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Bleibt am Ende nur noch Online?

Ziehen bei Weltbild offenbar nicht mehr an einem Strang: Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz (li.) und Investor Walter P. Droege. (Fotomontage: buchreport.de)

Was wird aus Weltbild? Bleibt es bei den bislang angekündigten zusätzlichen 200 Entlassungen? Nach Recherchen des „Manager Magazins“ könnte ein noch größerer Personalabbau erfolgen.

Laut „MM“ (Erscheinungstermin: 21. November) plant der Düsseldorfer Investor Droege, das Unternehmen drastisch zu verkleinern. Von der zurzeit noch rund 2500 Mitarbeitern zählenden Belegschaft werde voraussichtlich nur ein Bruchteil den Job behalten, so das Magazin. Von den bisherigen Geschäftsbereichen könnten am Ende der von Droege eingeleiteten Sanierung nur noch das Onlinegeschäft der Buchhandelskette übrig bleiben – das Kataloggeschäft und der Verkauf über Filialen seien dagegen gefährdet, Droege prüfe aktuell Notverkäufe.

Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, die Qualität seiner Arbeit bei Weltbild aus dem Blick verloren zu haben. Nach der Bekanntgabe des Verkaufs an Droege habe er bei Gericht seinen Vergütungsantrag über 3,7 Mio Euro eingereicht (sofern Droege Weltbild irgendwann erfolgreich verkaufe, komme noch etwas obendrauf). Doch jetzt stelle sich heraus, dass das mit Roland Berger (Honorar rund 3 Mio Euro) erarbeitete Konzept „Weltbild 2.0“ nicht funktioniere:

  • Die Umsätze würden im laufenden Geschäftsjahr um mindestens ein Fünftel niedriger ausfallen als prognostiziert. 
  • Das Kataloggeschäft, von den Berger-Beratern als tragendes Segment des Unternehmens herausgestellt, müsse deutlich schrumpfen. 
  • Ansonsten hätte Weltbild zusätzlichen Cash-Bedarf in Höhe von 60 bis 70 Mio Euro aufzubringen. 

Geschäftsführung dementiert Zerschlagungs-Pläne

Auf Anfrage von buchreport.de erklärt die Weltbild-Geschäftsführung, Weltbild werde weiter an den drei Vertriebskanälen Online, Filiale und Katalog festhalten– aktuell seien bereits Kataloge für das 1. Halbjahr 2015 in Planung. Die Geschäftsführung treibe den Umbau auf ein stark kundenorientiertes Geschäftsmodell voran und werde rasch neue Strukturen aufbauen, um der Digitalisierung gerecht zu werden. „Wir sind davon überzeugt, so Weltbild wieder zu einem wichtigen Player im Markt zu machen.“ Dieser Kurs werde von der Droege Group mitgetragen.

„Wir sehen, dass die aktuelle Situation für alle Betroffenen belastend ist. Deswegen sind wir an einer zügigen Einigung über einen Interessenausgleich und Sozialplan interessiert“, so die Geschäftsführung. Konkrete Angaben über die Anzahl der betroffenen Stellen seien derzeit nicht möglich, da man absolute Vertraulichkeit vereinbart habe.

Arndt Geiwitz verteidigt seinen Erfolg

Auch ein Sprecher von Geiwitz hat inzwischen auf Anfrage von buchreport.de reagiert. Im Insolvenzverfahren habe man die Situation von Weltbild „schnell und strukturiert“ stabilisieren und die Loyalität von Lieferanten und Kunden wahren können. Die umfangreichen Restrukturierungsmaßnahmen seien nachweislich erfolgreich gewesen, man habe eine „noch immer anhaltende Wende“ in Richtung positiver Ertragssituation eingeleitet.

Dass der Umsatz unter den geplanten Zielen liege, sei damit zu erklären, dass nach der Übergabe des operativen Geschäfts an Droege – und abweichend vom erstellten Konzept „Weltbild 2.0“ – während der Sommermonate Marketing-Maßnahmen nicht durchgeführt worden seien.

„Die Geschäftsführung von Weltbild entwickelt derzeit gemeinsam mit Droege ein eigenes Konzept. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Konzept Weltbild 2.0 nicht auch nach wie vor realisierbar wäre und zum Erfolg führen würde. Genauso gilt aber auch, dass auch ein anderer als der im Konzept Weltbild 2.0 geplante Weg, ebenfalls erfolgreich sein kann.“

Eine Stellungnahme von Droege ist angefragt.

Kommentare

3 Kommentare zu "Bleibt am Ende nur noch Online?"

  1. „Das Konzept von Roland Berger funktioniert nicht“ – immer wieder Roland Berger. Es funktionieren so viele „Konzepte“ von großen, sog. „renommierten“ Unternehmensberatungen wie R. Berger nicht, egal in welcher Branche. R. Berger hat auch die Dt. Post beraten. Dort funktioniert genauso wenig – außer der jetzt im 3. Jahr in Folge eintretenden Porto-Erhöhungen.
    Die Beratung vor Ort wird bei R. Berger wie bei anderen „Großberatungen“ von billigen Joungsters übernommen, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben und vor allem eins können: schöne Powerpoint-Folien entwerfen. Wer mir nicht glaubt und das für reine Polemik hält, was ich hier schreibe, dem empfehle ich wärmstens das Buch von B. Herles „Die kaputte Elite“. Dort wird u.a. genau beschrieben, wie bei R. Berger & Co. gearbeitet wird – der Autor hat selbst dort als Joungster und „Powerpoint-Fritze aus dem Fußvolk“ mitgearbeitet und berichtet aus 1. Hand. Es ist erschreckend, wie unprofessionell dort in weiten Teilen gearbeitet wird.
    Was Unternehmen allgemein angeht, so frage ich mich, warum man immer noch diesen Berger-Pappnasen glaubt und sie für überzogene Honorare anheuert – anstatt den eigenen gesunden Menschenverstand einzuschalten. Um ein Geschäft zu sanieren, muss man etwas von der Branche verstehen und herausfinden, wo die Engpässe sind, an denen es hakt. Das kann man auch ohne Unternehmensberatung. R. Berger kassiert das, was Herles in seinem Buch „Rechtfertigungshonorare“ nennt: Die Geschäftsführung zeigt, dass sie eine „renommierte“ Beratung eingekauft hat – und wenn die XY sagt, dann muss XY ja richtig sein. Damit muss man dann als Geschäftsführer selbst keine Verantwortung mehr übernehmen. Geht es schief, so war eben R. Berger „schuld“.
    Was den Insolvenzverwalter und sein ebenfalls üppiges Honorar angeht: Es ist allgemein bekannt, dass bei einer Insolvenz der I.verwalter als einziger immer sein Geld kriegt, egal wie gut oder schlecht er gearbeitet hat.
    Schade um die fehlinvestierten 6,7 Mio Eur! Damit hätte man sehr lange sehr viele Mitarbeiter (und vor allem auch deren Know-how!) im Betrieb halten können.
    Ich traue Droege zwar mehr zu als Geiwitz und R. Berger, doch scheint mir, dass er – wie so viele Investoren – zu schnell mit Weltbild Gewinne erwirtschaften will. Mit Geduld und höheren Investitionen könnte sich mehr aus Weltbild machen lassen – doch dazu fehlt anscheinend der Mut. Dennoch: Die Online-Plattform für den Buchverkauf auszubauen halte ich für eine gute Idee. Es wird Zeit für eine Alternative zu Amazon. Allerdings müsste Weltbild dann online auch einen deutlichen USP gegenüber Amazon entwickeln, um die Kunden anzulocken.

  2. Warum bedeutet Sanieren eigentlich immer, sich von dem zu trennen, was die besten Erfolgsaussichten hat? Als reiner Online-Player hat Weltbild keine Chance gegen Amazon. Das können die und auch andere wesentlich besser. Kurz gesagt: Weltbild schrumpft sich zu Tode. Früher waren die Weltbild Shops eine gute Adresse, wenn man günstige und interessante Bücher gesucht hat. Jetzt heuert man sich einen 08/15-Berater an, der ins gleiche Horn wie alle bläst. Das ist keine Lösung. Das ist eine Ausstiegsstrategie aus dem Geschäft.

  3. Namenloser WB-Bauer | 20. November 2014 um 16:55 | Antworten

    „Schuftet bis Weihnachten und danach entlass ich meine frisch eingekauften „Bauern.“

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