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Norbert Gstrein gewinnt Österreichischen Buchpreis

Hanser hat bei der Vergabe des Österreichischen Buchpreises doppelt gepunktet: Hauptpreisträger ist Norbert Gstrein, der Debütpreis ging an Angela Lehner. 

Norbert Gstrein (Foto: Oliver Wolf Foto GmbH)

Gstrein wurde für seinen Roman „Als ich jung war” (Carl Hanser Verlag) ausgezeichnet. Der 1961 in Tirol geborene Autor sei ein „Meister des ‚zwielichtigen’ Erzählens”, heißt es dazu in der Jurybegründung. „Protagonist seines Romans ist ein Wirtssohn, der einige Jahre als Skilehrer in den USA gearbeitet hat, um dann nach Österreich zurückzukehren. Franz erzählt uns seine Geschichte, aber je mehr Details er vorbringt, umso unsicherer wird der Leser. Eine Braut ist gestorben – aber wie? Ein Mädchen wurde vergewaltigt – vielleicht. Ein anderes Mädchen ist verschwunden – wohin? Norbert Gstrein setzt Zeichen um Zeichen. Man folgt seinem Konstrukt und seinem bewundernswert klaren Satzbau mit Spannung, aber im Gegensatz zum Detektivroman gibt es hier kein Superhirn, das die Zeichen eindeutig interpretieren könnte. Am Ende hält der Leser viele Fäden in der Hand. Ob einer davon der rote ist – wer weiß?“

Gstrein, der als Preisträger 20.000 Euro erhält, setzte sich mit seinem Roman gegen diese weiteren Shortlist-Kandidaten durch, die jeweils 2500 Euro bekommen:

  • Raphaela Edelbauer: Das flüssige Land (Klett-Cotta)
  • Karl-Markus Gauß: Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer (Zsolnay)
  • Sophie Reyer: Mutter brennt (edition keiper)
  • Clemens J. Setz: Der Trost runder Dinge (Suhrkamp)

 

»Unsentimental, frech und direkt erzählt«: Angela Lehner erhält Debütpreis

Der mit 10.000 Euro dotierte Debütpreis ging an Angela Lehner für den Titel „Vater unser” (Hanser Berlin).

Die Jurybegründung im Wortlaut: „In Angela Lehners Roman „Vater unser“ erzählt Eva Gruber von ihrer Einlieferung in die psychiatrische Anstalt, ihrem magersüchtigen Bruder, den sie dort findet und retten möchte, und ihrem Vater, den sie zusammen mit dem Bruder töten will. An das Gebot „Du sollst nicht lügen“, das es, wie sie feststellt, gar nicht gibt, hält sie sich überhaupt nicht: Hat sie nun die Kindergartenkinder erschossen, wie sie behauptet? Wurden sie und ihr Bruder vom Vater missbraucht und von der Mutter allein gelassen? Begeht der Chefpsychiater, der sie behandelt, wirklich Selbstmord? Unzuverlässig ist sie, die Erzählerin, respektlos und verletzlich zugleich, und sie kehrt damit nicht nur die Welten der Irren und der Normalen um, sondern stellt auch sämtliche, zumeist männliche Autoritäten und deren Ordnungen in Frage. Angela Lehners fulminanter Debütroman, unsentimental, frech und direkt erzählt, ist Familiengeschichte, Krankenhausreport und Krimi in einem – und zugleich ein kritischer Befund eines katholisch geprägten Österreich, in dem auf den Hausaltären neben dem Rosenkranz das gerahmte Porträtfoto von Jörg Haider liegt.“

Der Österreichische Buchpreis wurde in diesem Jahr zum vierten Mal vom Bundeskanzleramt, dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der  Arbeiterkammer Wien vergeben. Die Preisverleihung fand zum Auftakt der Buch Wien statt.

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