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Felicitas von Lovenberg: »Es geht darum, das Kulturgut Lesen vorm Aussterben zu bewahren«

Felicitas von Lovenberg

Das „Handelsblatt“ hat Felicitas von Lovenberg, seit 2016 verlegerische Geschäftsführerin des Bonnier-Verlags Piper und ab sofort Ersatzmitglied im Börsenvereins-Vorstand, im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse zur Befindlichkeit der Branche, der heutigen Lesekultur und Verlagsarbeit befragt.

In dem Interview malt von Lovenberg ein düsteres Bild: „Wir sitzen wohl alle auf demselben Baum, an dessen Wurzeln mittlerweile von vielerlei Seiten intensiv gesägt wird. Uns allen brechen die Leser weg. Noch 2012 hat sich jeder Mensch hierzulande statistisch gesehen mindestens einmal pro Jahr ein Buch gekauft. Diese Reichweite hat sich praktisch halbiert.“ Es gehe derzeit folglich weniger um die oft gestellte Frage, auf welchen Kanälen die Leute lesen wollen. „Es geht vielmehr darum, das Kulturgut Lesen vorm Aussterben zu bewahren.“

Das Feuilleton könne dem Leserschwund dabei kaum mehr entgegenwirken, denn Buchrezensionen würden längst nicht mehr so stark gelesen, wie es sich die Verlagswelt wünsche. „Also finden Bücher auch in den tagesaktuellen Leitmedien immer weniger Eingang, was die Bedeutung des Buches weiter erodieren lässt. Ein Teufelskreis“, urteilt von Lovenberg.

Sie findet, die Literaturkritik gefalle sich zu sehr in der Nische. Als Negativbeispiel führt die 43-Jährige den Deutschen Buchpreis an: „Dort werden oft vor allem schwergängige Werke nominiert. Kein Land vergibt so viele Literaturpreise wie Deutschland – und schafft es dabei so ausdauernd, den Lesern die Freude zu verderben.“

 

 

Kommentare

2 Kommentare zu "Felicitas von Lovenberg: »Es geht darum, das Kulturgut Lesen vorm Aussterben zu bewahren«"

  1. Danke, Frau Lovenberg, für Ihre klaren Worte. Es gibt wenige Verlage, die es wagen, das Problem in dieser Deutlichkeit anzusprechen. Stattdessen präsentiert sich die Szene unverdrossen optimistisch, feiert sich auf Events wie der Frankfurter Buchmesse selbst und lässt nichts nach außen sickern. Als Autor beobachte ich die Entwicklung nun schon seit einigen Jahren und kann Ihre Ausführungen bestätigen. Es ist kein temporäres Problem, sondern ein anhaltender Prozess, für dessen Abwendung noch niemand eine Lösung gefunden hat.

  2. Am Ende zerstört der leidige, vom Feuilleton mit aller Macht und Stupidität forcierte deutsche Bildungsdünkel die ganze Bildung.

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