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Verlage überhören Weckruf

„Viele Verlage leben in einer rosaroten Welt und vermuten, dass sie nie betroffen sein werden, aber das werden sie“, sagte Charlie Redmayne, CEO von HarperCollins UK, bei der Konferenz FutureBook, auf der er seine Kollegen vor Cyber-Angriffen warnte. Das Direktmarketing würde im täglichen Geschäft zwar immer wichtiger werden, Verleger würden aber nicht die damit verbundenen Risiken sehen, berichtet der „Bookseller“.

Auch HarperCollins sammelt Endkundendaten und nutzt die Möglichkeiten, Einblicke in das Kundenverhalten zu bekommen. So könnten etwa besser zugeschnittene E-Mail-Kampagnen und Angebote für Endkunden gemacht werden. Doch obwohl die Verlage die Möglichkeiten sehen, die die gesammelten Daten bieten, „sehen sie nicht die Risiken, die kürzlich etwa für Sony und TalkTalk wahr wurden.“ Nach einem Hackerangriff auf die Filmfirma Sony war eine große Menge persönlicher Informationen und E-Mails im Internet veröffentlicht worden. Bei der Attacke auf das Telekommunikationsunternehmen TalkTalk wurden Daten von 157.000 Kunden sowie 15.600 Kontodaten gestohlen.

„Die Attacke auf Sony hätte ein Weckruf für die Unterhaltungsindustrie sein müssen, aber das war sie nicht“, sagte Redmayne. Um die Risiken zu verringern, müsse mit den Daten von Autoren und Kunden sorgfältiger umgegangen werden. Mit der direkten Kundenbeziehung gehe die Verantwortung einher, diese besser zu schützen.

Kommentare

4 Kommentare zu "Verlage überhören Weckruf"

  1. volle Zustimmung | 8. Dezember 2015 um 16:50 | Antworten

    Das wird erst besser, sobald der erste Verlag durch ein Schadensersatzurteil an den Rand des Ruins getrieben wurde.
    Die ganze Datensammelei wird aus meiner Sicht überbewertet.
    Wie kann man sicher sein das wahrheitsgemäß geantwortet wird.
    Gerade bei Lesestoff kann ich es mir kaum vorstellen, das der Kunde honoriert das ihm jemand über die Schulter schaut.
    Lustig wäre es, sollte es durch so ein Datenleck zu Erpressungen von Kunden kommt, die aufgrund ihrer bevorzugten Literatur massive Probleme privat oder beruflich bekommen.
    Wer bezahlt das dann? Datenschutz ist ja angeblich out und Datenreichtum in.
    Die einzige richtige Reaktion die die Kunden nach einer Sensibilisierung durch so einen Vorfall zeigen, kann leider eigentlich nur die Hinwendung zu illegalen Angeboten sein, da dort solche Risiken nicht drohen.
    Da drohen natürlich andere :-).

    • Was für Risiken sollen bei illegalen Angeboten denn drohen? Geistige Verwirrung durch zu große Auswahl, zu gepflegte Metadaten und zu schnellen Service?

      • Ich denke, das ein eher theoretisches Abmahnrisiko gemeint ist.
        Aber im Ernst mir wird langsam Himmelangst um die gesamte Branche.
        Wenn die so weitermachen ist bald die Hälfte weg vom Fenster.
        Die Piraten sind da noch nicht mal das größte Problem, sondern die Strukturen und das festhalten daran.
        Ein weiter so, bis man voll an die Wand kracht.
        Schön fand ich die unverhohlene Drohung, das sollte die aktuell noch gültige Ausschüttungspraxis der VG Wort nicht umgehend vom Gesetzgeber zementiert werden, die Autoren bei den Verlagen weniger bekommen sollen.
        Da ist man auf dem besten Weg auch noch die Produzenten des Grundstoffs wegzuekeln.
        Warum sollte ein einigermaßen erfolgreicher Autor da überhaupt noch eine Verlagsbindung eingehen?
        Noch nie war es so einfach wie Heute zu veröffentlichen und alle mit seinem Schaffen zu beglücken.

        • Abmahnrisiken bestehen nur bei P2P bzw. Torrents. Also nur für die Doofen bzw. Digital Naives. Eigentlich kein Thema für die Buchbranche, wo Piraterie normalerweise über DDL (Filehoster) läuft. Oder natürlich von gewissen Seiten aus Russland bzw. Kasachstan. Deren IT ein wenig fitter (und deutlich billiger) ist als das, was ich in den letzten Jahren so bei Verlagen gesehen habe. Ein asymmetrischer Krieg, bei dem die Piraten deutlich besser abschneiden. Wobei das eher nicht die Leute sind, die Userdaten abgreifen. Die sind mit Bücherklauen beschäftigt. Sollten die auf die Idee kommen, Verlage zu anderen Zwecken zu hacken, hätten sie es sicherlich leicht.

          Die VG-Wort-Debatte verfolge ich auch mit (Eigen-)Interesse.

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