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Entscheidend ist der Preis der Inhalte

Auf der IFA hat Sony einen neuen E-Book-Reader und zwei neue Tablets vorgestellt (hier mehr). buchreport.de sprach in Berlin mit den Sony-Verantwortlichen für digitale Lesegeräte und Inhalte, Fujio Noguchi (li.) und Tadamasa Kitsukawa (re.), über Strategien und Ziele.

Anders als – bislang – Amazon setzen Sie auf Tablets und Reader. Machen sich die Geräte nicht Konkurrenz?
Noguchi: Tablets und Reader konkurrieren nicht miteinander, sie sind komplementär zueinander. Tablets sind schwerer und größer, sie brauchen viel mehr Energie, sie können allerdings auch mehr. Auf einem Reader kann ich dagegen ermüdungsfrei lesen. Die Anzeige ist klar, eine einmal geladene Seite kostet keine Energie, ich kann Wörterbücher benutzen, Notizen machen und per WLAN weitere Texte aus dem Internet hinzuladen.

Sprechen beide Geräteklassen unterschiedliche Zielgruppen an?
Noguchi: Beide erfüllen verschiedene Zwecke. In den 168 Gramm unseres Reader kann ich Dutzende von Büchern mit mir herumtragen, sehr lange darin lesen und mit einer Handbewegung die Buchstaben vergrößern. Das kann kein Buch.

Wie schätzen Sie den deutschen Markt für Reader ein?
Kitsukawa:
Die Entwicklung wird vom Buchangebot abhängen. Daher werden wir noch in diesem Jahr in Europa den Sony E-Book Store eröffnen, den es bereits in Japan, den USA und Kanada gibt. E-Books anzubieten, ist relativ neu für uns. Aber ohne gute Angebote und ohne enge Beziehungen zur Verlagsindustrie wird es sehr schwierig, die Menschen vom Kauf eines Readers zu überzeugen.

Der digitale Buchmarkt in Deutschland entwickelt sich langsam. Die Leser nutzen gerne Smartphones, stationäre PCs und Tablets zur Lektüre digitaler Bücher, E-Reader sind Exoten. Was wollen Sie dagegen tun?
Noguchi: Auch in den USA dauerte es nach 2006 drei Jahre, bis wir uns im digitalen Buchmarkt etabliert hatten. Jetzt gibt es viel mehr digitale Inhalte, unser Reader ist ausgereifter und bietet viele Funktionen zu einem attraktiven Preis. Der Schlüssel wird der Preis der Inhalte sein. Ich hoffe, dass sich die Entwicklung beschleunigen wird. Die Vorteile für die Konsumenten liegen auf der Hand. Und es wird Verleger geben, die Inhalte nur für Reader produzieren und nicht mehr für das gedruckte Buch.
Kitsukawa: Jeder Markt ist anders, und wir müssen jeden von ihnen genau studieren. Bisher waren wir nur ein Hardware-Hersteller, der seine Produkte über Großhändler vertrieb. Wir wussten nicht, was die Benutzer unserer Geräte wünschen. Der E-Book-Store ist eine gute Gelegenheit, unsere Kunden besser kennen zu lernen. Die nächsten ein bis zwei Jahre werden sehr interessant. Aber als einer der wichtigsten Player in der Unterhaltungselektronik haben wir eine gute Ausgangsposition.

Amazon verkauft nicht nur digitale Bücher, das Unternehmen tritt nun auch als Verlag auf. Planen Sie das auch?
Kitsukawa: Nein. Wir wollen mit den deutschen Verlagen zusammenarbeiten.

In Japan haben Sie sich zeitweise vom E-Book-Markt verabschiedet…
Noguchi: 2003 begannen wir in Japan, Reader zu verkaufen. Doch die Herstellungskosten waren hoch, es gab wenige Inhalte, und wir setzten zu wenige Geräte ab. Daher stoppten wir den Verkauf und begannen 2006 in den USA neu. Seit letztem Jahr verkaufen wir auch in Japan wieder Reader.
Kitsukawa: Anfangs nutzten wir ein eigenes, proprietäres Format. Wir haben die Strategie geändert und benutzen nun das offene EPUB-Format,  an dessen Standardisierung wir mitgearbeitet haben, und kombinieren es mit DRM (Digital Rights Management). Viele Verleger hat das überzeugt. Das war der größte Lernprozess für uns. Wir wollen mit der Verlagsbranche zusammen arbeiten, um mehr Inhalte zu erschließen – nicht nur für uns. Der Markt sollte nicht dominiert werden von einem Wettbewerber.

Die Fragen stellte Jörg Plath.

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