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Höhere Tantiemen oder E-Rechte sind weg

Wenn das internationale Lizenzgeschäft fast über Nacht um mehr als nur einen Zahn zulegt und spektakuläre Deals in die Schlagzeilen rücken, ist Buchmessezeit. Allen Unkenrufen zum Trotz, dass Frankfurt als Handelsplatz für Lizenzen nicht mehr die dominierende Rolle wie früher spielt, sind deshalb auch in diesem Jahr wieder die Rechtehändler aus aller Welt an den Main gepilgert, um nach dem Vorgeplänkel in den Hotels im neuen LitAg in Halle 6.0 Platz zu nehmen. Im Interview mit buchreport erläutert US-Literaturagent Robert Gottlieb (Trident Media, Foto), was 2011 im Rechtehandel geht und wo es hapert.

Lizenzen werden das ganze Jahr hindurch verkauft, doch wenn Frankfurt vor der Tür steht, mehren sich die großen Abschlüsse. Wie läuft der Rechtehandel 2011 aus der Sicht der Amerikaner?
Der Markt ist ganz deutlich besser aufgestellt als vor einem Jahr. Nicht nur Trident liegt auf Rekordkurs. Das Wachstum mag von außen allerdings nicht immer ganz einfach nachvollziehbar sein, weil es zunehmend auf E-Books und anderen digitalen Schienen statt der traditionellen Vertriebswege fußt. Von vielen Verlagen wissen wir, dass mittlerweile etwa 50% der Unterhaltungsliteratur als E-Book weggeht.

Ganz teure Abschlüsse im hohen Millionenbereich sind derzeit trotz reger Geschäfte  Fehlanzeige. Haben die Verlage aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt?
Sagen wir mal so: Die US-Verlage gucken heute zweifelsohne sehr genau hin, was sie einkaufen. Die Verlagerung der Nachfrage vom gedruckten Buch zum E-Book spielt dabei natürlich eine Rolle, ebenso die Schließung der Buchkette Borders. Fakt ist aber auch, dass für die ganz großen Bücher und Autoren mit entsprechender Erfolgsbilanz immer noch Geld da ist.

Welche Rolle spielt der deutsche Markt?
Deutschland war und ist ein sehr wichtiger Markt für uns. Aber auch hier sehen die Verlage sehr genau hin.

Alle reden über E-Books. Gibt es noch Buchverträge ohne entsprechende E-Klausel?
E-Books sind wie Film/TV, Audio und natürlich Print Teil des Lizenzkorbes, auf den ein Autor zurückgreifen kann. Wenn sich die Verlage nicht bald dazu durchringen, höhere Tantiemen für digitalen Content zu zahlen, ist es durchaus denkbar, dass wir diese Rechte künftig aus den Verträgen herausnehmen.

Klingt das nicht etwas nach Erpressung?
Noch ist es eine hypothetische Überlegung angesichts eines Marktes, der sich im Umbruch befindet. Unser Klient ist der Autor und wir handeln immer in seinem Sinne. Ganz neu ist der Ausschluss bestimmter Rechte ohnehin nicht, siehe Audio oder Übersetzungsrechte.

Müssen Buchmessen überhaupt noch sein?
Ein Lächeln und ein Händedruck können den Unterschied ausmachen. Der persönliche Kontakt bleibt sehr wichtig.

Interview: Anja Sieg

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