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Marcel Beyers „Hund“ in der Feuilleton-Kritik

Marcel Beyer (Foto: Jürgen Bauer/Suhrkamp Verlag)

Der Schriftsteller Marcel Beyer hat am Samstag in Darmstadt den Georg-Büchner-Preis erhalten. Dass er in diesem Jahr ausgezeichnet wird, war bereits seit Juni bekannt. Die Verleihung des am höchsten dotierten deutschen Literaturpreises (50.000 Euro) und seine Dankesrede haben nun aber noch einmal ein Schlaglicht auf den 50-Jährigen geworfen. Eine Medienschau:

Spiegel Online sinniert über Beyers Verständnis von Literatur: „Wie weit Beyers Literaturbegriff gefasst ist, kam auch in seiner Dankesrede zum Ausdruck: ‚Sprache ist alles‘, sagte er bei Preisübergabe im Staatstheater Darmstadt“, heißt es dort. Wer Beyers Dankesrede genauer studieren will, wird bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ fündig: Das Blatt lässt den Schriftsteller im Feuilleton der Montagsausgabe selbst zu Wort kommen und druckt seine Rede mit dem Titel „Hund“ im Wortlaut ab.

Unter der Überschrift „Verteidigung des Dünkeldeutschen“ analysiert Mara Delius in der „Welt“, inwiefern die Preisverleihung im Staatstheater Darmstadt für politische Grundsatzreden genutzt wurde. Denn: „Wenn diese Akademie in diesem Herbst zusammenkommt, dann hört man sehr genau hin – nicht weil man sich Statements zur Lage der Nation erhofft, eine agendafähige Meinung oder ideologische Richtlinienbestimmung, nein, weil man ästhetische und politische Ableitungen einer kritischen Intellektualität erwartet, die sich hierzulande immer als Korrektiv ihrer Gegenwart verstanden hat.“ Zwischen all den Rednern wird die Autorin bei Beyer selbst fündig: Es brauche schon den Büchner-Preisträger selbst, „den Kittler-geprägten, ‚Spex‘-Terminologie-verständigen, Mayröcker-geschulten Sprachweltendurchsteiger, um die Verbindungen dieser Gegenwarten klarzuziehen. Beyer führte, über die poetische Ausdeutung des Büchnerschen als ‚hochartifiziell und zugleich hingeferkelt wie die Manuskriptblätter, auf denen Woyzeck überliefert ist‘, seine völlig postideologische Sprachliebe aus.“

Eine ähnliche Argumentation verfolgt der Beitrag in der „Süddeutschen Zeitung“. Dort wird Beyers Auseinandersetzung mit der „krisenhaften Gegenwart“ in den Mittelpunkt gerückt: „Der ‚Sprachsäufer‘, als den Beyer sich bezeichnet, muss eben auch aus trüben Quellen schöpfen: ‚Ich brauche‘, sagt der Dresdner Zaungast der Pegida-Wagenburgen, ‚diese grundverunglückte Heiligabendsprache, die Deutschlandretter mit einem Dschihadistenernst zelebrieren, dass mir das Blut in den Adern gefriert‘.“

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