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Über Geld spricht man

Großbritannien diskutiert aktuell wieder öffentlich über Geld und den „Gender Pay Gap“, das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen. Denn: Auf der Insel müssen alle Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern regelmäßig offenlegen, wie groß das Lohngefälle zwischen ihren männlichen und (den in der Regel schlechter bezahlten) weiblichen Beschäftigten ist.

Auch die Buchbranche macht fleißig ihre Eintragungen. Als Enden des Dokumentationsstands hat das Fachblatt „Bookseller“ zutage gefördert:

  • Penguin Random House UK ist bisher der einzige Verlag, der ein Lohngefälle zugunsten der weiblichen Mitarbeiter meldet. Basis ist eine Median-Berechnung – ein Mittelwert, der weniger anfällig für Extremwerte ist als der Durchschnittswert.
  • Bei Hachette UK verdienen Frauen dagegen im Mittel 25% weniger als ihre männlichen Kollegen, ein „trostloser“ Zustand für CEO David Shelley, den das Ergebnis aber nicht überrascht: Die Führungspositionen sind eher männlich besetzt, Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit und bekommen entsprechend auch geringere Bonuszahlungen.

Shelley gelobt Besserung: Bis 2020 soll der Zweidrittelanteil der Frauen bei den Beschäftigten auch in den Top-Gehaltsstufen abgebildet werden.

 

»Gender Pay Gap« in Deutschland

Eine Frage der Gerechtigkeit: Seit 6. Januar haben Arbeitnehmer in gewissen Grenzen einen Auskunftsanspruch darüber, was andere Beschäftigte mit gleicher oder gleichwertiger Arbeit verdienen. Kritiker des Entgelttransparenzgesetzes halten die Idee für löblich, denken jedoch nicht, dass das Gesetz tatsächlich zu Gehaltsgleichheit führt. (Foto: stylephotographs/123RF)

Hierzulande dürfte die Lage ähnlich sein, obwohl es keine exakten Daten für die Buchbranche gibt. Die aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamts:

  • Frauen hatten 2017 einen um 21% niedrigeren Stundenlohn als Männer.
  • Erfahrungsgemäß lassen sich Dreiviertel dieses Effekts auf strukturelle Unterschiede zurückführen, u.a. Berufs- und Branchenpräferenzen sowie der Anteil von Teilzeitbeschäftigten. Darum bereinigt, lag der „Gender Pay Gap“ bei der letzten detaillierten Erfassung 2014 bei 6% (unbereinigt: 22%).
  • Für den Bereich Information und Kommunikation, in dem auch das Verlagswesen erfasst wird, war der Wert etwas höher.

Weitere Erkenntnisse liefert StepStone mit dem „Gehaltsreport 2018“, für den die Jobplattform 50.000 Fach- und Führungskräfte befragt hat:

  • Je höher die Hierarchiestufe, desto größer wird die Gehaltslücke.
  • Ein gleicher Bildungsabschluss kann die Gehaltslücke nicht schließen.
  • Auch die Unternehmensgröße macht kaum einen Unterschied.
  • Teilzeitkräfte verdienen in Relation zu Vollzeitkollegen unterdurchschnittlich. Das befeuert den „Gender Pay Gap“, weil Frauen öfter in Teilzeit arbeiten.

 

Wege zu mehr Gehaltstransparenz

Als Reaktion darauf ist 2017 in Deutschland das Entgelttransparenzgesetz in Kraft getreten, das dazu beitragen soll, dass Frauen ihren Anspruch auf gleiches Entgelt bei gleichwertiger Arbeit besser durchsetzen können. HR-Manager Gilbert Dietrich hält das Gesetz für einen „zahnlosen Papiertiger“. Im HR-Channel auf buchreport.de plädiert er stattdessen für unternehmensinterne Transparenzregeln: „Schon aus purem Eigeninteresse sollten Arbeitgeber Strukturen einführen, die ganz ohne Antrag ihren Mitarbeitern ermöglichen, zu erfahren, wo sie sich verdienstlich im Vergleich zu ihren Kollegen mit derselben oder sehr ähnlichen Tätigkeit und Arbeitserfahrung bewegen.“

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