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„Die Buchmesse muss ein Ort der Meinungsfreiheit sein“

Das iranische Kulturministerium hat die Frankfurter Buchmesse am Freitagabend (9. Oktober) darüber informiert, dass es den geplanten Nationalstand in diesem Jahr absagt. Als Grund dafür nennt das Ministerium den Auftritt des Autors Salman Rushdie bei der Eröffnungs-Pressekonferenz der Buchmesse am 13. Oktober 2015. Rushdie wird seit 1989 von einer Fatwa bedroht. Der damalige iranische Staatschef hatte die Muslime in aller Welt aufgefordert, den Schriftsteller zu ermorden.

In einer Stellungnahme des C. Bertelsmann Verlags zu Irans Boykott der Frankfurter Buchmesse wegen Salman Rushdie äußert dieser sein Bedauern über die Entscheidung. 
Die Stellungnahme im Wortlaut: „Wir bedauern es zutiefst, dass Iran sich entschieden hat, nicht an der Frankfurter Buchmesse teilzunehmen, weil unser Autor Salman Rushdie auf der Eröffnungspressekonferenz spricht. Salman Rushdie ist einer der bedeutendsten Autoren unserer Zeit, seine Bücher gehören zum Schatz der Weltliteratur und sind vielfach preisgekrönt. Seine jüngsten Werke, die Autobiografie ´Joseph Anton´ (2012) und der gerade erschienene Roman ´Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte´ zeigen eine klare Haltung in Bezug auf religiös motivierte Gewalt und Unterdrückung. Rushdie tritt als Romancier und Intellektueller seit Jahrzehnten überzeugend für die Rede- und Meinungsfreiheit ein.“
„Die internationale Buchwelt, die sich Jahr für Jahr zur Messe in Frankfurt trifft, lebt vom freien Austausch von Ideen. Dass ein Staat seine Verlage und Autoren daran hindert, an diesem vielstimmigen Dialog teilzunehmen, ist traurig und empörend“, sagt Thomas Rathnow, Verleger und Mitglied der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Random House. „Große Literatur wie die von Salman Rushdie ist stets eine Einladung zur Auseinandersetzung mit den wichtigen Fragen ihrer Zeit. Und ein Plädoyer für Menschlichkeit, Toleranz und Meinungsfreiheit.“
Salman Rushdie, 1947 in Bombay geboren, studierte in Cambridge Geschichte. Mit seinem Roman „Mitternachtskinder“ wurde er weltberühmt. Seine Bücher erhielten renommierte internationale Preise, er wurde u.a. als der beste aller Booker Preisträger ausgezeichnet. 1996 wurde ihm der Aristeion-Literaturpreis der EU zuerkannt. 2007 schlug ihn die Queen zum Ritter. Bei C. Bertelsmann erschienen seine gefeierte Autobiografie „Joseph Anton“ und soeben sein Roman „Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte.“

Die in den Albträumen eines Protagonisten widergespiegelte Lebensdarstellung des Propheten Mohammed in dem Roman „Die satanischen Verse“ war der Anlass für den iranischen Staatschef Khomeini, Rushdie mittels einer Fatwa am 14. Februar 1989 zum Tode zu verurteilen. Begründet wurde diese Fatwa damit, das Buch sei „gegen den Islam, den Propheten und den Koran“. Khomeini rief die Muslime in aller Welt zur Vollstreckung auf. Auf der Islamischen Konferenz im März 1989 haben alle Mitgliedsstaaten der Organisation der Islamischen Konferenz (Iran ausgeschlossen) der Fatwa widersprochen. Salman Rushdie erklärte gegenüber der islamischen Glaubensgemeinschaft sein Bedauern über „die Besorgnis, die die Veröffentlichung aufrichtigen Anhängern des Islam bereitet hat“. Aber auch nach dem Tode Khomeinis am 3. Juni 1989 wurde das Todesurteil aufrechterhalten. Der Schriftsteller lebte wegen der erhaltenen Morddrohungen in erzwungener Isolation an ständig wechselnden Wohnorten und unter Polizeischutz. Die Drohungen werden bis heute vom geistlichen Führer des Irans und Nachfolger Khomeinis, Chamenei, ebenso wie von der Iranischen Revolutionsgarde vertreten. Der Iran erklärte, die Fatwa könne nicht zurückgenommen werden, dies könne nur der Aussteller, der gestorben sei. Im September 2012 wurde das Kopfgeld noch einmal erhöht und beträgt nunmehr 3,3 Millionen Dollar. Trotzdem kommt Rushdie seit einigen Jahren wieder ohne Leibwächter aus und wird auch nicht mehr rund um die Uhr bewacht.

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