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Das Sach-Halbjahr

Wirklich Halbzeit ist in der Buchbranche nach dem 1. Halbjahr noch nicht. Bis 30. Juni sind (nach allen Erfahrungswerten) zumindest im populären Markt gerade mal 39% des Jahresumsatzes erwirtschaftet. Aber die sind eine hinreichende Basis, um die Trends zu analysieren:

  • Der stationäre Buchhandel hat 3% weniger umgesetzt als im Vorjahr.
  • Die größte Warengruppe Belletristik verliert überproportional.
  • Alle Roman-Genres sind von dem Rückgang betroffen, auch belletristische Kinderbücher schwächeln.
  • Erst in den kommenden Monaten, wenn zahlreiche auf den Herbst fokussierte Toptitel kommen, wird sich zeigen, ob der jetzige Nachfrage-Rückgang in Buchläden angebotsbedingt war oder ob jetzt tatsächlich ein messbarer E-Book-Einfluss sichtbar wird.
Ein E-Book-Einfluss wäre plausibel:
  • Namentlich Verlage von Bestseller-Romanen setzen gemessen an der Printauflage hohe ein- bis kleinere zweistellige Prozentsätze digital ab.
  • Sachbücher und Ratgeber, bei denen E-Book-Fassungen eine deutlich geringere Rolle spielen, legen im Buchhandel anders als die Romane zu.
  • Aber auch bei der im 1. Halbjahr auffällig guten Konjunktur der Sachthemen spielen Einzelleistungen und ihre Dynamik eine wichtige Rolle: Der Erstling „Darm mit Charme“ war das meistverkaufte und umsatzstärkste Buch des 1. Halbjahres.
Sieben Trends aus der 1. Buch-Halbzeit 2014, die Sie kennen sollten, sind im buchreport.express 29/2014 zu lesen (hier zu bestellen)

Kommentare

3 Kommentare zu "Das Sach-Halbjahr"

  1. Buchbetreuerin | 21. Juli 2014 um 18:12 | Antworten

    Dass sich die Belletristik schlecht verkauft, hat m.E. nichts mit E-Books zu tun. Ich würde den Verlegern mal empfehlen, sich umzuschauen, in welch gigantischem Maße mittlerweile überall gebrauchte Belletristik für „nen Appel und nen Ei“ zu kaufen ist: Es gibt millionenfach Roman-Taschenbücher für 1-3 EUR zu kaufen, praktisch an jeder Ecke. Ein paar Beispiele: Im Internet bei Medimops und Amazon, stationär bei Organisationen wie Nachbarschaftshilfe, Arbeiterwohlfahrt usw., die „Gebrauchtes“ von Klamotten über Möbel bis zu Büchern billig verkaufen; dazu moderne Antiquariate; dazu zahlreiche gewerbliche wie private Flohmärkte, die regelmäßig in allen Städten (!) veranstaltet werden und neben diversem Krimskrams auch viele Bücher haben. Romane sind im Gebrauchtbuchmarkt besonders zahlreich zu finden; Fach- und Sachbücher sind deutlich seltener.
    Wenn es nur um pure Unterhaltung geht, ist es dem Leser oft egal, was er liest, dafür schaut er aufs Geld. Da langt auch ein TB für 1 EUR anstatt ein teurer Hardcover für 24,95 EUR. Ohnehin haben die Leser längst mitbekommen: Bei Büchern zahlt man nur noch für den Neuigkeitswert der Ware als solcher! Innerhalb eines halben Jahres ist der teure Hardcover bereits als TB zu kriegen, und innerhalb eines weiteren halben Jahres liegt er in einer Ramschbude für 1-3 EUR.
    Eine überlegtere Preispolitik wie auch eine überlegtere zeitliche Versetzung des Erscheinens von Hardcover und TB würden dem Belletristik-Markt nützen. Auch eine Verminderung des gigantischen Titelausstoßes der Verlage wäre hilfreich, um den Abverkauf zu stabilisieren.

    • Eine genervte Leserin | 22. Juli 2014 um 8:15 | Antworten

      Vielen Dank für diese Antwort! Die Stimme der Vernunft hat gesprochen. Ich unterschreibe zwar nicht, „dass es dem Leser oft egal (ist), was er liest“, bin mir aber sicher, dass er preisbewusst ist.

      Der grotesk hohe Ausstoß an Neuerscheinungen, Neuübersetzungen etc. wird viel zu selten thematisiert.

      Die „Lagerumschlagshäufigkeit“ eines Buches wird so gut wie nie angesprochen oder analysiert. Jedem Logistiker würde hier das Herz aufgehen. Mir ist keine Untersuchung über diese wichtige Kennzahl bekannt.

    • Amélie von Tharach | 23. Juli 2014 um 9:40 | Antworten

      Vieilleicht eine interessante Ergänzung zum Leseverhalten im Jahr 2014. Ich hatte vor vierzehn Tagen ein total frustrierendes Erlebnis, und ich bin immer noch schockiert (und ich muss das loswerden, auch wenn nicht alles zum Thema passt).

      Also wir hatten hier am Ort und am Wochenende einen mit viel TamTam vom örtlichen Werbeverein initiierten, antiquarischen Büchermarkt bei dem auch Tonträger verkauft wurden. Ich habe da zusammen mit Freundinnen mitgemacht, und wir hatten am Stand etwa 250 Käufer lt. Strichliste. Seit dem bin ich total gefrustet.

      Pop Musik-CDs (bis Ender der 70er) gingen weg wie die bekannten frischen Brötchen 3 Tage nach Kriegsende. Alles ab den 80ern war unverkäuflich.

      Gebundene Bücher (vorwiegend Romane, zum Teil ehemalige Bestseller, wie Dan Browns Sakrileg, oder Harry Potter) waren sogar für 50 Cent Ladenhüter (keine 20 verkauft).

      Paperback ging so lala (20 bis 50 Cent das Buch, und etwa 80 Stück verkauft). Bildbände über Städte oder malerische Orte waren sogar für 50 Cent unverkäuflich und und Kochbücher für 10 Cent ebenfalls.

      Aber die MegaArschkarte hat gezogen (oder zieht), wer als „Kunstfreund“ in Klassische Musik investiert (hat).

      Schallplatten und CDs von Karajan, Vivaldi, Mozart (zum Teil wertvolle Editionen) wollte sogar geschenkt niemand haben. Eine häufig gehörte Frage war dagegen „habt ihr noch mehr von den Doors?“ (zur Erinnerung: Das war mal eine Band in den 60ern)

      Dann am Montag Anrufe bei der Caritas, ob die die Bücher (ca 1.500) geschenkt haben wollen. Die vornehm formulierte Antwort: Wir haben genug davon.

      Die Entscheidung war schnell getroffen: Karajan, Mozart, Vivalid und alles aus Papier kam zum Wertstoffhof und ab in den Schredder.

      Fazit: Die sogenannten Kulturgüter sind nichts mehr wert.

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