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Die nächste Angriffswelle auf Amazon

Seit vielen Monaten bereiten die Tolino-Partner ihren nächsten Schachzug vor. Mit Thalia startet der erste Partner der T-Allianz ein Abo für digitale Hörbücher – ein Geschäftsfeld, das bisher, stärker noch als der Ebook-Bereich, von Amazons Tochter Audible dominiert wird.

In den vergangenen Jahren hatte Audible quasi freie Bahn, den eigenen Marktanteil kontinuierlich auszubauen – was insbesondere  im Zuge der Übernahme durch Amazon 2008 und der anschließenden Integration ins Amazon-Ökosystem gelang. Der einzige größere Wettbewerber claudio.de wurde 2010 von den Gesellschaftern (Focus Magazin Verlag, Hörverlag, Medienpool TV, Hörbuch Hamburg) an die Börsenvereins-Tochter MVB verkauft, die das Vertriebsgeschäft von Claudio 2014 wiederum an Bookwire weiterreichte
Der Frankfurter Aggregator ist auch die zentrale Bezugsquelle des neuen Hörbuch-Download-Angebots von Tolino, mit dem Thalia gerade als Erster unter den Tolino-Partnern gestartet ist. 
Die wichtigsten Eckpunkte des Thalia-Hörbuch-Abos (hier im Shop zu sehen):
  • Das Hörbuch-Abo kostet 9,95 Euro pro Monat, dafür erhält der Kunde ein Hörbuch gratis. Jedes weitere Hörbuch gibt es ebenfalls vergünstigt für 9,95 Euro.
  • Der Abo-Katalog umfasst laut Thalia rund 14.000 Titel (hier der Katalog); weitere rund 2000 Download-Titel werden nur im Einzel-Download verkauft (welches Hörbuch im Abo verkauft werden darf, entscheidet der Verlag, dies kann von Plattform zu Plattform variieren, so Thalia). Im Shop wird bei den entsprechenden Titeln jeweils angezeigt, dass sie auch im Hörbuch-Abo verfügbar sind.
  • Die Technik dahinter stammt, wie grundsätzlich bei Tolino, von der Telekom, genauer: von Atrada, einer Telekom-Tochter, die auf E-Commerce Lösungen spezialisiert ist. Die Abwicklung des Downloads erfolgt über den Atrada-Shop.
  • Die im Abo bezogenen Titel werden in der Tolino-Cloud gespeichert, mit der auch der Hörfortschritt über verschiedene Geräte synchronisiert wird. 
  • Aktuell ist das Tolino-Tablet 8 das einzige Gerät, das die Wiedergabe der Hörbücher aus der Cloud nativ unterstützt, daneben gibt es einen auf der Thalia-Webseite integrierten Audio-Player, der von verschiedenen Geräten wie Tablets genutzt werden kann. Bald sollen auch die Thalia-Apps für iOS (Apple) und Android (Google) die cloudbasierten Hörbücher unterstützen.
  • Da die Downloads aber in einem offenen MP3-Format (mit Wasserzeichen statt harten Kopierschutz) in einer hochqualitativen 192-kbit-Datenrate erfolgen, kann die Datei aber auf verschiedenen Geräten z.B. über die Software iTunes (Apple) abgespielt werden.
Im Wettbewerb mit Amazon setzt Tolino also erneut auf die Offenheit des Systems – bei E-Books durch die Unterstützung des Epub-Formats, beim Hörbuch durch das MP3-Format (während Audible einen harten Kopierschutz einsetzt). Weiterer Vorteil der Tolinos: Sympathiepunkte. Vielen Verlagen sind die Audible-Konditionen ein Dorn im Auge, sie hoffen, dass mit Tolino eine kräftiger Audible-Konkurrent heranwächst. 
Diesen Pluspunkten stehen jedoch einige Nachteile gegenüber: 
  • Katalog: Mit über 100.000 Titeln von über 1000 Verlagen in deutscher, englischer, spanischer und französischer Sprache ist der Audible-Katalog weitaus größer. Darunter sind inzwischen auch viele exklusive Eigenproduktionen ungekürzter Lesungen und Hörspiele.
  • Preis: Und nach einem kostenlosen Probemonat sind auch die ersten drei Monate bei Audible mit 4,95 Euro pro Monat („Flexi-Abo Spezial“) günstiger.
Weitere Hintergründe und Perspektiven im buchreport.express der kommenden Woche.

Kommentare

2 Kommentare zu "Die nächste Angriffswelle auf Amazon"

  1. Sehr cool das die MVB Firmen verkauft bevor diese gut ins Geschäft kommen. Die MVB schafft es nicht den Tolino an den Start zu bringen, macht jetzt Libri und erfolgreich. Die MVB schafft es nicht Claudio zu betreiben, macht jetzt Bookwire. Ein Schelm wer Böses dabei denkt….

    • Jetzt seien Sie doch nicht so kritisch! – Welch ein Hochgenuss, anderer Leute Geld auszugeben! Wenn’s klappt, gut, wenn’s nicht klappt, auch gut (und die Liste der Beispiele ließe sich noch deutlich verlängern). Zeigen Sie doch mal ein bisschen mehr Empathie!

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