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Glück und Fluch in Streifen

„Für Janosch war die Tatsache, dass Bär und Tiger glaubten, Panama gefunden zu haben, ein großes Glück“, schreibt Alexander Kohnen in der „Welt“ (11.3.). Ohne dieses Werk hätte er nicht zwölf Mio Bücher verkauft und niemand würde in den deutschen Zeitungen Artikel zu seinem 80. Geburtstag schreiben.

Geschrieben haben nicht nur die Journalisten, auch Kanzlerin Angela Merkel schickte einen Geburtstagsgruß „obwohl die mich gar nicht kennt“, beschwert sich Horst Eckert, wie Janosch gebürtig heißt, in der Bild (11.3.). Selbst „die Tigerente“ wünscht in der „FR“ (11.3.) ihrem Schöpfer eine schöne Feier und findet ihre Eskapaden auf Youtube nicht mehr tragisch, nachdem Janosch sie in der Süddeutschen Zeitung als „Scheiß Tigerente“ beschimpft hat. Nur zum Hohn habe er sie in das Bild gemalt, ganz in die Ecke, wo noch Platz war. Janosch sei ein von seiner eigenen Schöpfung Verfolgter, fluchte auf seine Fans: „Die wollen immer weiter und immer wieder Geschichten mit diesem dämlichen Bären. Das hängt mir schon zum Hals raus, gibt ihn „Die Zeit“ (11.3.) wieder. Wahrscheinlich gräme er sich, weil die Ente in Form von Ohrringen und Fahrrädern vermarktet werde, während seine Erwachsenenromane nicht so gut ankamen, wie seine Kinderbücher, vermutet Kohnen.

Ungewollt werde Janosch mit den Jahren einer seiner großen Figuren immer ähnlicher: dem Fari Morgenzahn, der dem ehrlichen Löwen Lügengeschichten erzählt, findet Roswitha Budeus-Budde in der „SZ“ (11.3.): „Seit dreißig Jahren erfindet er immer wieder seine Biografie neu. Freit sich kindlich diebisch, wenn ihm die Öffentlichkeit glaubt und die Journalisten auf den Leim gehen.“ Oft wurde Janosch auch für seine klassische Rollenverteilung kritisiert, als Reaktionär und Frauenfeind wurde er betitelt.

So kritisch die Ansichten des Autors gesehen werden, so sehr werden seine Werke in der Presse gefeiert: „Manche Menschen glaubten ja, Kinderbücher würden von Leuten geschrieben, die Erwachsenen nichts zu sagen haben. Diese Irregeleiteten sollten schnell in die Werke von Janosch schauen“, würdigt Klingenmaier Janoschs Bücher. Dort fänden sie große Wahrheiten und unentbehrliche Visionen, verpackt in eine Sprache, die jeder verstehe. Man spüre „in jedem Wort und Bild, dass seine Paradiese nicht hingeschludert sind, sondern die existenzielle Sehnsucht von einem ausdrücken, der weiß, dass die Wirklichkeit anders ist“.

An sich sei sein Leben eine traurige Geschichte. So wollte Janosch keinen Nachwuchs und begründete dies mit seiner traurigen Kindheit: „Ich möchte kein Kind sein. Ich kann niemandem zumuten, etwas zu sein, was ich nicht möchte“, soll er gesagt haben. Schließlich aber sei der eigenen Kinderwelt entkommen, schreibt „Die Zeit“: „Seit 30 Jahren lebt er hauptsächlich auf Teneriffa, und von Kindern hielt er sich weitgehend fern.“ Seine Arbeitsmoral lasse sich am besten mit dem Schlüsselwort Hängematte beschreiben, umso erstaunlicher sei es, dass er mehr als 150 Bücher geschaffen habe, stimmt Thomas Klingenmaier in der „Stuttgarter Zeitung“ (11.3.) mit ein.

Dennoch: Ein Ziel zu haben sei insgesamt Blödsinn, äußerte sich Janosch. „Viel klüger sei es, den Punkt, an dem man sich gerade befinde, zum Ziel zu erklären.“ In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch, Janosch, Ziel erreicht!

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