-for-Future-Bewegung ist das Thema Nachhaltigkeit wieder weit oben auf die gesellschaftliche Agenda gerückt. Auch Verlage beschäftigen sich verstärkt mit dem Thema, setzen auf Folienverzicht und ressourcenschonende Produktion. Im Verlauf des Jahres hat das Thema weiter an Bedeutung gewonnen. Käufer fordern angesichts der Bedrohung des Weltklimas massiv nachhaltige Printprodukte, und bei digitalen Produkten rücken Ressourcenschonung und Klimaneutralität ebenfalls zunehmend in den Fokus der Kunden – Stichwort „Green IT“.

Dabei gilt es nicht nur die eigentliche Medienherstellung zu berücksichtigen, also nicht nur Produktformen und -verpackungen, sondern auch die Produktionsstrukturen und Produktionsprozesse. Denn wo effizient gehandelt wird, werden auch weniger Ressourcen verbraucht.

Was allerdings die Angebote der Zulieferer und Dienstleister betrifft, so gilt es, kritisch zu bleiben und sich nicht von Lösungen blenden zu lassen, die keinen wirklichen Nachhaltigkeitseffekt haben, sondern reines „Greenwashing“ sind. Es ist dabei nicht immer leicht, die gesamte Ökobilanz verschiedener Produktionsketten sauber zu ermitteln und zu vergleichen. Dies hat bereits die Diskussion um die Einschweißfolie gezeigt. Sachkenntnis und ein scharfer Blick sind daher erforderlich, und entsprechend wächst die Verantwortung des Herstellers oder Materialwirts in den Verlagen.

 

2. Produktinnovationen erfolgreich umsetzen

Es gilt neue Produkte und Services möglichst effizient an die richtige Zielgruppe zu bringen, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Zukunftsfähige Geschäfts- und Erlösmodelle können die Anforderungen an Produktion und Prozesse sowie an Dienstleister und Partner grundlegend verändern.

Solche neuen Leistungen sollten allerdings stets strategisch fundiert sein. Umso leichter fällt es dann, konkrete, zielführende Maßnahmen fürs operative Geschäft abzuleiten. Hier sind Kompetenz in Prozessen und IT von den Produktionsverantwortlichen gefragt – vor allem aber die Bereitschaft, interdisziplinär zu konzeptionieren, zu planen und zu entwickeln. Das Management muss nicht nur den Freiraum dafür bereitstellen, sondern auch etwaige Widerstände aktiv adressieren.


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3. Kooperation statt Konkurrenz

Sobald der Wettbewerb hart auf Verdrängung hinausläuft, richten Unternehmen fast reflexartig all ihre Handlungen auf Verteidigung aus.

Aber ist es in den heutigen Zeiten des vernetzten Arbeitens und Handelns überhaupt sinnvoll, sich in immer mehr Details voneinander abgrenzen zu wollen? Oder sollten Verlage das Augenmerk nicht lieber verstärkt auf Gemeinsamkeiten und (für den Kunden) sinnstiftende Kombinationen der verschiedenen Kompetenzen ausrichten?

Ganz besonders relevant ist diese Überlegung in allen Bereichen, die der Kunde gar nicht wahrnimmt, etwa in der Herstellung, IT oder Verwaltung. Als Wettbewerber in diesen Bereichen zusammenzuarbeiten, kann beträchtliche Synergien hervorbringen. Auch darüber hinaus empfiehlt es sich, gründlich zu untersuchen, ob, wo und wie man durch gemeinsames Agieren Potenziale realisiert – und wo man es besser vermeiden sollte.

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4. Standardisierung

Die Möglichkeiten der Standardisierung für publizierende Unternehmen sind so vielfältig wie die Unternehmensbereiche, für die sie erdacht werden. Sie alle versprechen eine höhere Professionalisierung, Modernisierung und Effizienz.

Aber im Detail gleicht kein Unternehmen dem anderen. Es stellt eine große Herausforderung dar, die für das eigene Unternehmen, seine Produktionen und Prozesse passenden Standards auszuwählen und nutzenstiftend zu implementieren. Es lohnt sich, über den Tellerrand zu schauen und nach Best Practices in vergleichbaren Unternehmen zu forschen, auch was Methoden und Tools betrifft. Dabei sollte ein Manager auch in die benachbarten Branchen hineinsehen, etwa in den E-Commerce oder auf die Web- und Corporate Publisher, aber auch in die IT-Wirtschaft.

 

5. Digitalisierung heißt Vernetzung

Die aktuellen und künftig zu erwartenden technischen Entwicklungen führen zu neuen Formen der Zusammenarbeit und Vernetzung. Somit betrifft die Digitalisierung längst nicht allein die Produktformen und Services, die ein Unternehmen anbietet, sondern auch die Art und Weise, wie die verschiedenen Bereiche des Unternehmens intern zusammenspielen. Auch Organisation und eingesetzte Technologien können einen erheblichen Wertbeitrag leisten.

Wer also zwar nach außen hin seine Produkte und Services digitalisiert, aber im Innenverhältnis mit Prozessen wie vor Jahrzehnten arbeitet, springt zu kurz und verpasst viele Chancen, die die Digitalisierung bringt.

Wichtig ist bei jeder Prozess-Innovation allerdings, dass die verschiedenen Komponenten zueinander und zur Gesamtstrategie passen und dass etwa beschaffte IT-Lösungen im Sinn des Ganzen zusammenwirken und keine produktivitätsschädlichen „Inseln“ entstehen. Hier ist das vorschnelle „Maverick Buying“ von kostenlosen Einzellösungen durch ungeduldige Fachabteilungen ein Risikofaktor. Es gilt daher für das Management, immer ein Ohr am Werkzeugbedarf des Teams zu haben, aber auch zu verhindern, dass „Maverick Buying“ unwillkommene Fakten – und Datensilos – schafft.

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