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Storytelling powered by Land Rover

Land Rover spendiert Lektüre im Browser.

Verlag bezahlt Autor, Leser bezahlt Buch – in die traditionelle Wertschöpfungskette der Branche kommt Bewegung. In den USA kaufen Firmen „Product Placements“ in  Büchern. Und in Großbritannien steigt ein Autobauer mit großem Aufwand ins digitale Verlagsgeschäft ein.  

Land Rover (gehört zum Indischen Mischkonzern Tata) hat in Großbritannien beim Bestseller-Autor William Boyd die Kurzgeschichte „The Vanishing Game“ in Auftrag gegeben und daraus eine webbasierte, interaktive Fassung entwickelt.

Das Konzept:

  • Die Story handelt von einem Schauspieler, der auf eine so mysteriöse wie abenteuerliche Reise durch Großbritannien geht. 
  • Die aufwändig konzipierte und optisch anspruchsvolle Webseite umfasst neben dem reinen Text Bilder, Videos, sonstige Animationen und Musik.
  • Einzelne Schlüsselwörter wie „River“ führen den Leser zu Spots von Land Rover-Autos im Einsatz (z.B. bei einer Flussdurchfahrt).
  • Zudem werden Texte von Land Rover-Fahrern und ihren Abenteuern eingeblendet, die der Autobauer vor Monaten per #WellStoried-Hashtag in Social Media eingesammelt hatte. 
  • Neben der Tumblr-Webseite hat Land Rover die Geschichte auch als kostenloses E-Book herausgebracht.
  • Der vom Autobauer bezahlte Autor durfte schalten und walten, wie er wollte, ohne Vorgaben von Land Rover. Voraussetzung: Ein Land Rover taucht in der Handlung auf. Was für Boyd offenbar kein Problem war, in einem Interview erklärte der Autor, dass er schon als Kind in einem Geländewagen der Marke durch Ghana gefahren wurde. „A Land Rover is part of the mental geography of almost every British person, I believe.“ Insofern sei der Auftrag eine attraktive Hommage an die Marke gewesen.
  • Leut Medienberichten bekam Boyd einen sechsstelligen Betrag für seine Auftragsarbeit.
  • Zur Kampagne gehören auch Anzeigen, bezahlte Inhalte auf Vox, Quartz und NYTimes.com sowie eine kuratierte Spotify-Playlist mit der Musik zum Buch.
Zwischendurch wird die Lektüre durch kurze Videos ergänzt.

In den USA sorgte kürzlich ein ähnliches Sponsoring für Schlagzeilen: Die Firma Cumberland Packing Corporation kaufte sich mit 1,3 Mio Dollar in den Roman „Find Me I’m Yours“ von Hillary Carlip ein, um dort für den Süßstoff in Pulverform „Sweet’N Low“ werben zu lassen. Die „New York Times“ berichtete über das „Product Placement“.

Zu weiteren Firmen, die sich in den vergangenen Jahren gerne in literarischen Texten profiliert haben, gehören Bulgari, Absolut Vodka und Coca-Cola.

Kommentare

6 Kommentare zu "Storytelling powered by Land Rover"

  1. …wenn das alles so weiter geht, spielt Tata dann auch Beethovens Fünfte, damit sich die Autos besser verkaufen, gell?

  2. Och, Bücher lesen statt mit SUVs durch die City zu gurken?
    nette Idee…

    😛

  3. Schön, dass an dieser Stelle einmal über Product-Placement in Büchern geschrieben wird! In der Tat gibt es diesen Trend schon länger, wenn in Deutschland auch sehr versteckt, in den USA anscheinend gängiger. Ich habe in meinem Buch „Unternehmen von der schönsten Seite. Corporate Books für PR und Marketing“ (München) ausführlich darüber berichtet. Es gibt auch einige deutsche Firmen, die das machen – nur erfährt die Öffentlichkeit bisher wenig davon. So hat z.B. FSB, ein Türklinkenhersteller, ein Buch in der Krimi-Serie „Bienzle“ mit dem Titel „Bienzle und der Klinkenmörder“ (Autor: Felix Huby) als Product-Placement herausgebracht. Product-Placement ist eine ungewöhnliche Variante von Corporate Books, also Büchern, die Unternehmen im Rahmen ihrer Content-Strategie als PR- oder Marketing-Instrumente einsetzen.

    • s. Antwort auf Wolf Schacht | 15. November 2014 um 21:14 | Antworten

      naja, sooo versteckt auch nicht mehr. Gut, dass das wenigstens bei den Öffentlich Rechtlichen Medienanbietern nicht so einfach geht. ’s nervt nämlich a bisserl.

  4. Aha – die Idee ist also, dass Leute einen Landrover kaufen, weil sie ein E-Book lesen? Dann frage ich mich, was die Zuschauer dieses Videos hinterher tun werden? https://www.youtube.com/watch?…

    • Krimi-Autoren auf die Nase hauen, etwa?
      Steine schmeißen?? Doch nicht auf Landrover???
      Ne, das wär alles nicht schön!
      Aber (Regional-)Krimi-Verlage scheinen für das Product Placement anfällig zu sein, hab mich schon gelegentlich über die Offensichtlichkeit geärgert.

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