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Mit dem Seziermesser des magischen Realismus

Die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck (Foto), die in diesem Jahr Jurymitglied beim Deutschen Buchhandlungspreis ist (und selbst den Thomas-Mann-Preis erhält), empfiehlt den ungarischen Autor György Dragomán: „Schon sein erstes auf Deutsch erschienenes Buch ‚Der weiße König‘ beeindruckte mich tief. Im vergangenen Jahr ist sein Buch ‚Der Scheiterhaufen‘ erschienen. In beiden Büchern begegnen wir einem Autor, der die seltene Gabe besitzt, durch die Oberfläche einer schweigsamen Welt mit dem Seziermesser des magischen Realismus in die Tiefe zu dringen. In dieser Tiefe verfolgt er in seinem neuen Roman den Weg der Gewalt: Vom faschistischen Mord an den Juden im Rumänien der 30er-Jahre über die Folterungen in den Lagern des Ceausescu-Systems und dessen blutigen Zusammenbruch hin bis in eine von Bitterkeit geprägte Neuzeit. Anhand der Beziehung eines Waisenmädchens zur wiedergefundenen Großmutter beschreibt er, wie das Erbe an Leid, Misstrauen und erzwungenem Verrat auch die Gegenwart verdunkelt, und lässt das Geflecht, das oft so leichtfertig Freiheit genannt wird, in seiner ganzen Komplexität vor uns auferstehen. In der hervorragenden Übersetzung von Lacy Kornitzer liest man mit György Dragomán berührt und erschüttert Weltliteratur.“

György Dragomán, Der Scheiterhaufen, 494 S., 24,95 €, Suhrkamp, ISBN 978-3-518-42498-8

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