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Preis der Leipziger Buchmesse vergeben

Preisträger des Preis der Leipziger Buchmesse 2018: Esther Kinsky, Karl Schlögel, Sabine Stöhr und Juri Durkot (Foto: Leipziger Messe / Stefan Hoyer)

Esther Kinsky hat den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik gewonnen. Außerdem gewann Karl Schlögel in der Kategorie Sachbuch/Essayistik, Sabine Stöhr und Juri Durkot wurden für die beste Übersetzung ausgezeichnet.

In „Hain: Geländeroman“ (Suhrkamp) erzählt Esther Kinsky von einer Protagonistin, die sich nach dem Verlust ihres Lebenspartners auf drei Reisen durch Italien begibt. Die Streifzüge der Ich-Erzählerin in das Hinterland werden zugleich zu einer Reise in ihre Kindheit. „Was für ein stilles, kaum bewegtes, menschenarmes Buch“, in dem in „fast übersinnlicher Genauigkeit“ die Wahrnehmungen der Protagonistin in den Vordergrund rücken und das Gelände in eine „Seelenlandschaft“ verwandelt wird, urteilte die Jury. Man müsse das Buch langsam lesen, dann werde man von der „Fülle seiner Einzelheiten belohnt“.

Karl Schlögel, der den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik erhalten hat, habe in „Das sowjetische Jahrhundert. Archäologie einer untergegangenen Welt“ (Edition der Carl Friedrich von Siemens Stiftung, C.H. Beck) eine „meisterhaft erzählte und zugleich denkbar originelle Geschichtsschreibung“ geleistet, begründete die Jury. Das Buch sei ein „Streifzug mit Panoramablick“ durch die sowjetische Geschichte Russlands und von „starker sinnlicher Anschaulichkeit“. Und: „Der Sowjetarchäologe Schlögel ist eigentlich ein Schriftsteller“.

Sabine Stöhr und Juri Durkot übersetzten aus dem Ukrainischen „Internat“ (Suhrkamp) von Serhij Zhadan. Darin reist mitten im Kriegsgeschehen in der Ostukraine der Lehrer Pascha hinter die Grenze, um seinen Neffen aus dem Internat zu holen. Es folgt eine Odyssee, in der die Tragik immer wieder durch das Skurille durchbrochen werde, so die Jury. Der Roman, der im Orginal mit Überblendungen arbeitet, erzähle in „beklemmender Eindringlichkeit“ und entwickle in der Übersetzung eine „enorme Wucht“. Die „kaskadenartigen Satzketten“ erzeugten im Deutschen einen drängenden Erzählrhythmus: „Lebendiger als in diesem Roman kann man von Krieg nicht erzählen, lebendiger nicht übersetzen.“

Auch in diesem Jahr stand die Jury unter der Leitung von Kristina Maidt-Zinke. Die siebenköpfige Jury hat 403 Einreichungen (und damit noch einmal rund 40 mehr als im Vorjahr) geprüft. Neben den Gewinnern waren außerdem nominiert:

In der Kategorie Belletristik

  • Isabel Fargo Cole: „Die grüne Grenze“ (Edition Nautilus)
  • Anja Kampmann: „Wie hoch die Wasser steigen“ (Carl Hanser Verlag)
  • Georg Klein: „Miakro“ (Rowohlt)
  • Matthias Senkel: „Dunkle Zahlen“ (Matthes & Seitz)

In der Kategorie Sachbuch/Essayistik

  • Martin Geck: „Beethoven. Der Schöpfer und sein Universum“ (Siedler Verlag)
  • Gerd Koenen: „Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus“ (C.H. Beck)
  • Andreas Reckwitz: „Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne“ (Suhrkamp)
  • Bernd Roeck: „Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance“ (Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung, C.H. Beck)

In der Kategorie Übersetzung

  • Robin Detje: übersetzte aus dem Englischen „Buch der Zahlen“ von Joshua Cohen (Schöffling)
  • Olga Radetzkaja: übersetzte aus dem Russischen „Sentimentale Reise“ von Viktor Schklowskij (Die Andere Bibliothek)
  • Michael Walter: übersetzte aus dem Englischen die „Werksausgabe“ in drei Bänden von Laurence Sterne (Galiani)
  • Ernest Wichner: übersetzte aus dem Rumänischen „Oxenberg und Bernstein“ von Catalin Mihuleac (Paul Zsolnay Verlag)

Der Preis der Leipziger Buchmesse ist insgesamt mit 60.000 Euro dotiert. Er wird vom Freistaat Sachsen und der Stadt Leipzig unterstützt. 2018 wurde er zum 14. Mal auf der Buchmesse vergeben.

Im vergangenen Jahr reüssierten Natascha Wodin (Belletristik), Barbara Stollberg-Rilinger (Sachbuch/Essayistik) und Eva Lüdi Kong (Übersetzung).

 

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