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Marius Hulpe über »Wilde grüne Stadt«

In den aktuellen Herbstprogrammen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autoren. buchreport stellt 13 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Marius Hulpe.

Mein Roman in drei Sätzen

Eine vom langen Arm der Weltpolitik umklammerte Familiengeschichte zwischen Iran und Deutschland über mehr als ein halbes Jahrhundert hinweg: ein Iraner, der sich unfreiwillig in der Fremde behaupten muss; eine junge Frau im Kampf gegen die ständige Angst zu enttäuschen; ein Kind, das trotz seines bürgerlich-katholischen Aufwachsens Alltagsrassismus erlebt, und seine Fluchtwelten. Der grüne Sandstein der alten Heimat, die grünen Farben der islamischen Revolution, die ökologische Revolution. Das Aufeinanderprallen von Lebensentwürfen, Repression in einer erzchristlichen Kleinstadt.

Mein Weg zu Dumont

Den Roman in dieser Form hatte ich für viel später im Sinn. Als sich die Arbeit daran immer mehr verdichtete, fiel mir auf, dass es Dumont war, wo man sich unabhängig vom Manuskript am intensivsten für mein Schreiben interessierte. Als ich über meinen Agenten das Angebot bekam, sprach ich mit keinem anderen Verlag mehr, um zum Beispiel mehr herauszuholen. Die erfahrene Wertschätzung war entscheidend.

Marius Hulpe wurde 1982 in Soest geboren und lebt heute in Berlin. Er studierte Philosophie, Literatur-, Theater- und Medienwissenschaft in Leipzig, Potsdam und Berlin sowie Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim. 2008 veröffentlichte Hulpe mit „Wiederbelebung der Lämmer“ seinen ersten Gedichtband im Zürcher Amman Verlag. Seine Gedichte, Essays und Erzählungen erschienen im Rundfunk, in zahlreichen Magazinen, Zeitungen und Anthologien. „Wilde grüne Stadt“ ist sein erster Roman. (Foto: Ekko von Schiwchow)

Das Verdienst meiner Lektorin

Auch wegen meiner Lektorin Angela Tsakiris bin ich zu Dumont. Sie hat mich ein unbeschreibliches Urvertrauen in meine Arbeit spüren lassen. So gehört sich das. Und sie hat mir geholfen, die losen Fäden an den Rändern loszulassen, die entscheidenden umso fester an mich zu reißen. Sie hat mich in meinen Maßstäben für Sprache bestärkt. Ohne sie wäre das alles vielleicht gar nicht so möglich gewesen.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Auch wenn ich wegen der Lyrik und anderen Dingen schon eine Weile darin herumschwimme, habe ich bis heute kein bestimmtes Bild gewonnen, außer dass es ein Ozean ist, mit Tausenden Ufern und so bunt und divers wie die Gesellschaft.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Ellinghaus und Ritter’sche in Soest, Ocelot und Die gute Seite in Berlin.

Meine Lieblingsautoren

Das hat sich nun abermals verschoben und wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit bald wieder verschieben. Ich habe meine Favoriten. Aber von irren, guten, dichten Texten lasse ich mich anstecken, ganz gleich, woher sie kommen.

So lese ich

Meistens 20 Bücher parallel und davon zwei hauptsächlich, wenn man da von einer Hauptsache sprechen kann. Ich bedaure, nicht noch mehr Zeit zum Lesen zu haben.

Schreiben ist für mich

Das, was ich zu tun habe und das, was ich am ehesten kann.

Wenn ich nicht gerade schreibe

Essen, Schlafen, Reisen. Den Rücken entlasten, Fußball spielen. Dabei denke ich darüber nach, was sich schreiben ließe. Was unbedingt geschrieben werden müsste. Und was davon ich schreiben sollte und was andere.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Wir freuen uns, Marius Hulpe für Dumont gewonnen zu haben, weil wir ihn für einen hochtalentierten Autor halten, der sich durch eine große sprachliche Präzision und eine ganze eigene Poesie auszeichnet. „Wilde grüne Stadt“ ist ein in viel­facher Hinsicht spannender Roman; er verknüpft politische und gesellschaftlich relevante Themen mit einer sehr besonderen Familiengeschichte und zeigt den Menschen so in seinem Eingebundensein in den familiären Kontext wie auch in die Welt – etwas, was großes Glück, aber auch Überforderung bedeuten kann. In dieser Ambivalenz umkreist der Roman im Kern ein sehr zeitgemäßes Lebensgefühl.

Angela Tsakiris, Lektorin

Debütanten im Herbst 2019 – im buchreport.magazin 09/2019

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