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Kommt die Renaissance des Stationären?

Autorenlesungen, Poetry-Slams, Diskussionsrunden: Die Teilnehmer der „Woche unabhängiger Buchhandlungen“ machen mit einem breiten Veranstaltungsspektrum bis Sonntag auf ihr kulturelles, gesellschaftliches und regionales Engagement aufmerksam. Die Aktion wird in diesem Jahr von der Buy-Local-Allianz unterstützt. Mitgründer Michael Rietmüller (RavensBuch) spricht im Interview über Amazon, sensibilisierte Kunden und Wünsche an die Verlage.

Amazon baut die Belieferung am selben Tag aus. Wie können Buchhändler kontern?

Vorab: Es ist nicht erfreulich, wenn Amazon in bestimmten Regionen diesen Service anbietet. Klar ist, dass Amazon mit Kampfpreisen, die sicher nicht kostendeckend sind, einen Verdrängungswettbewerb beabsichtigt. Es gibt aber keinen Grund für Pessimismus. Schließlich sind die meisten Buchhandlungen gut aufgestellt, sie haben in der Regel gut funktionierende Webshops, oft mit Bestandsanzeige und: wir haben oft die Bücher vorrätig, die bei Amazon erst bestellt werden müssen – der Vorteil der stationären gegenüber der digitalen Welt, den wir mit unseren digitalen Möglichkeiten verknüpfen.

Gibt es eine Renaissance des Stationären?

Wir konstatieren ein deutliches Anziehen der Umsätze. Und das, obwohl wir in Ravensburg eine Riesenbaustelle vor die Tür gesetzt bekommen haben. Ich höre auch von vielen Kolleginnen und Kollegen, dass sie mit Optimismus in den Jahresendspurt gehen. Das ist insgesamt eine recht erfreuliche Entwicklung.

Erkennen die Konsumenten den Wert intakter lokaler Handelsstrukturen?

Nur lebendige Innenstädte bieten einen schönen Aufenthalt und kein Bürger kann verödende Einkaufszonen wollen. Mit der Buy-Local-Initiative und Aktionen wie der „Woche der unabhängigen Buchhandlungen“ wollen wir  die Vorteile herausstellen, die Kunden haben, wenn sie in ihrer Nähe eine vielfältige Einzelhandelslandschaft vorfinden. Wir werden häufig auf unsere Buy-Local-Aktivitäten angesprochen und viele wissen, worum es geht. Man muss fröhlich und selbstbewusst die Botschaft weiter nach außen tragen und verdeutlichen, wofür wir da sind, was wir für die Kunden machen, und wie sie von uns profitieren.

Sind die Verlage für das Thema sensibilisiert?

Auch die großen Verlagsgruppen, die natürlich viele Bücher über die großen Online-Shops verkaufen, haben erkannt, was auf dem Spiel steht. Sie wissen genau, wenn eine stationäre Verkaufsfläche wegbricht, dann ist auch der Umsatz verloren. Für den Buy-Local-Verein zeigen große und kleine Verlage viel Sympathie. Meine Bitte an alle Verlage: Nicht über jedes Stöckchen springen, das Amazon hinhält oder weniger kryptisch: muss beispielsweise der Bastei Lübbe Verlag sich wirklich an einem Kindle Storyteller-Schreibwettbewerb beteiligen?

Buy Local geht ins dritte Jahr. Gelingt die flächendeckende Vernetzung mit anderen Einzelhandelssparten?

Wir bauen sie weiter aus und steuern momentan auf 650 Mitglieder zu. Unser aktuelles Projekt betrifft eine intensive Zusammenarbeit mit den Volksbanken Baden- Württemberg. Es gibt Arbeitsgruppen, die alle Möglichkeiten dieser Zusammenarbeit  ausloten. Im inhabergeführten Einzelhandel wird zunehmend verstanden, was wir erreichen wollen. Es gibt viele gemeinsame Ziele und deshalb wird auch die Vernetzung zunehmen.

Die „Woche unabhängiger Buchhandlungen“ wurde 2014 von David Mesche, Inhaber der Berliner Buchhandlung Buchbox, auf den Weg gebracht. In diesem Jahr wird die Aktion von Michael Riethmüller und dem Buy-Local-Verein unterstützt.  Hauptsponsor sind die Ullstein Buchverlage, weitere Sponsoren sind die Verlage Aufbau, Bastei Lübbe und S.Fischer, und der Drucker Bodensee.print. Der Börsenverein ist als Förderpartner mit an Bord.

Kommentare

1 Kommentar zu "Kommt die Renaissance des Stationären?"

  1. Diese von Herrn Michael Riethmüller initiierte Aktion ,Buy-Local-Initiative` ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass man sehr wohl auch weiterhin den stationären Buchhandel stärken muss.
    Es ist schon auch ein Erlebnis, wenn man als Kunde in eine Buchhandlung gehen kann, dort sich mal in den Buchreaglen umsieht und dann auch Bücher kauft.
    Und dieses Gefühl eines authentischen Erlebens in der Buchhandlung habe ich eben bei Aamazon u. a. nicht.
    Deshalb finde ich diese ,Woche der unabhängigen Buchhandlungen` eine vortreffliche und wirksame Aktion, die mal wieder verdeutlicht, wie notwendig man auch Buchhandlungen benötigt, die Kunden beraten und eben auch auf Kunden in der Auswahl ihrer Wünsche helfen können.
    Deshalb bestelle ich auch nicht bei Amazon u. a.
    Ich bin lieber Kunde in so manchen Buchhandlungen und es ist doch auch immer eine Freude, wenn man da auch selber beim Suchen und Finden so seine Entdeckungen bei neuen Büchern machen kann.
    Ich schätze auch manche Beratung des Buchhändlers oder der Buchhändlerin.
    Jede Buchhandlung hat doch ihren besondere Ausstrahlung auf ihre Kunden. Und so soll es auch weiterhin sein.
    Lesungen mit guten Büchern, tollen Autoren und dazu noch eine Tasse Kaffee.
    Bei Lesungen kann die Buchhandlung auch selber gestalten.
    Wie soll die Lesung ablaufen? Jedenfalls so, dass möglichst alle daran Beteiligten danach auch zufrieden sind.
    Also auch hier Mut zu Veränderung und Mut zur Gestaltung von neuen Schaufenstern, denn diese sind die Visitenkarte jeder Buchhandlung.
    Und in den kommenden Adventswochen sollten auch alle Buchhändler und Buchhändlerinnen in den Buchhandlungen mit Schwung und Überzeugung dabei sein.
    Nur gemeinsam, also in einem vernünftigen Miteinander, kann man auch dann die gesteckten Ziele erreichen.
    H. Kraft

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