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APE-Tagung: »Open« ist kein Selbstläufer

 

Zurück in der Kampfzone: Martin Grötschel, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, hat auf der APE-Tagung die Schwierigkeiten pointiert, die Wissenschaftspublizistik neu aufzustellen. Der Wissenschaftsfunktionär sieht die Schuld bei den Verlagen. (Foto: Edwin de Kemp)

Open Science war wieder einmal das Kernthema der Konferenz Academic Publishing in Europe (APE), die beinahe rituell das Jahr für Wissenschaftsverlage und Bibliotheken in Berlin eröffnet. Allerdings nahm die in den vergangenen Jahren manchmal eher theoretische Diskussion der frei zugänglichen Wissenschaft eine politische Wende.

Martin Grötschel, als Präsident der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Hausherr des jährlichen APE-Events, attackierte die „Marktdominanz und groteske Profitmargen im Verlagswesen“. Hintergrund: Grötschel ist Mitglied in der Verhandlungskommission „Deal“ der Hochschulrektorenkonferenz, die mit den großen Wissenschaftsverlagen komplexe Nationallizenzen abschließen will und dabei nicht so recht vorankommt. Sie hat sich insbesondere mit Marktführer Elsevier mächtig angelegt und einen Kalten Krieg zwischen Verlagen und Bibliotheken angezettelt. David Sweeney, der Direktor des britischen Forschungsfinanzierers HEFCE, wunderte sich denn auch, dass die deutsche Diskussion rund um „Deal“ derart politisiert und beinahe populistisch geführt werde.

Bemerkenswert war auf der APE ebenfalls der erstmals von Protagonisten angeschlagene kritische Unterton hinsichtlich der ambitionierten politischen Ziele, die mit Open Access verbunden sind. So strebt die Europäische Kommission mit ihrem Horizon-2020-Programm an, bis zum Ende des Jahrzehnts 50% aller öffentlich geförderten Publikationen in der EU für die Leser kostenfrei zugänglich zu machen. Diese Pläne scheinen zahlreichen Beobachtern zu optimistisch, weil es offensichtlich ist, dass das artikelbasierte Abrechnungsmodell APC, bei der die Autoren bzw. ihre Institutionen für die Publikation zahlen, allein nicht ausreichen wird, um Open Access in der Breite durchzusetzen. Dass Open Access kein Selbstläufer ist, bestätigte auch Sweeney, dessen Organisation zu einer der Vorreiterinnen des Modells in Europa zählt und durchaus selbstkritische Bilanz zieht.

Neben Open Science konzentrierte sich die Diskussion auf Fragen der Nutzung von Daten und der Rolle der Verlage in der Transition von inhalte- zu datenabhängigen Geschäften.

Wissenschaft, Open Access, Deal

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