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Lucy Kivelip: Zündstoff für den Manga-Markt

Lucy Kivelip: Zündstoff für den Manga-Markt

Eine Community aus Manga-Fans übernimmt auf der Plattform „Digital Manga Guild“ die Rolle des Verlags, wählt Titel aus und übersetzt sie. Über die verbundene Plattform emanga.com werden die Manga als E-Books direkt an in- und ausländische Fans vertrieben. Der Gründer Hikaru Sasahara möchte so den Manga-Markt revolutionieren. Ein Ziel, das durchaus erreicht werden könnte.

Gerade in diesem Genre erscheint das Konzept schlüssig: Manga leben von ihren Zeichnungen, die kurzen Texte lassen sich schnell und ohne umfangreiche Sprachkenntnisse übersetzen. Zudem boomt der Online-Markt für Manga, zahlreiche Raubkopien schwirren bereits im Netz, Tablets bzw. E-Books werden als neue Hoffnungsträger für Comics gefeiert und Zeichnungen kommen auf Displays wunderbar zur Geltung, wie Marvel Comics eindrucksvoll beweist.

Die deutsche Plattform comicstars.de setzt auf ein ähnliches Konzept: Comic-Zeichner oder Verlage laden ihre Inhalte hoch und können diese kostenpflichtig für iPhone, iPod und als E-Book vertreiben.

Dass dies auch im Belletristik-Bereich Sinn machen kann, will Droemer Knaur mit neobooks.com beweisen.

Die Entwicklungen zeigen, dass sich durch die Etablierung von E-Books  neue Verlagsstrategien durchsetzen könnten. Haben die Konzepte Erfolg, verlieren traditionelle Formen zunehmend an Bedeutung. Sofern E-Books auch über die Grenzen hinweg verkauft werden, blieben als Verlierer jene Verlage zurück, die hauptsächlich vom Vertrieb ausländischer Lizenzen leben. Insbesondere dann, wenn Original-Verlage möglicherweise selbst eine Plattform zum grenzüberschreitenden Download von Manga aufbauen, statt die Lizenzen ins Ausland zu geben, wie es Gerüchten zufolge japanische Verleger planen.

Dennoch reagieren deutsche Verlage eher gelassen: „Die Digital Manga Guild ist ein spannendes Experiment, ich frage mich aber, ob das wirklich so funktioniert”, zweifelt Manga-Programmleiter Kai-Steffen Schwarz von Carlsen. „Wir werden zunächst weiterhin mit illegalen digitalen Manga zu kämpfen haben. Wenn eine solch unglaubliche Menge umsonst im Netz zu finden ist, sind kommerzielle Angebote kaum eine Konkurrenz”, erklärt Joachim Kaps, Geschäftsführer von Tokyopop. Außerdem sei es schwierig, E-Books von Japan aus publik zu machen. „Natürlich bemühen wir uns, die deutschsprachigen E-Book-Fassungen zu lizensieren”, erläutert Schwarz. Dies sei teilweise schwierig, weil die japanischen Verlage selbst noch nicht wüssten, ob sie die Lizenzen zurzeit vergeben wollen. „Scheinbar können einige Verlage doch nicht der Versuchung widerstehen, ihre ausländischen Partner zu umgehen”, ergänzt Kaps.

Es klingt aber auch verlockend: Durch Direktvertrieb stiegen die Erlöse für die Lizenzgeber um ein Vielfaches, die aus dem Printbereich üblichen Barrieren zum Kunden verschwinden. Sofern die Kunden – wie im Falle der Digital Manga Guild – aktiv in die Entstehung der Produkte eingebunden werden, ist eine stärkere Identifizierung mit dem Produkt kaum vorstellbar, entsprechend begeisterte Mund-zu-Mund-Propaganda die logische Konsequenz. Doch auch in professioneller Übersetzung sollte die Vermarktung dank Google, Apple und Amazon – selbst von  Japan aus – ein Leichtes sein. Raubkopien werden das Geschäft zwar schwächen, doch bei attraktiver Aufbereitung, komfortablem Download oder bequemen Abomodellen sollten viele Fans vom Wert der E-Books überzeugt werden können. All dies gilt nicht nur im Manga-Genre, sondern auch im Belletristikbereich oder im Sachbuchmarkt. Was also bleibt Lizenznehmern? Nicht verzweifelt die Asche hüten, sondern sich schnellstmöglich frische Glut suchen: neue Geschäftsfelder, eigene Lizenzen.


Lucy Kivelip ist Redakteurin bei buchreport, vorwiegend zuständig für buchreport.de. Zuvor war sie im Landesverband NRW des Börsenvereins sowie als PR- und Marketing-Referentin tätig.

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