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Heinrich Riethmüller: »Ich war geschockt, aber…«

Zum letzten Mal ist Heinrich Riethmüller als Börsenvereins-Vorsteher vor die Publikumsverlage getreten, die das Gros der Teilnehmer der Jahrestagung IG Belletristik Sachbuch (IG BellSa) stellen. Im Herbst, zur Frankfurter Buchmesse, endet die 6-jährige Amtszeit des 63-Jährigen.

In früheren Jahren hatte der Vorsteher als Osiander-Geschäftsführer die Perspektive des Buchhändlers eingebracht, mahnende Worte an die Verlage gerichtet, dem Buchhandel mit Preiserhöhungen mehr Luft zu verschaffen und Konditionengerechtigkeit im Vergleich zum Online-Riesen Amazon angemahnt.

Wie verändert die geplante Allianz von Thalia und Mayersche die Branche?

Vor der diesjährigen IG-BellSa-Tagung hatte der Kettenbuchhandel die Duftmarke gesetzt. Der Mitte Januar angekündigte Zusammenschluss der Filialisten Thalia und Mayersche schafft einen stationär verankerten Multichannel-Riesen, der auf Augenhöhe mit Amazon ebenfalls nicht nur als ein weiterer großer Marktteilnehmer auftreten wird, sondern längst Anstalten macht, die Branche u.a. mit einem übergreifenden Marketing zu prägen.

Der neue Thalia-Claim „Welt, bleib wach“ klingelt jedenfalls auch den Publikumsverlagen als Weckruf in den Ohren. Wie verändert das die Branche?

Regionalfilialist Riethmüller, der selbst betroffen ist, weil ihm sein bisheriger Kooperations- und Sparringspartner Mayersche abhanden gekommen ist und Thalia überdies in Osianders Süd-Südwest-Region weiter expandiert, hat in München Klartext gesprochen: „Das neue Jahr hat mit einem kleinen Erdbeben begonnen, das mich persönlich, aber auch als Geschäftsführer geschockt hat.“ Aber: Letztlich sei die Entscheidung nachvollziehbar, konsequent, sinnvoll und nicht mehr als „ein täglicher Vorgang in der Wirtschaft“. Trotz der Fusion sei die Branche immer noch breit aufgestellt und entspreche in Summe den Erwartungen und Wünschen der Kunden, die sowohl individuelle Buchhandlungen um die Ecke, als auch anonymere Großflächen erwarteten.

„Es gibt auch gute Filialisten und schlechte kleine Buchhandlungen“

In diesem Zuge kritisierte Riethmüller auch die Schwarz-weiß-Malerei in Bezug auf Filialisten: „Ich wehre mich mit Vehemenz gegen die Vorurteile, Klein wäre gut und Groß stände für eine Verflachung des Angebots.“ Allen Branchenteilnehmern sei bewusst, dass man dies so pauschal nicht behaupten könne und es sowohl gute Filialisten als auch schlechte kleine Buchhandlungen gebe. Genau in diesem Nebeneinander liege „der Charme der Branche, auf den wir stolz sein können“. „Wir sollten uns klar sein, dass der größte Buchhändler Amazon ist, und dass wir alle immer wieder und viel mehr darüber nachdenken müssen, welche Angebote wir unseren Kunden machen.“ Wichtig seien dafür auch die Ergebnisse der Buchkäufer-Studie, für die der Verband häufig kritisiert worden sei. „Die Ergebnisse zeigen uns, wo der Schuh drückt, aber auch wo unsere Chancen liegen. Es gibt sie noch, die Sehnsucht nach Entschleunigung, nach guter Unterhaltung.“

Im Vergleich zu anderen Branchen wie dem Schuh- oder Textilhandel habe der Buchhandel noch einen guten Ruf. Sein Fazit: „Wir brauchen uns nicht zu verstecken und können mit großer Zuversicht und Selbstbewusstsein ins neue Jahr starten.“

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