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Politik soll korrigieren

Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zur Verteilungspraxis von Verwertungsgesellschaften, nach dem Verwerter keinen Anspruch darauf haben, an den Ausschüttungen von Verwertungsgesellschaften beteiligt zu werden, wird vom Börsenverein mit großer Sorge betrachtet. Es gefährde das Miteinander von Autoren und Verlagen in VG Wort, heißt es in einer Stellungnahme des Verbandes.

Das Statement im Wortlaut:

Als höchst problematisch wertet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die heutige Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in Luxemburg. Im sogenannten Reprobel-Verfahren, in dem unter anderem über die Ausschüttungspraxis von Verwertungsgesellschaften wie der VG Wort verhandelt  wurde, hat der EuGH entschieden, dass Verlage an den Ausschüttungen nicht beteiligt werden können. Der Grund: Sie seien formal keine Rechteinhaber im Sinne der europäischen Urheberrechtsrichtlinie InfoSoc (2001/29/EG). Seit dem frühen 19. Jahrhundert ist es geltendes Recht, die Ausschüttungen von Verwertungsgesellschaften zwischen Verlagen und Autoren aufzuteilen. Das geschieht deshalb, weil Verlage für ihre Leistungen honoriert werden müssen.

„Nur weil in der wichtigsten Richtlinie zum Urheberrecht das Wort Verlage fehlt, müsste jetzt eine über Jahrzehnte hinweg fruchtbare Zusammenarbeit von Autoren und Verlagen aufgekündigt werden. Die EU-Kommission, die ohnehin an Urheberrechtsänderungen arbeitet, hat jetzt die Pflicht, das zügig zu korrigieren, damit es bei der angemessenen und bewährten Aufteilungspraxis bleiben kann. Wird die Europäische Kommission hier nicht umgehend tätig, werden Verlage gezwungen sein, ihre Kalkulationen in jeder Beziehung anzupassen, auch was die Autorenvergütung betrifft“, sagt Matthias Ulmer, Vorsitzender des Verleger-Ausschusses des Börsenvereins. Das beträfe auch Dienstleistungen, die Verlage im Rahmen des kooperativen Zusammenwirkens mit Autoren in der VG Wort erbringen, beispielsweise, um zugunsten der Urheber die Erfassung von online genutzten Texten zu ermöglichen (METIS-Meldesystem).

Wie aus einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag im vergangenen Jahr hervorgeht, teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass die Verlage an den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften zu beteiligen sind. Der Börsenverein geht davon aus, dass die Bundesregierung sich mit allem Nachdruck auf europäischer Ebene für eine rasche Korrektur der Urheberrechtsrichtlinie in diesem Sinne einsetzt.  

Kommentare

6 Kommentare zu "Politik soll korrigieren"

  1. Bei „fruchtbare Zusammenarbeit von Autoren und Verlagen“ musste ich auch laut lachen. Heißt doch nur, dass die Autoren Geld abgeben müssen.

  2. „Seit dem frühen 19. Jahrhundert ist es geltendes Recht, die
    Ausschüttungen von Verwertungsgesellschaften zwischen Verlagen und Autoren aufzuteilen. Das geschieht deshalb, weil Verlage für ihre
    Leistungen honoriert werden müssen.“

    Verlage werden über den Vertrieb ihrer Waren honoriert. Aus der VGWort sollten sie ausgeschlossen werden. Dann bekäme ich als VGWort-Mitglied vielleicht mal endlich eine Ausschüttung, die diese Bezeichnung auch verdient.

  3. Das ist ja witzig!

    Da wollen die Verlage also eine Gewinnbeteiligung für „[…] Dienstleistungen, die Verlage im Rahmen des kooperativen Zusammenwirkens mit Autoren in der VG Wort erbringen […]“, aber gleichzeitig Google für seine Dienstleistung (Vermittlung/Schöpfung von Traffic (== Umsatz/Gewinn!)) nicht nur nicht beteiligen, sondern abzocken!

    Wow, sportliche Burschen, diese Verlagsmanager…

  4. Wird Zeit dass solchen modernen Wegelagerern endlich mal das Handwerk gelegt wird. Ihr (@Verlage) seid heute so unnötig wie die Telegraphentechnologie. Willkommen im 21. Jahrhundert, Freunde. Es wird Zeit, dass endlich wieder die Menschen das Geld bekommen, die es tatsächlich erwirtschaftet haben … und das sind die Autoren. Ich hoffe, dass ihr innerhalb der nächsten 10 Jahre alle eure Läden dicht machen könnt. Von euch gibts sowieso nichts mehr als „Mimimi“ zu hören … siehe z.B. Leistungsschutzrecht, oder auch etwas moderner … z.B. „Zensur von Hyperlinks“. Ich hoffe inständig, dass ihr und eure Lobbyverbände das Zeitliche segnen, bevor ihr auch noch aus lauter Raffgier die Zukunft unserer Kinder zerstört. Wissen MUSS für ALLE da sein (egal ob arm oder reich) und IHR seid der Grund dafür, dass das heute leider immer noch nicht so ist. Pfui … ihr solltet euch was schämen!

  5. Seit wann sind Verleger Urheber?

  6. Es gibt kein Miteinander von Verlagen und Autoren. Seit wann gibt es ein Miteinander von Milchbauern und Milchkühen?

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