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Innovative Produktentwicklung und kreative Gestaltung

Der Deutsche E-Book Award zeichnet seit 2014 im Rahmen der Frankfurter Buchmesse die schönsten deutschsprachigen E-Books und Apps in den Kategorien Fiction, Nonfiction und Kinder & Jugend aus. Vedat Demirdöven (Foto: Raimund Verspohl), Organisator des 3. Deutschen E-Book Awards erläutert im buchreport-Interview die Motive des diesjährigen Preises.
Was soll der Deutsche E-Book Award leisten? 
Mit dem Deutschen E-Book Award werden die schönsten deutschsprachigen E-Books ausgezeichnet. Das Ziel ist es, die Leistungen von Verlagen und Selfpublishing-Autoren im Bereich innovativer Produktentwicklung und kreativer Gestaltung zu würdigen. Der Deutsche E-Book Award ist kein Literaturpreis, sondern ein Produktpreis. Es wird also nicht die literarische Qualität eines Digitalprodukts ausgezeichnet, sondern die technische Umsetzung von Literatur im digitalen Raum. Dadurch kann jeder Verlag und jedes Unternehmen sowie Selfpublisher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, unabhängig von der fachlichen Ausrichtung teilnehmen.
Wann ist ein E-Book technisch gelungen?
Zunächst, wenn auf dem jeweiligen Endgerät des Nutzers eine störungsfreie Rezeption des Inhalts passieren kann. Und weiter, wenn diese Rezeption, etwa mit erweiterten (neudeutsch: enhanced) Elementen eine sinnvolle Einheit bildet. Die technische Umsetzung egal in welcher Ausprägung muss sich der eigentlichen „Geschichte“ unterordnen und darf nicht Selbstzweck sein. Dies ist aber auch im Medium „Papier“ nichts Neues, nicht umsonst gibt es seit Jahrzehnten den Spruch „Gute Typografie sieht man nicht“. 
Warum ist das wichtig?
Störungsfreie, bequeme Rezeption zieht sich durch alle Produktformen und –arten. Vor allem aber bei neuen Technologien ist es wichtig, schnell einen hohen Grad an Nutzerfreundlichkeit zu erreichen, um eine hohe Akzeptanz und damit Marktdurchdringung zu erreichen.
Was macht den Award in diesem Jahr besonders? 
Die augenfälligste Besonderheit ist, dass die Verleihung in diesem Jahr auf der Fläche der Stiftung Buchkunst in der Halle 4.1 auf dem Stand N.91 stattfindet. Wir freuen uns ganz besonders, dass wir in diesem Jahr gemeinsam dazu beitragen können, Vorbehalte zwischen dem traditionellen Print und der Digitalwelt abzubauen und uns gemeinsam zu präsentieren. Wir halten das für eine sehr gute Nachricht an die Leserinnen und Leser. Darüber hinaus haben wir in diesem Jahr bei der Konzeptionierung einen ganz besonderen Akzent gesetzt: Jeder – und das branchenübergreifend – beklagt, dass die junge Zielgruppe nicht mehr zu erreichen wäre. Dass wir nicht wissen, was für Medien sie konsumieren, wie sie ihren medialen Alltag gestalten, was sie lesen und wie sie kommunizieren. Wir haben uns dazu entschieden die Jugendlichen ins Boot zu holen. Eine Schulklasse aus Dortmund produziert für die Verleihung einen Trailer mit ihren „digital native“-Instrumenten, also Smartphone, iPad, Laptop und Software, die wir Erwachsenen nicht mal kennen. 
Die Preisverleihung des 3. Deutschen E-Book Awards findet am 20. Oktober in Frankfurt (von 16 bis 17 Uhr in Halle 4.1 am Stand N91) statt. In diesem Jahr wird erstmals zusätzlich ein Sonderpreis für ein herausragendes Beispiel gelebter digitaler Transformation ausgelobt. Die Einreichungsphase für Verlage läuft derzeit bis 12. September.

Kommentare

5 Kommentare zu "Innovative Produktentwicklung und kreative Gestaltung"

  1. Etikettenschwindel

    Der „Deutsche E-Book Award“ ist in meinen Augen ein Etikettenschwindel. Warum?

    Als Ersteller von E-Books habe ich mir, angeregt durch den Artkel, die Award Gewinner 2015 angesehen. Alle drei Sieger sind für E-Book Reader nicht geeignet!

    Es sind Programme, die auf Tablets laufen, mit E-Book hat das ganze NICHTS zu tun.

    Kann das mal journalistisch sauber aufgearbeitet werden? Mir gehen diese ganzen Lobhudeleien, die immer wieder falsche Versprechungen unter die LeserInnnen streuen, gewaltig auf die Nerven.

    UND: Wo finde ich die wirklich guten echten E-Books? Werden die auch ausgezeichnet?

    Enttäuscht grüßt Peter Kern, Verlag

    • Hallo Herr Kern,

      vielen Dank für Ihr Engagement und Beitrag.

      Es hat ja auch immer ein wenig mit den Einreichungen zu tun. Klar ist aber natürlich auch – eine unabhängige Jury entscheidet letztendlich wer den Preis bekommt. Aber Verbesserungsvorschläge sind immer herzlich willkommen. Ich für meinen Teil bin sehr gespannt wie der neue Initiator Vedat Demirdöven (der in kurzer Zeit schon einiges in Sachen Aufmerksamkeit für den Award bewirkt hat) diesen Preis nach vorne bringt. Ich habe da – auch aufgrund der diesjährigen Jury – ein hohes Maß an Zuversicht und Vorfreude.

      Beste Grüße, Felix Wegener

    • Peter Schmid-Meil | 21. August 2016 um 18:06 | Antworten

      Hallo Herr Kern,

      wie definieren Sie den Begriff „E-Book“? Wenn wir uns (ich bin selbst Jury-Mitglied) darauf beschränken würden, dass die prämierten E-Books auf allen marktgängigen E-Readern laufen müssten, dann kämen wir über die Bewertung von EPUB2-Titeln nicht hinaus. Sicher kann man auch damit schöne E-Books gestalten, aber was wäre dann mit Fixed-Layout-EPUB3-Büchern? Die laufen vernünftig nur auf Kindle Fire und Apple iBooks. Was machen wir mit interaktiven EPUB3s oder mit iBooks Author erstellten E-Books, die nur auf Apple-Geräte funktionieren? Was ist mit ambitionierten Books-in-Browser-Projekten, die sich nicht von den Gestaltungsgrenzen der Containerformate EPUB oder MOBI einengen lassen?

      Und was sind denn die dedizierten E-Book-Leseapps Kindle und iBooks anderes als Programme, die auf Tablets laufen? Auch die PocketBooks, Bokeens, Nooks, Kobo Glos und Kindles dieser Welt sind nichts anderes als eInk-Tablets, auf denen E-Books innerhalb eines Programms dargestellt werden, da gibt es keinen Unterschied, das sieht nur in der Bedienung etwas anders aus und die Betriebssysteme sind andere
      .
      Vedat Demirhöven sagt „Das Ziel ist es, die Leistungen von Verlagen und Selfpublishing-Autoren im Bereich innovativer Produktentwicklung und kreativer Gestaltung zu würdigen.“ Darauf kommt es uns an: Innovation. Kreativität. Neues wagen. Oder altes in besonderer Qualität präsentieren. Größer denken. Anders umsetzen. Zeigen, was geht. Davon lebt dieser Award. Und darauf freuen wir uns.

      • Hallo Herr Schmid-Meil,

        den Begriff E-Book definiere ich tatsächlich als Epub-Titel. Und wie ich es beobachte, tun dies die allermeisten LeserInnen (in meinem Umfeld) auch. Ein E-Book muss auf Tolino, Kindle, Kobo oder Bokeen etc. laufen.
        Die von Ihnen ausgezeichneten sog. E-Books sind aus meiner Sicht – wie gesagt, ich programmiere auch E-Books – Computerprogramme. Noch vor kurzem nannte man sie teilweise schlicht Computerspiele. Zum Abspielen der ausgezeichneten Titel benötigt man ein Tablet oder einen PC – also einen Computer und eben keinen E-Book Reader.
        Sie können diese Dinge natürlich gerne prämieren, um „größer zu denken“, nur ist dann der Titel »E-Book Award« zumindest irreführend. Mich ärgert so etwas, denn: Fehlt in einem Verlagsprodukt ein Komma, ist der Aufschrei groß. Benennen andere ganze Prokuktgruppen falsch, dann ist das im Sinne der „Kreativität“ ein innovativer Vorgang. So geht das aus Verlegersicht einfach nicht. Sie können auch nicht Leseapps mit E-Books vergleichen und verwechseln. Denn auch mit der Leseapp können Sie die prämierten Titel nicht abspielen. Für mich läuft da zuviel durcheinander. Ein Tablet ist kein E-Book Reader, das muss herausgestellt sein.

        Deshalb mein Wunsch an Sie: Seien Sie kreativ, denken Sie größer, und finden Sie den passenden Namen für Produkt und Preis!

        Und: Selbstverständlich habe ich großen Respekt vor der Leistung der Entwickler der prämierten Programme.

        Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen beantworten, ansonsten stehe ich gerne für einen persönlichen Kontakt zur Verfügung.

        • Peter Schmid-Meil | 24. August 2016 um 11:54 | Antworten

          Hallo Herr Kern,

          danke für Ihre Antwort. Hier unterscheiden sich schlicht und ergreifend unsere Auffassungen vom E-Book-Begriff.

          Unserer Erfahrung nach reicht es nicht aus, sich auf EPUBs zu beschränken, sonst hätten wir das Ganze ja auch gleich EPUB-Award nennen können 😉

          Wir sind der Meinung, dass Container-Formate wie EPUB Übergangsformate sind, die sich weiterentwickeln und verändern werden. Es kommt darauf an, Buch-artige Inhalte – hauptsächlich basierend auf Text und Bild – in digitaler Form umzusetzen. Ein EPUB oder auch eine Lese-App sind hier lediglich Mittel zum Zweck.

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