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Amazon-Bücher im Barsortiment

Dominic Myers (Foto: Amazon)

Dominic Myers kann einen Haken hinter ein großes Projekt setzen. Der Brite, früher Buchhändler und seit 2014 Europachef von Amazon Publishing, hat den Titeln des Amazon-Verlags einen Weg in den stationären Handel gebahnt: Die deutschsprachigen Titel sind ab sofort bei KNV gelistet und als Printausgabe über das Barsortiment beziehbar. Damit können erstmals Buchhändler in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Südtirol (Italien), Luxemburg sowie den USA und Japan auf die Titel zugreifen.

Mit dem Anschluss an KNV macht Amazon Publishing – zumindest auf dem Papier – einen ersten Schritt, um eine entscheidende Vertriebslücke zu schließen:

  • Die Titel sind zwar umfänglich und sichtbar auf den diversen Amazon-Plattformen vertreten und werden bei Erfolg im Stammmarkt auch international gepusht, aber der stationäre Vertrieb war stets die Achillesferse.
  • Selbst nach mehreren Jahren im Markt waren die Titel nicht im stationären Buchhandel erhältlich.
  • Im Stammmarkt USA, wo Amazon schon seit 2009 verlegerisch tätig ist, boykottieren viele Sortimenter den Verlag.

Wie reagiert der deutsche Buchhandel?

Auch hierzulande dürften die Amazon-Bücher im Barsortiment für Diskussionen sorgen: Beim Deutschlandstart von Amazon Publishing 2014 reagierte die Branche skeptisch auf die Verlagsambitionen des Online-Riesen, der die Branche immer wieder aufmischt. 2017 fühlte Osiander-Chef Christian Riethmüller per Facebook-Post bei seinen Kunden vor, wie sie zu Amazon-Publishing-Büchern im Regal des Regionalfilialisten stünden, und erntete die Zustimmung der Kunden – und Kopfschütteln von Kollegen.

Finden die Amazon-Titel in nennenswertem Maße im stationären Handel statt, könnte sich das perspektivisch auch auf das Programm auswirken: Bislang entfällt die Mehrheit der Verkäufe auf die Digitalausgaben, und um deren Leser passgenau zu bedienen, produziert der Verlag vor allem Genreliteratur. Literarisch Anspruchsvolleres feiert eher nebenbei Erfolge, z.B. A.L. Kennedys „Serious Sweet“, das 2016 für den Man Booker Prize nominiert war.

Mehr zu den Aktivitäten von Amazon Publishing lesen Sie hier in einem Verlagsporträt (kostenpflichtiger „Plus“-Artikel).

Kommentare

3 Kommentare zu "Amazon-Bücher im Barsortiment"

  1. Wann kapieren es die Kritiker endlich? Es geht nicht um die Selfpublisher-Titel, sondern um Bücher von Amazon Publishing, einem vollwertigen Verlag mit allem Drum und Dran. Dessen Bücher kann eine Buchhandlung bestellen oder es auch sein lassen. Einen Verlag vom Barsortiment auszuschließen, wäre ein unentschuldbarer Eingriff in den freien Markt.

  2. Kleine Anmerkung, liebe eBuch eG: Es geht um die Bücher, die bei dem Verlag (!) von amazon veröffentlich worden sind (=> amazon publishing mit den Imprints Montlake, Tinte&Feder etc) – nicht um Selfpublisher (=> KDP, CS). Daher hinkt der Vergleich mit tolino, BoD etc. ganz gewaltig.

  3. Der Vorstand der eBuch eG bezieht diese Stellung zur Kooperation KNV – amazon:

    Fragt man öffentlich herum, werden 4 von 5 Büchern online verkauft. In der Realität ist es aber nur eines von fünfen, die anderen vier (oder 80%) werden ganz normal in richtigen Buchhandlungen verkauft. Das wissen auch die Autoren, sogar die Selfpublisher. Veröffentlicht man bei amazon, ist man nur dort sichtbar, egal ob mit dem eBook oder dem gedruckten Buch. Und das war bislang ein sehr starkes Argument gegen eine Veröffentlichung bei dem Wanna-Be-Monopolisten amazon, aber ein gutes für die Veröffentlichung bei BOD, Tolino, epubli oder ähnlichen Plattformen, deren Titel überall im Buchhandel beziehbar und erhältlich sind. War, denn: das Barsortiment KNV hat eine Vereinbarung mit amazon publishing geschlossen und will nun dessen Titel dem ganzen Buchhandel zur Verfügung stellen. Das ist die dümmste Idee, auf die KNV bislang gekommen ist, denn so öffnet man dem zukünftigen Monopolisten Tür & Tor. Biedermann und die Brandstifter fallen einem da ein. Der Biedermann sitzt in Erfurt – und der Buchhändler in der Falle, denn das Argument, amazon-Titel gäbe es im Buchhandel nicht, ist damit aufgehoben. Danke KNV, großartige Idee. Wie verzweifelt ist man in Erfurt?

    Der Vorstand der eBuch eG
    Angelika Siebrands, Lorenz Borsche und Michael Pohl

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