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Rosamund de la Hey: »Handfeste Zahlen statt Bauchgefühl«

Erstmals hat die britische Booksellers Association (BA) den heimischen Buchhandel bis ins Detail vermessen lassen. „Bookselling Britain“ soll Klarheit über die wirtschaftliche Bedeutung des stationären Buchhandels schaffen und seinen Akteuren Argumente für die Auseinandersetzung mit der Politik liefern. Im Interview spricht Rosamund de la Hey, Inhaberin von The Mainstreet Trading Company in St. Boswells und seit 2015 Präsidentin der BA, über neue Erkenntnisse und den Nutzwert der Daten.

Rosamund de la Hey (Foto: Bookseller Association)

Mit der Studie „Bookselling Britain“ will der Buchhändlerverband seine Lobby­arbeit auf politischer Ebene verstärken. Wie soll das funktionieren?

Bisher waren wir auf Spekulationen, Hochrechnungen und Bauchgefühle angewiesen, wenn es um die Darstellung der wirtschaftlichen Bedeutung des stationären Buchhandels ging. Jetzt haben wir endlich schwarz auf weiß handfeste Zahlen über unsere Branche. Damit lässt sich gegenüber der Politik überzeugender und nachhaltiger argumentieren.

Wie geht es jetzt weiter?

Jedes BA-Mitglied hat zwei Kopien der umfangreichen Studie zur freien Verwendung erhalten. Außerdem gibt es umfangreiche Zusammenfassungen zum Ausdrucken. Wir schlagen vor, ein Exemplar an den Parlamentsabgeordneten in Westminster zu schicken und eins an die Politik vor Ort. Je größer die Welle, desto stärker die Durchschlagskraft. Wenn die ersten Reaktionen ein Indiz sind, wird demnächst viel Post von Buchhändlern in den politischen Gremien zirkulieren.

Was haben Sie aus der Studie gelernt, was Sie nicht schon vorher wussten?

Dass Buchhändler elfmal mehr Steuern zahlen als Amazon zum Beispiel. Dass der Konzern jedes steuerliche Schlupfloch ausnutzt, wussten wir, aber wie sich das für uns in Zahlen ausdrückt, war nicht nur mir neu.

Gibt es positive Aspekte?

Jede Menge sogar. Mir war zum Beispiel gar nicht so bewusst, welchen Einfluss eine gute Indie-Buchhandlung auf die High Street haben kann. Die Studie zitiert unter anderem Immobilienmakler, wonach eine Buchhandlung für Qualität steht und aus der Sicht des Konsumenten eine positive Bereicherung ist.

War Amazon der Auslöser für die Studie?

Bedingt. Eine Präsentation beim Winter Institute der American Booksellers Association ABA vor zwei Jahren in Seattle über die wirtschaftlichen Auswirkungen von Amazon auf den Standorthandel jeglicher Art hatte die britische Delega­tion zum Nachdenken gebracht. Zu Hause ließ uns das Thema nicht los und dann war „Bookselling Britain“ auf dem Weg.

Haben Sie schon Anfragen von anderen Buchhandelsverbänden?

Noch nicht, aber wir werden die Studie auf jeden Fall an befreundete Verbände weiterleiten. Der Aufwand lohnt sich, im Guten wie im Schlechten, den eigenen Markt bis ins Detail zu vermessen.

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