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»Lesenlernen stärker in den Fokus der Bildungspolitik rücken«

Eine neue Initiative engagiert sich für Leseförderung von Kindern: Unter dem Aufruf „Jedes Kind muss lesen lernen!“ haben Persönlichkeiten aus Kultur und Politik Hamburgs eine Kampagne gestartet, die über die Plattform change.org weitere Mitstreiter mobilisieren will. Zu den 27 Erstunterzeichnern zählen unter anderem die Kinderbuchautorin Kirsten Boie, der Politiker Klaus von Dohnanyi und der Sänger Rolf Zuckowski

Ziel der insgesamt 27 Erstunterzeichner ist, zunächst ausgehend von Hamburg eine bundesweite Diskussion zum Thema Lesen anzuregen. Am 20.9., dem Welttag des Kindes, soll die Erklärung mit den Unterschriften an die Bildungsministerien der Länder, die Bundesbildungsministerin und die Kultusministerkonferenz übergeben werden.

Als Initialzündung nennt die Initiative die desolate Situation bei der Lesekompetenz von Kindern und verweist unter anderem auf die Ergebnisse der IGLU-Studie: 

  • Knapp ein Fünftel der Zehnjährigen in Deutschland könne nicht so lesen, dass der Text dabei auch verstanden werde. 
  • Im internationalen Vergleich sei Deutschland damit seit 2001 von Platz 5 auf Platz 21 aller beteiligten Länder abgerutscht und liege unter dem EU- wie dem OECD-Durchschnitt.
  • Zudem sei Deutschland das Land, bei dem das Ergebnis am stärksten von der sozialen Herkunft abhänge. Wer nach der Grundschulzeit nicht sinnentnehmend lesen könne, werde es in den weiterführenden Schulen nicht lernen.

Auf viele der Punkte hatte Kirsten Boie bereits kürzlich in einem Beitrag für die Wochenzeitung „Die Zeit“ hingewiesen und aufgezeigt, was sich im Bildungssystem ändern müsse:

  • Lesen sei noch immer die Schlüsselqualifikation für die Teilhabe an der Gesellschaft. Neben den Folgen, die eine fehlende Lesefähigkeit für jeden Einzelnen von ihnen haben werde, seien auch die Folgen für die Gesellschaft insgesamt erschreckend.
  • Ohne die Möglichkeit, einen qualifizierten Beruf zu erlernen, würden die meisten dieser Menschen vermutlich jahrzehntelang auf staatliche Unterstützung angewiesen sein. Umso wichtiger sei es, dass jetzt in die Bildungspolitik investiert werde.
  • Die 16 Länder, die Deutschland im Ranking seit 2001 überholt hätten, würden zeigen, dass und wie es möglich sei, die Lesefähigkeit aller Kinder signifikant zu steigern. Ein Land wie Deutschland, dessen wichtigste wirtschaftliche Ressource ein hoher Bildungsstand seiner Bevölkerung sei, könne das Thema nicht länger marginalisieren.

Die Unterzeichner wenden sich mit folgenden Forderungen an die Politik in allen Bundesländern, an die Bundesministerin für Bildung und Forschung, die Kultusministerkonferenz und die Bildungsminister aller Bundesländer:

  • Das Lesenlernen und Lesen müsse sehr viel stärker in den Fokus der Bildungspolitik rücken.
  • An den Grundschulen müssten frühzeitig Fördermaßnahmen in Kleingruppen eingeführt werden, die sich auf die reichlich vorliegenden Erkenntnisse der Leseforschung und die Erfahrungen der Lehrer stützten.
  • Diese Förderstunden dürften nicht für Vertretungsunterricht zweckentfremdet werden.
  • Es müssten ausreichend Grundschullehrer eingestellt werden, um dieses Ziel umzusetzen. Das heiße: An den Hochschulen müssten deutlich mehr Studienplätze für die Lehrerausbildung geschaffen werden.
  • Es müsse Schulbibliotheken, Lesungen und Lektüreprogramme gerade auch an solchen Schulen geben, deren Schülerschaft eher bildungsfern sei. Die Lektüre altersgerechter Bücher vermittele die Fähigkeit, komplexere Zusammenhänge aus längeren Texten zu entnehmen. So könne man später zum Beispiel Zeitungsartikel lesen und verstehen.
  • Für all diese Zwecke müssten jetzt genügend Mittel in den Haushalten ausgewiesen werden. Das Lesen dürfe nicht den derzeitigen (kosten)intensiven Bemühungen um die Digitalisierung der Schulen zum Opfer fallen. Unverbindliche Absichtserklärungen reichten nicht mehr aus. Deutsche Grundschulen müssten es schaffen, alle Kinder das Lesen zu lehren!

 

 

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