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Jochen Krisch: Die Folgen der Borders-Pleite für den Buchhandel

Jochen Krisch: Die Folgen der Borders-Pleite für den Buchhandel

Amazon fordert ein Multi-Channel-Opfer nach dem anderen. Die Buchbranche und die Elektronikbranche sind die ersten beiden Branchen, die den Druck der reinen Onliner heute schon spüren und entsprechend händeringend nach strategischen Perspektiven suchen.

Bei der Buchhandelskette Borders gehen am 31.7. nach Großbritannien auch in den USA endgültig die Lichter aus. „Internetretailer“ kommentiert den Niedergang („E-Retailing and the Demise of Borders“):

„Big box stores are vanishing like dust in the wind, to borrow the title of the hit by the group Kansas. Remember Circuit City, Linens ‘n Things, and all those Blockbuster stores? Gone, gone and gone.  Borders last month became the latest to turn to dust.“

Während das Schicksal von Borders bereits besiegelt ist, sucht Wettbewerber Barnes & Noble noch dringend einen Käufer.

Was bedeuten diese Marktentwicklungen für die beiden großen deutschen Buchhandelsgruppen? Sowohl Thalia als auch DBH (Hugendubel, Weltbild) faseln reden derzeit zwar viel von Multi-Channel (sehr originell: die „kommunizierenden Röhren“ bei Weltbild), bleiben aber die Antworten auf die entscheidenden strategischen Fragen weiter schuldig:

Wenn Amazon für viele die Buchhandlung mit dem umfangreichsten Sortiment ist, was wollen dann Hugendubel, Thalia & Co mit ihren Schmalspursortimenten vor Ort sein? Und vor allem: für wen? Darauf finden sich weder bei Weltbild noch bei Thalia schlüssige Antworten.

Speziell bei Hugendubel („Die Welt der Bücher“) erlebt man derzeit in den Buchhandlungen eine penetrante Kampagne für den Online-„Shop“ (sic!), wo Buchfreunden auf Schritt und Tritt das Gefühl vermittelt wird: „Was wollt Ihr eigentlich noch hier? – Haut ab und geht online!“

Ob das auf Dauer der richtige Weg ist?

Jochen Krisch ist Herausgeber des Weblogs Exciting Commerce, das die wichtigsten Entwicklungen im E-Commerce verfolgt.

Kommentare

2 Kommentare zu "Jochen Krisch: Die Folgen der Borders-Pleite für den Buchhandel"

  1. Das kann jeder Online-Händler mit Lieferung in die inzwischen immer verbreiteteren Paketstationen eines großen deutschen Logistikanbieters. Im Gegensatz zum örtlichen Multistore sind diese Einrichtungen rund um die Uhr erreichbar, der Kunde wird über den Eingang auf verschiedenen Kommunikationswegen zeitnah bei Einlieferung benachrichtigt, die Ware wird ebenfalls eine Woche bereitgehalten zur Abholung. Zudem benötigt der Kunde keine Zeit, um die Kette in der Stadt aufzusuchen, die regelmäßig deutlich entfernter sein dürfte, als die nächste Paketstation.

    Dies soll kein Werbetext für dieses Geschäftsmodell sein, aber die sogenannten Vorteile des stationären Gruoßbuchhandels sind bei dieser Art von Bestellvorgängen einfach keine, es sei denn, der Kunde ist aus welchen Gründen auch immer ohnehin in der Nähe der Multistores und hat vielleicht noch mehr Einkaufsbedürfnisse.

  2. Ich finde es gut, dass man im Handel darauf hingewiesen wird, wenn es auch ein Online-Angebot gibt. Es ist doch besser, ich bestelle beim Online-Shop „meines“ Präsenzhändlers als immer nur bei Amazon oder Ebay, die in Deutschland keine Steuern zahlen und sich nicht an deutsche Datenschutzstandards halten.

    Genial finde ich es z.B. dass ich online ein Buch reservieren kann, es wird in die Filiale meiner Wahl geliefert und liegt dort eine Woche zur Abholung bereit. Einfach reingehen, mit dem Mail zum Regal für reservierte Bücher gehen, mitnehmen, an der Kasse evt. mit anderen Einkäufen bezahlen und wieder raus.

    Das kann Amazon nicht und auch sonst kein reiner Online-Händler.

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