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Werkzeug oder Kulturwandel? – So setzen Verlage Design Thinking ein

Design Thinking ist als Innovationsmethode in aller Munde. Einige Verlage haben sie in Projekten schon ausprobiert, viele ziehen es in Erwägung. Grund genug, Erfahrungen und Einsichten in zwei Podiumsdiskussionen auf der Frankfurter Buchmesse auszuwerten.

Stefanie Quade (Hochschule für Wirtschaft & Recht Berlin) und Okke Schlüter (Hochschule der Medien Stuttgart) haben bereits 2014 einen Leitfaden für Verlage entwickelt, die Design Thinking einsetzen möchten. In einem Seminar der Akademie der Deutschen Medien trainieren sie Produktmanager und Führungskräfte aus Verlagen für den Einsatz der Methode. Was aber erleben Verlage in diesen Innovationsprojekten? Quade und Schlüter diskutierten solche Erfahrungen im Rahmen zweier Podiumsdiskussionen auf der Frankfurter Buchmesse.

Diskutierten über Design Thinking (v.l.): Thomas Ammon (Vahlen), Carsten Vetter (Kosmos), Stefanie Quade (HWR Berlin), Okke Schlüter (Hochschule der Medien), Nina Henning (Hochschule der Medien).

Im Rahmen eines „Werkstattgesprächs“ beim Gemeinschaftsstand der Hochschulen „Studium rund ums Buch“ waren Carsten Vetter (Kosmos) und Thomas Ammon (Vahlen) zu Gast. Moderiert durch Nina Henning aus dem Studiengang Mediapublishing (Hochschule der Medien) berichtete Vetter, wie neue Innovationsmethoden bei Kosmos im Verlag etabliert werden. Ammon erläuterte an Beispielen, wie Design Thinking an in Fachverlagen üblichen Arbeitsweisen anknüpft und sich dadurch gut integrieren lässt.

Wie schon 2015 war auch dieses Jahr Design Thinking wieder Thema beim Forum Verlagsherstellung. In diesem von Schlüter moderiertem Podiumsgespräch stand die Implementierung im Vordergrund. In seiner Keynote schildert Stefan Ulrich (Bosch Power Tools) aus seiner Projekterfahrung als interner Facilitator und Trainer. Anfangs habe man Design Thinking eher als Projektform und reine Innovationsmethode eingeschätzt, in den Projekten sei dann deutlich geworden, dass es auch das Denken verändert. Wichtig sei die Bereitschaft, bekannte Arbeitsweisen in Frage zu stellen und sich auf neue Formen der Ideengenerierung und -erprobung einzulassen.

So inszenierte Carlsen das neue Imprint „Mission X“ auf der Buchmesse.

Mareike Hermes hat als Leiterin des Business Developments im Carlsen Verlag mit dem neuen Label „Mission X“ gerade wieder konkrete Ergebnisse mit Design Thinking erreicht, die auch am Stand von Carlsen besichtigt und getestet werden konnten. Juliane Wagner ist als Programmleiterin Management bei Springer Gabler mit Design Thinking sowohl verlegerisch, als auch im Rahmen von Projekten in Berührung gekommen. Einige Spezifika von Design Thinking passen ihrer Einschätzung nach gut zur gelebten Arbeitsweise bei Springer Gabler. Bei anfänglicher Skepsis sei es wichtig, den Beteiligten auch die Sorge vor einer aufwändigen neuen Methode zu nehmen.

Quade und Schlüter haben diese und andere Rückmeldungen in ihr Buch „DesignAgility“ einfließen lassen, das Anfang 2017 im Schäffer Poeschel Verlag erscheint. „DesignAgility ist die Adaption des Design Thinking für die Verlagsbranche, in die ebenso Elemente des agilen Projektmanagements und des Storytellings eingeflossen sind“, erläutert Quade den Ansatz.

DesignAgility ist für den konkreten Einsatz in Innovationsprojekten gedacht und führt die Medienschaffenden durch diesen Prozess. Neben dem Buch entsteht mit www.designagility.de ein Blog, über den künftig ergänzende Downloads zur Verfügung gestellt werden. Ein Seminar zum Thema bieten Quade und Schlüter bei der Akademie der deutschen Medien an. „Die Resonanz auf eine spezielle Variante des Design Thinking für die Verlags- und Medienbranche ist sehr positiv, wir wollen damit einen Beitrag zu erfolgreichen Innovationen innerhalb der Branche leisten“, resümiert Schlüter.

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