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Der harte Kopierschutz ist ein Knietritt für den Handel

Kippt der harte Kopierschutz von Ebooks? Nach dem Appell von Börsenvereins-Vorsteher Heinrich Riethmüller (Osiander) an die Verlage, den Bremsklotz möglichst schnell aus dem Digitalgeschäft zu entfernen, stößt sein Bruder Michael Riethmüller (RavensBuch), Mitgründer der bundesweit agierenden „Buylocal“-Initiative, ins gleiche Horn und geht noch einen Schritt weiter.

„Der harte Kopierschutz ist ein Knietritt für den Handel, der Amazon und Apple begünstigt. Wir nehmen jetzt die Verlage bei den Beratungskosten und Reklamationen in die Pflicht und hoffen auf möglichst breite Unterstützung im stationären Sortiment“, trommelt der Buchhändler für eine breit angelegte Aktion.

Maßnahmen, die RavensBuch in die Wege geleitet hat:
  • Beratungsgebühr von Verlagen: Von den Holtzbrinck-Töchtern S. Fischer und Kiepenheuer & Witsch werden Gutschriften verlangt. „Wir haben immer wieder Ärger mit dem von Ihnen verwendeten Kopierschutz, der letztendlich ein fulminantes Kundenbindungsprogramm für Amazon ist und eine Kampfansage an das unabhängige Sortiment. Wir werden die dadurch entstehenden Kosten an Sie weitergeben und fordern Sie dringend auf, zeitnah diesen Kopierschutz abzuschaffen“, heißt es in dem Anschreiben.
  • Appell an die Kollegen: „Wir fordern den ganzen Buchhandel dazu auf, so zu verfahren wie wir. Wenn die Verlage nicht endlich aus ihrer Schlafmützigkeit erwachen, dann frage ich mich wirklich, welche Interessen sie verfolgen. Wenn es ihnen wirklich darum geht, den inhabergeführten Buchhandel zu unterstützen, müssen sie dringend ihre Politik ändern“, klopft Michael Riethmüller auf den Busch. 
Mehr zum Thema lesen Sie im aktuellen buchreport.express 5/2015 (hier zu bestellen).

Kommentare

12 Kommentare zu "Der harte Kopierschutz ist ein Knietritt für den Handel"

  1. Ich verkaufe schon seit Jahr und Tag ohne DRM (auch ohne softes).
    Es bleibt dabei, DRM nervt ehrliche Käufer völlig unnötig und schreckt Diebe nicht ab. Die gucken dann eben schnell bei boerse.xyz
    Der Verlust durch nerviges DRM ist sehr viel größer als ein vermuteter Verlust durch nicht angewandtes DRM.
    Aber ein stationärer Buchhandel, der E-Books verkauft, ist sowieso nicht bei Verstand.

  2. Dr. Ursula Hilberath | 30. Januar 2015 um 10:59 | Antworten

    Danke an die beiden Herren Riethmüller. Sie sprechen uns aus dem Herzen. Bisher waren wir technisch immer ganz weit vorne, jetzt steht der unabhängige Buchhandel da wie ein Depp von vorgestern, ganz zu schweigen von den vielen, zeitraubenden, verzweifelten Hilfsgesuchen verärgerter, gestresster Ebook-KundInnen…Damit wurde der Kindle zum begehrtesten Ebook-Reader des letzten Jahres gepuscht. Diese Kundschaft bekommen wir nicht mehr zurück.

  3. Ja, sehr gut! – DRM hilft nicht gegen Piraterie und verstärkt sie eher. An den ganzen Ärger, der dem Buchhandel droht, wenn Leute mal ihren Reader wechseln und ihre Ebook-Sammlung dann aus DRM-Gründen einfach verschwunden oder unbrauchbar geworden ist, möchte man gar nicht denken. Da muss man sich schon jetzt um Schadensbegrenzung kümmern.

    Wie es sich mir darstellt, scheint DRM nur zwei Zwecken zu dienen:
    – der Abgrenzung von Shop-Systemen (das Amazon-Argument);
    – es entlastet Verlage von der unbeliebten Aufgabe, über geeignete technische Maßnahmen gegen Piraterie nachzudenken. Völlig richtig, wenn sie für diesen Luxus zahlen.

    Nebenbei bemerkt, dürfte DRM auch einer der Gründe sein, warum libreka gescheitert ist.

    Und: Neulich den lustigen Fall von einem Verlag gehabt, der seine Bücher teils mit, teils ohne DRM anbietet. Da kam von Juristen die Aussage, dass man die nicht zum selben Preis anbieten dürfe, weil man damit einen Verstoß gegen die Buchpreisbindung begeht. Schließlich handele es sich bei Büchern mit DRM um „minderwertige Produkte“.

    • Piraterie ist das Schlagwort.
      Was ist eigentlich aus dem ominösen Ebookspenderkreis geworden?
      Bei meinem letzten Netzrundgang konnte ich leider keine Abnahme der Ebookangebote auf einschlägigen Seiten feststellen.

      • spiegelbest hat vor wenigen Monaten angekündigt, dass er aufhört. Es sieht auch so aus, als hätte er das wirklich getan, aber der kann natürlich jederzeit wieder irgendwo aufpoppen. Beim großen boerse.bz-Bust hat man ihn offensichtlich nicht erwischt, wie vermutlich ohnehin keinen einzigen der wichtigeren Piraten, sondern nur irgendwelche harmlosen Kiddies. Wenn die Aktion so schlecht vorbereitet war wie seinerzeit die gegen library.nu, dürfte das alles im Sande verlaufen und außer Anwaltsspesen nichts gewesen sein. Aber mal sehen, Genaues lässt sich erst sagen, wenn Ergebnisse dieser Aktion vorliegen. Ob das noch dieses Jahr sein wird?

        Ansonsten: Warum sollte sich was an der Situation ändern? boerse hat ein paar wenige Tage gebraucht, um wieder voll da zu sein, und an die internationalen Seiten (wie vor allem L*G*, die anscheinend unlängst ihren Traffic schon wieder innerhalb weniger Tage verdoppelt hat) geht ja ohnehin niemand heran.

        Um was zu ändern, müsste die Buchbranche wesentlich agiler agieren, aber man sieht ja, wie viele Jahre allein diese Diskussion um das dämliche DRM braucht oder was z. B. der Börsenverein für sinnvolle Maßnahmen gegen Piraterie hält. Da geht es halt vielen noch viel zu gut.

        • Der Piraterie kann man nur mit besseren Angeboten Herr werden, alles andere ist schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt…

          • Manuel Bonik | 6. Februar 2015 um 14:05 |

            Das Argument hört man oft, aber ist etwas pauschal. Man sieht ja zum Beispiel, dass selbst professionell gemachte Piratenseiten, die Bücher für Cent-Beträge anbieten, nicht wirklich prosperieren. Ein Angebot, bei dem NULL zu zahlen ist, ist schwer zu überbieten.
            Die Flatrates der Musikindustrie, auf die so gerne verwiesen wird, funktionieren auch nur, weil halt den Künstlern so gut wie nichts bezahlt wird, und bilden also auch kein nachhaltigen Geschäftsmodelle.
            Man kann mit Notice-and-Takedown relativ was erreichen, wenn man weiß, wie es geht, aber dann ist es immer noch mit Mühen und Kosten verbunden; schließlich gibt es keine Programme, die einem den Job abnehmen.
            Und dann könnte man aktuell Piraterie massiv einschränken, wenn man sich mal die russischen Macher von L*G* schnappen würde (von denen ja einige bekannt sind), aber aus irgendwelchen Gründen (Rechenschwäche?) kommen die Verlage da nicht in Gang.
            Und, ach ja, man könnte natürlich auch auf die Produktion von E-Books verzichten; das würde auch einiges helfen.

          • Das den Künstlern „nichts“ gezahlt wird stimmt so nicht. Fakt ist, dass diese sich darauf einstellen müssen, eben nicht mit einem „Hit“ ausgesorgt zu haben. Aber es wird einiges ausgeschüttet. Taylor Swift, die Spotify bekanntlich den Rücken gekehrt hat, hat von diesen 2014 sechs Millionen Euro ausgezahlt bekommen. Das ist schon ein klein wenig mehr wie „nichts“.

            Und irgendwelche „Macher“ schnappen? Anscheinend ist beim „Jubel“ um die Absetzung von Boerse.bz untergegangen, dass diese schon mindestens drei Nachfolger bekommen hat. Da stellen Sie sich das ganze doch ein wenig zu einfach vor…

          • Manuel Bonik | 9. Februar 2015 um 13:15 |

            Taylor Swift ist kein One Hit Wonder, sondern zur Stunde eine der erfolgreichsten Sängerinnen der Welt. Da sind sechs Millionen relativ Peanuts. – Ein bisschen verrät auch gerade http://www.buchreport.de/nachr
            Für Stars wie Madonna scheinen Tonträger und Downloads ohnehin nur noch eine Art Promomaterial zu sein, um Live-Konzerte zu bewerben. Aber Analoges ist für Autoren nicht möglich.

            boerse.bz: Der Hydra-Effekt beim Killen von Piraterieportalen oder beim Verklagen von Filehostern ist mir bestens bekannt, da haben Andreas Schaale und ich auch reichlich dazu geschrieben. Naivität werden Sie mir auf diesem Gebiet schwerlich unterstellen können.

            Und allerdings glaube ich, dass es beim (theoretischen) Killen von L*G* anders sein könnte, weil die Ebookpiraterie-Infrastruktur weltweit im Wesentlichen auf dieser Seite (und ihren Brüdern und Schwestern) beruht. Solch eine Infrastruktur wird man nicht über Nacht wiederherstellen können, und die Branche würde zumindest etwas Zeit gewinnen, um sich auf die neue Datenlage einzustellen.

            Aber da können wir lange theoretisieren. Praktisch wird da nichts passieren, weil das Kriterium für solcherart Antipiraterie-Maßnahmen typischerweise ist, dass der Wurm dem Angler (den Anwälten, dem Börsenverein) schmecken muss. Jedenfalls gut, dass wir mal darüber gesprochen haben; sollten wir in ein paar Jahren mal wieder machen. Einstweilen können die Fische beruhigt sein.

          • Das Problem dabei: Man sieht deutlich das es TS eben nicht um ihre Kunst sondern um Einnahmen geht. Wenn ihr sechs Millionen nicht genug sind, sagt das einiges aus. Nur wird Streaming mehr und mehr Bedeutung gewinnen – vor allem im Bezug auf Piraterie. In Norwegen z.B. hat Streaming dafür gesorgt, dass die Musik-Piraterie fast zum erliegen gekommen ist (http://www.musicbusinessworldw…. Darüber hinaus gibt es genügend Nutzer (mich eingeschlossen), welche Streaming als bezahltes vorhören sehen. Im Laufe der letzten 10 Tage habe ich mir dadurch drei CDs gekauft. Es stimmt also nicht immer dass Künstler dadurch Geld verlieren. Der Nachteil für manche: So wird auch Füllmaterial oder schlechte Alben schnell enttarnt – und das führt genauso zu weniger einnahmen.

            Wie gesagt, Künstler sollten endlich anerkennen, dass sich das ganze System aktuell in einem großen Umbruch befindet. Ich z.B. meide Künstler, welche sich dem Streaming verweigern. Natürlich ist das deren gutes Recht, aber dann ist es auch mein gutes Recht, deren Musik nicht mehr zu kaufen…

          • Manuel Bonik | 11. Februar 2015 um 11:18 |

            Böse Taylor Swift! Zum Glück ist Schriftstellern das Finanzielle völlig egal …
            Aber wäre in der Tat mal interessant zu wissen, wieviel Umsatzprozente des Buchhandels auf Fehlkäufen beruhen.

      • Ergänzend noch dieser Link von heute:
        https://tarnkappe.info/spiegel
        Im Video einiges Interessantes über die Situation der deutschen Piraterieszene und über den Zusammenhang von DRM und Piraterie.

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