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Karlsruhe im Röntgenbild

Anders als bei den zahlreichen Übernahmen zuvor, haben die Bonner Fusionswächter die Ende Dezember angemeldete Übernahme von Buch Kaiser in Karlsruhe nicht durchgewunken, sondern am Donnerstag vergangener Woche die „vertiefte Prüfung“ angeordnet. Dabei kommt der lokale Markt unter den Röntgenschirm. Auswertung und Entscheidung können sich bis zu drei Monate hinziehen.

Die vertiefte Prüfung kommt angesichts der lokalen Marktsituation nicht unerwartet: Die zur Douglas-Gruppe gehörende Thalia-Kette, zunächst nur mit einer 400-qm-Filiale vor Ort vertreten, hatte in den letzten drei Jahren Karlsruhe erst mit einer 2000 qm großen Filiale im ECE-Center „Ettlinger Tor“ besetzt und dann 2007 nur wenige Meter vom Buch-Kaiser-Hauptgeschäft entfernt in 1A-Lage zusätzlich eine weitere 3000-qm-Filiale platziert.  Damit hat der Filialist den ehemaligen Marktführer derart unter Druck gesetzt, dass die Gründer-Enkel Kira Kaiser-Schroff und Kai-Boris Kaiser die Selbstständigkeit aufgeben und an Thalia verkaufen wollen.

Plan B: Interessenten müssen Thalia-Dominanz einkalkulieren

Weil bereits die augenscheinliche Flächendominanz von Thalia eine Marktbeherrschung in Karlsruhe vermuten lässt, konnten die Kartellis gar nicht
anders, als für die von Thalia und den Kaisers angestrebte Integration die zweite Prüfphase einzuläuten. Über den Plan B für die nun wahrscheinlicher gewordene Untersagung durch das Kartellamt, wollte Geschäftsführerin Kaiser-Schroff am Dienstag noch nicht sprechen.

Tatsächlich ist die Ausgangslage nicht einfach. Von der Papierform könnten mehrere Ketten am Standort Karlsruhe interessiert sein. Der Regionalfilialist Osiander etwa ist in Nachbarstädten vertreten und die im Großraum Stuttgart dominierende Buchhandlung Wittwer könnte neue Optionen prüfen, weil sie am Stammsitz von einer neuen Hugendubel-Filiale angegriffen wird. Als vor einem Jahr das Kartellamt im Zuge der DBH-Gründung den Verkauf der Weiland-Filiale in Hannover forderte, war die Lehmanns-Kette zur Stelle. Auch Thalia-Hauptwettbewerber DBH ist in Karlsruhe bisher nur mit zwei Weltbild-Shops vertreten, ein weiterer soll im Karstadt-Haus hinzukommen…

Alle potenziellen Interessenten werden allerdings sowohl die ungünstige Eingangssituation des Buch-Kaiser-Hauptgeschäfts wie die mittlerweile dominante Stellung von Thalia am Ort kritisch würdigen.

Prüfverfahren Karstadt/DBH vor der Entscheidung

Während die Karlsruher Buchhandelslandschaft jetzt von den Kartellwächtern durchgecheckt wird, kommt ein anderes Prüf-Verfahren in die entscheidende Phase: Die Übernahme der Karstadt-Buchflächen und deren Fortführung als Shop-in-Shop durch die DBH wird seit zweieinhalb Monaten u.a. an den Standorten Rhein-Main, München, Kiel, Lübeck und Leipzig intensiv geprüft, weil dort die DBH bereits eine starke Stellung hat.

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