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In der Tradition engagierter Literatur

Die Schriftstellerin Juli Zeh erhält den diesjährigen Thomas-Mann-Preis. Gelobt wird ihre Anknüpfung an die Traditionen engagierter Literatur. Dies will Zeh mit ihrem „Marsch aufs Kanzleramt“ unter Beweis stellen.

Den Deutschen Bücherpreis (2002) hat sie schon gewonnen, außerdem den Rauriser Literaturpreis (2002), Hölderlin-Förderpreis (2003), Carl-Amery-Literaturpreis (2009) und den Solothurner Literaturpreis (2009). Im Dezember kann die Schriftstellerin Juli Zeh eine weitere Auszeichnung entgegennehmen, den diesjährigen Thomas-Mann-Preis.
Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung soll am 8. Dezember in München verliehen werden, teilte die Kulturstiftung der Hansestadt Lübeck mit. Zeh sei eine temperamentvolle und experimentierfreudige Erzählerin, die in ihren Werken die Frage nach individueller Freiheit und Verantwortung, nach gesellschaftlichen Werten und Orientierungen in den Mittelpunkt stelle, lautet die Jurybegründung. „Juli Zeh setzt damit die besten Traditionen engagierter Literatur fort – für eine Gegenwart, die solcher Autorinnen dringend bedarf“, heißt es weiter.
Der (so der volle Name) „Thomas Mann Preis der Hansestadt Lübeck und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste“ wird seit 2010 im jährlichen Wechsel in Lübeck und München verliehen. Der Preis ist hervorgegangen aus dem Thomas Mann Preis der Hansestadt Lübeck und dem Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Die Entscheidung trifft eine siebenköpfige Jury, in welche die Akademie und die Hansestadt jeweils drei Mitglieder entsenden, unter einem gemeinsam bestimmten Vorsitz.
Dass sie sich in die Tradition engagierter Literatur stellt, will Zeh diese Woche Mittwoch (18. September) beweisen, wenn sie mit rund 30 anderen Schriftstellern (so der Plan) einen „Offenen Brief“ an die Bundeskanzlerin übergibt. Darin fordern sie Angela Merkel auf, den Menschen im Land die Wahrheit über die NSA-Affäre zu sagen. Unterzeichnet wurden der Brief u.a. von Eva Menasse, Moritz Rincke und Ilja Trojanow. Der Brief wurde inzwischen zu einer Petition, die von über 67.000 Menschen signiert wurde, darunter den Autoren Robert Menasse, Jo Lendle, Kurt Drawert, Georg M. Oswald, Ingo Schulze, Feridun Zaimoglu, Sten Nadolny, Ulrike Draesner und Katja Lange-Müller
Im Deutschlandradio kritisierte Zeh kürzlich, dass es aus der Politik bislang kaum Reaktionen auf die NSA-Affäre gebe. „Bis auf abwiegelnde Floskeln und die Behauptung dann, das Problem sei jetzt eigentlich auch erledigt, ist faktisch nichts passiert. Ich kann das nur so deuten, dass im Grunde die politische Linie der Bundesregierung ist, dass die NSA-Taktik erwünscht ist, dass da Austausch stattfindet mit dem BND, dass die einverstanden sind, dass das Politische gewollt ist.“
Die Intellektuellen hierzulande hätten dagegen erstaunlich viel gemacht, um ihren Unmut auszudrücken. So habe etwa Hans Magnus Enzensberger eine Talkshow besucht, obwohl er das Fernsehen eigentlich hasse.
„Das ist eigentlich sogar das erste Thema, wo ich sagen würde, da repolitisiert sich auch die intellektuelle Klasse. Es muss jetzt noch der Funke überspringen eben auch auf eine größere Bevölkerungsgruppe.“
Bisherige Preisträger des Thomas-Mann-Preises der Hansestadt Lübeck:
  • 2012: Thomas Hürlimann
  • 2011: Jan Assmann
  • 2010: Christa Wolf
  • 2008 Daniel Kehlmann
  • 2005 Walter Kempowski
  • 2002 Hanns-Josef Ortheil
  • 1999 Ruth Klüger
  • 1996 Günter Grass
  • 1993 Hans Wysling
  • 1990 Günter de Bruyn
  • 1987 Marcel Reich-Ranicki
  • 1984 Siegfried Lenz
  • 1981 Joachim Fest
  • 1978 Uwe Johnson
  • 1975 Peter de Mendelssohn

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