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Na denn eben Buchhandel

Mit einer Broschüre wirbt der
Börsenverein für Nachwuchs.

„3000 Lehrstellen frei in Frankfurt am Main“, warb kürzlich eine Plakatfläche auf einem von jungen Menschen stark frequentierten S-Bahnhof im Berliner „Spätaufsteher-Viertel“ Friedrichshain. Was noch im vergangenen Jahr undenkbar war, ist 2008 Wirklichkeit: Die Lage auf dem Lehrstellenmarkt hat sich gebessert. Die Agenturen für Arbeit verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme der Ausbildungsplätze um 4% auf 445.000. Zugleich ging die Bewerberzahl um 16% auf 575000 zurück; Grund dafür sind vor allem demografische Effekte.

Auch im Buchhandel hat die Jagd auf die knapper werdenden Talente begonnen, berichten zum Beginn des Ausbildungsjahres am 1. August die Geschäftsführer der für den Osten Deutschlands zuständigen Landesverbände:

  • „Wir bemerken noch keinen so drastischen Rückgang wie im Handwerk“, meint Johanna Hahn, Geschäftsführerin des Landesverbands Berlin-Brandenburg, „stellen aber fest, dass sich die Qualität der Bewerber verändert hat – hin zur Beliebigkeit.“ Viele Bewerber, so Hahn, suchen einfach nur einen Ausbildungsplatz und würden oft auch nicht die für den Sortimenterberuf notwendige Allgemeinbildung mitbringen.
  • Ins selbe Horn stößt Michael Menard, Landesverbandsgeschäftsführer für die Region Norddeutschland, wenn Umfragen im Sortiment auch kein Rückgang der Bewerberzahl ergeben hat. „Überschaubar ist allerdings inzwischen die Zahl derjenigen, die geeignet sind“, seufzt auch Menard. Seine Hypothese: Je besser die Qualifikation, desto später trudeln die Bewerbungen bei den Buchhändlern ein: Gute Schulabgänger bewerben sich erst noch bei weiteren Firmen, bevor sie im Buchhandel landen. Motto: „Na denn eben Buchhandel.“

Die Diskussion über die Qualität des Buchhändlernachwuchses hält seit dem Frühjahr an, als der Börsenverein in einer Umfrage erhoben hat, ob die jungen Sortimenter zu wenig wirtschaftlich denken. Und tatsächlich war ein Ergebnis, dass angehende Buchhändler den kaufmännischen Grundlagen ihres Metiers relativ wenig Bedeutung beimessen:

  • Nur 23% der befragten Azubis stufen betriebswirtschaftliche Fachkenntnisse als „sehr bedeutsam“ für ihren Beruf ein. Teilnehmende Buchhändler räumten diesem Wissen zu 49% Priorität ein.
  • Zielgruppenorientiertes Verkaufen halten nur 40% der Sortimentseleven für „sehr bedeutsam“ – gegenüber 57% der „fertigen“ Buchhändler.
  • Nur 54% der Azubis halten es für sehr wichtig, aktiv auf Kunden zuzugehen (Buchhändler: 81%).
  • Gerade mal 40% der befragten Auszubildenden räumen dem kaufmännischen Denken höchste Bedeutsamkeit ein. Von den teilnehmenden Buchhändlern ordneten demgegenüber 64% das kaufmännische Denken in der höchsten Wichtigkeitskategorie ein.

Gegenüber buchreport erklärte Börsenvereins-Bildungsdirektorin Monika Kolb-Klausch: „Ich glaube nicht, dass die Buchbranche den falschen Nachwuchs anzieht, aber wir müssen daran arbeiten, bei den Auszubildenden das Bewusstsein für proaktives Verkaufen und Vermarkten zu schärfen und Inhalte handlungsorientiert zu vermitteln.“

Uni sono Sortimenter-Ausschuss-Vorsitzender Heinrich Riethmüller: In der Ausbildung müsse mehr Wert auf die kaufmännischen Bereiche gelegt werden, forderte der Sortimenter: „Wir verkaufen schließlich ein Produkt, das muss in Zukunft viel stärker in den Vordergrund gestellt werden.“

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