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Jutta Ditfurth fordert Ausschluss von rechten Verlagen

Die Debatte um rechts orientierte Verlage auf der Frankfurter Buchmesse ist erstens nicht neu und schien – zumindest öffentlich – nach Ende der Messe vorerst beendet. In Frankfurt blieb das Thema aktuell und dort hat die frühere Grünen-Politikerin und heutige Stadtverordnete in Frankfurt Jutta Ditfurth nun mit einem Interview für neues Aufsehen gesorgt.

Mit der „Frankfurter Rundschau“ sprach sie über die Messe-Absage u.a. der Autorin Jasmina Kuhnke, die seinerzeit via Twitter über ihre Sorgen gesprochen hatte. Namentlich festgezurrt hatte Kuhnke das am Verlag Jungeuropa, der starke Verbindungen ins rechtsradikale Milieu besitzt.

Ditfurth betonte nun, dass der „weiße privilegierte Teil der Gesellschaft“ zu oft ignoriere, dass sogenannte People of Color täglich rassistische Erfahrungen machen müssten.

Die Frankfurter Buchmesse nach dem Sturm

Ihre Forderung: Die Buchmesse müsse ein sicherer Raum sein und das gehe nur, wenn „rassistische, völkische, antisemitische Verlage rausgehalten werden“, so Ditfurth. Ihr weitreichender Vorschlag: Die Buchmesse solle die Öffentlichkeit frühzeitig informieren, welche Verlage im Anmeldeverfahren seien. Es würde dann genügen, „rechte Verlagsprogramme in ihrer Hauptlinie zu bewerten“. Beispielsweise danach, wer der Verlagschef sei, wie er vielleicht verbunden sei in rechtsradikalen Kreisen. Bei der Bewertung könnten „Historiker:innen, Wissenschaftler:innen und erfahrene Antifaschist:innen“ in kurzer Zeit helfen – ganz so, wie es die Debatte rund um die Buchmesse schon gezeigt hatte. Binnen kürzester Zeit waren damals die Verbindungen des Jungeuropa-Verlags bekannt geworden.

Ditfurths Aussagen sorgten prompt für eine hitzige Debatte. Die Frankfurter Buchmesse und mit ihr auch der Börsenverein vertritt weiter den Standpunkt, dass die Messe als Quasi-Monopolist grundsätzlich alle Verlage zulassen müsse, schon aus rechtlichen Gründen. Die Meinungsfreiheit sei ein wichtiges Gut. „Wir brauchen das Gespräch und den Diskurs, wir müssen verhandeln, wie wir leben können.“, hatte Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs im Oktober formuliert.

Die Reaktion auf Ditfurths Interview fiel auch kritisch aus. In verschiedenen Medien herrschte der Tenor vor, dass es sich hier um eine Art „Gesinnungsprüfung“ handele.

Auch Messe-Chef Juergen Boos hatte im Gespräch mit buchreport betont: „Die Frankfurter Buchmesse ist in normalen Jahren auf ca. 15-20 Buchmessen im Jahr präsent. Wir reisen auch in Länder, in denen demokratische und rechtsstaatliche Prinzipien von der jeweiligen Zivilgesellschaft unter zum Teil lebensbedrohlichen Umständen erkämpft werden: Nach China, Russland, Polen, in den Iran, in die Türkei etc. In all diesen Ländern steht die Frankfurter Buchmesse beispielhaft für uneingeschränkte Meinungsfreiheit. Wir wären unglaubwürdig, wenn wir uns auf unseren eigenen Veranstaltungen nicht an unsere Werte hielten.“

Juergen Boos: »Mehr auf Zielgruppen fokussieren«

 

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