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Bedrohliche Freiheit

Seit Montag wird in Washington über das geplante Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA verhandelt. Was bei den einen für leuchtende Augen sorgt – von über 100.000 neuen Arbeitsplätzen, die es allein in Deutschland schaffen könne, ist die Rede –, weckt bei den anderen Befürchtungen. In der „FAZ“ (Ausgabe vom 9. Juli 2013) sorgt sich Kiepenheuer & Witsch-Verleger Helge Malchow um den Fortbestand der Preisbindung. 
Hintergrund der Sorgen ist das Scheitern der französischen Regierung um Präsident François Hollande, den kulturellen Bereich bei den Freihandelsgesprächen auszusparen – nur der Bereich der audiovisuellen Werke soll aus den Verhandlungen herausgehalten werden. 
Malchow blickt Malchow allerdings nicht nur nach Washington, sondern auch nach Berlin: Die Hauptgefahr für die fixen Preise liege in der fehlenden gesetzlichen Klarstellung durch die Bundesregierung, dass die Preisbindung auch für E-Books sowie im grenzüberschreitenden Handel gelten müsse – darum hatte sich auch der Börsenverein im Frühjahr bemüht und zumindest bei Kulturstaatsminister Bernd Neumann gehör gefunden.
Könnten E-Book-Händler die Preise frei festlegen, warnt Malchow, dann wäre der „gesamte positive Preisbindungseffekt überhaupt zerstört“, weil die „unkontrollierte Verschiebung“ der Bücherverkäufe von Print in den E-Book-Sektor viele traditionelle Buchhändler aufgeben müssten. „Damit würde die Preisbindung für sie zur Fessel statt zur kulturellen Schutzwand.“
„Die Buchpreisbindung halte ich für sehr gefährdet“, hatte auch die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU), kürzlich in der „FAZ“ gewarnt. In den USA fehle ein Verständnis für solche staatlichen Schutzinstrumente. Wie kritisch sie jenseits des Atlantiks gesehen werden, zeigte zuletzt das energische Vorgehen des US-Justizministeriums im Konflikt um das Agency-Modell bei E-Books (mehr dazu im Agency-Dossier von buchreport.de).

Kommentare

2 Kommentare zu "Bedrohliche Freiheit"

  1. Nicht nur dem Buchhändler!
    Allerdings wird in diesen Kommentaren auch deutlich, wie mangelhaft das Wissen um das Wesen der Preisbindung und ihrer Vorteile für Autoren, Verlag, Buchhändler UND LESER ist. Der Vielleser zahlt in England nicht weniger für seine Bücher. Die „Kronjuwelen“ werden discounted, für eine Mehrzahl der Bücher zahlt man einen hohen Preis, mal ganz abgesehen von der handwerklichen Qualität vieler Verlagsprodukte. Die Branche hat aber auch nie dafür gesorgt, dass der Leser als Konsument auch mitgenommen wird.

  2. KarJürgen Dahmer | 10. Juli 2013 um 10:07 | Antworten

    Lesen Sie mal die Kommentare des Artikels auf FAZ Online.Da wird ihnen als Buchhändler Angst und Bange!

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