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Binooki Verlag meldet Insolvenz an

Der Berliner Binooki Verlag, der sich auch das Verlegen von türkischer Literatur in deutscher Sprache spezialisiert hat, ist in die Insolvenz geraten. Als Grund nennt die Verlegerin Selma Wels einen Betrug: Um die Zukunft des Verlages zu sichern, entschied sie sich im Juni 2019 den Verlag zu verkaufen – doch der Verkäufer tauchte ab.

Wels hatte mit ihrer Schwester Inci Bürhaniye den Verlag 2011 gegründet, seither wurden die beiden mit mehreren Preisen ausgezeichnet, so erhielten sie 2017 den mit 75.000 Euro dotierten Kairos-Preis. 

Am 21. Februar habe Wels bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt a. M. Strafanzeige wegen Betrugs gestellt und zur Spurensicherung alle relevanten Unterlagen an die ermittelnden Behörden übergeben, heißt es in einer Stellungnahme des Verlags. Am 10. März 2020 hat Wels‘ Anwalt den Insolvenzantrag für die Binooki GmbH eingereicht, damit Wels sich als Geschäftsführerin nicht strafbar mache.

Den Hergang schildert die Verlegerin wie folgt:

  • Im Juni 2019 habe sie sich zum Verkauf des Verlages entschieden, „um den nächsten Schritt für Binooki als Unternehmen zu ermöglichen“. Es sei ihr in erster Linie darum gegangen, dass der Verlag „zukunftsfähig und wirtschaftlich stabil aufgestellt ist.“
  • Nach Gesprächen mit diversen Kaufinteressenten, gemeinsam mit Experten für Firmenübernahmen, sei im November 2019 der Zuschlag an einen Käufer gegangen, der angab, den Verlag als Ganzes übernehmen zu wollen, Selma Wels als Geschäftsführerin anzustellen und gemeinsam mit ihr den Verlag weiter auszubauen. 
  • Mitte Dezember wurde der Kaufvertrag unterschrieben, als Zahlungsziel für die Kaufsumme wurde der 10. Januar 2020 festgelegt. Doch zu einem Geldtransfer sei es nie gekommen, und der Käufer sei unter der von ihm auch beim Notar hinterlegten Anschrift nicht mehr zu erreichen gewesen. Der Kaufinteressent habe sich als „ein aktenkundiger und vorbestrafter Betrüger“ herausgestellt.

Die Motivation sei unklar, so Wels, die über die Konsequenzen berichtet: „Ich habe meine Bewerbung um den Deutschen Verlagspreis 2020 zurückgezogen, da ich den Insolvenzantrag stellen muss. Hätte ich den Preis erhalten, hätte ich mich des Subventionsbetrugs schuldig gemacht. Eines meiner Projekte mit jungen Autor*innen musste ich leider auch auf Eis legen. Einen Tag vor Drucktermin überschlugen sich die Ereignisse rund um den eigentlich als so sicher erachteten Kauf. Das Buch sollte zur Leipziger Buchmesse erscheinen. Aufgrund der ungewissen Zukunft konnte ich nicht verantworten, dass ein so tolles Projekt vielleicht in einer Insolvenzmasse verschwindet und habe es gestoppt.“

Für Selma Wels sei mit dem Insolvenzantrag der Binooki-Verlag Geschichte, sie will jedoch weiterhin publizistisch und verlegerisch tätig sein.

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