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Bahnhofsbuchhändler in Bedrängnis

Der Einzelhandel hat bereits früh und laut auf die Folgen der Corona-Pandemie aufmerksam gemacht. Jetzt meldet sich der Verband Deutscher Bahnhofsbuchhändler (VDBB) mit einem eindringlichen Appell.

Fehlende Kunden und einbrechende Umsätze machen sich selbstverständlich auch in den Verkaufsstellen der Bahnhöfe bemerkbar. Das zeigte sich schon in der ersten Zeit der Pandemie, wird nun aber umso akuter. Vor allem die hohen Mieten an den Bahnhöfen machen den hier angesiedelten Buchhändlern zu schaffen.

Der Verband Deutscher Bahnhofsbuchhändler warnt: Ohne eine sofortige Anpassung der Mietmodalitäten, und damit eine wirtschaftlich tragfähige Perspektive, seien kurzfristige und dauerhafte Schließungen von Filialen unvermeidlich und die Existenz ganzer Unternehmen gefährdet.

Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 durften die Presse- und Buchspezialisten weiter für ihre Kunden da sein, da durch den Pressevertrieb die Meinungsfreiheit weiter garantiert werden sollte. „Ob die Branche auch im Frühjahr 2021 noch zur uneingeschränkten Versorgung der Bevölkerung mit Presseprodukten beitragen kann, ist offen. Denn die Mieten des Bahnhofsbuchhandels stehen heute in keinem Verhältnis mehr zum Ertrag der Geschäfte“, schreibt der Verband jetzt. Um die notwendige Liquidität zu sichern, hätten der Branche in den vergangenen Monaten nur temporäre Zugeständnisse der Vermieter und neue Kredite geholfen.

Auch die Verlage seien auf die deutschlandweit rund 480 Verkaufsstellen angewiesen. Mindestens 70% der Angebotsfläche im Bahnhofsbuchhandel seien Presse und Buch vorbehalten.

Vor allem hohe Mieten bedrohen den Bahnhofsbuchhandel

Vor der Pandemie kauften Millionen Kunden wöchentlich in den deutschen Bahnhofs- und Flughafenbuchhandlungen ein. Das habe die Branche in die Lage versetzt, die in Hochfrequenzlagen geforderten hohen Mieten zu zahlen. Seit März 2020 sind die Passagierfrequenzen an Gleis und Gate jedoch als Folge von Reisebeschränkungen und veränderten Arbeits- und Mobilitätsgewohnheiten massiv eingebrochen: An Bahnhöfen liegt der Umsatz der Presse- und Buchspezialisten um bis zu 70% unter Vorjahr, an Flughäfen sogar um 90%.

Die Mieten des Bahnhofsbuchhandels richten sich normalerweise nach dem erzielten Umsatz (sogenannte Umsatzmiete). Die Mietvereinbarungen garantieren den Vermietern zusätzlich eine hohe Mindestmiete, in der Regel 90% der zu erwartenden Umsatzmiete. Wegen der Umsatzausfälle im Zuge der Corona-Pandemie liegt die zu zahlende Mindestmiete in vielen Fällen bereits beim drei bis fünffachen des Betrages, der bei einer reinen Umsatzmiete zu zahlen wäre. Zugleich ist schon jetzt klar, dass es auch auf lange Sicht nicht möglich sein wird, den entgangenen Umsatzverlust nachträglich zu realisieren.

Mit den Flughäfen hätten die Unternehmen des Bahnhofsbuchhandels hingegen größtenteils Erleichterungen wie langfristige Aussetzungen der Mindestmieten und Anpassungen der Umsatzmieten vereinbaren können, mit dem wichtigsten Vermieter des Bahnhofsbuchhandels, der DB Station & Service AG, einer Tochter Deutschen Bahn, gebe es für die laufende 2. Welle der Corona-Pandemie aber noch keine vergleichbaren Zugeständnisse. Zwar habe das Unternehmen bereits eine grundsätzliche Gesprächsbereitschaft und konstruktive Lösungen für das Jahr 2021 in Aussicht gestellt, aber „dem Bahnhofsbuchhandel läuft die Zeit davon“, wie der VDBB-Vorsitzende Torsten Löffler betont: „Unsere Branche braucht noch im vierten Quartal 2020 tragfähige und nachhaltige Lösungen.“

15 Firmen mit rund 480 Verkaufsstellen an 310 Standorten gehören dem Verband an. Die VDBB-Mitglieder stehen für mehr als 90% des gesamten Bahnhofs- und Flughafenbuchhandels in Deutschland. Im Geschäftsjahr 2019 hat der Bahnhofsbuchhandel einen Presseumsatz von ca. 195 Mio Euro erzielt. Auf das Buchsortiment entfielen weitere 60 Mio Euro Umsatz.

Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel weiter unter Druck

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