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Die Zugangsschwelle senken

Um die „Vielfalt des Bücherangebots zu sichern“, will sich die neue Kulturstaatsministerin Monika Grütters für den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für E-Books einsetzen.

Der für gedruckte Bücher geltende reduzierte Mehrwertsteuersatz müsse aus kulturpolitischer Sicht auch auf elektronische Bücher angewandt werden, erklärt die Ministerin mit Verweis auf den Koalitionsvertrag. „Nur so können wir im Zeitalter digitaler Technologien die Vielfalt unseres Bücherangebots sichern. Die ermäßigte Besteuerung senkt nicht nur die Zugangsschwelle zum Buch und zu Zeitungen als Kulturgut, sondern auch zur darin enthaltenen Literatur und Berichterstattung“ – unabhängig vom Format.

Grütters will das Thema möglichst bald auf die EU-Agenda setzen. Rückendeckung erhält sie dabei von ihrer französischen Amtskollegin Aurélie Filippetti. Wie von buchreport.de berichtet, gilt in Frankreich für E-Books bereits der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 5,5%. Auch Luxemburg hatte zum 1. Januar 2012 den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für elektronische Bücher eingeführt, wodurch der Steuersatz von bisher 15% auf nur noch 3% sank. Die EU-Kommission hatte Frankreich und Luxemburg daraufhin im Februar 2013 beim Europäischen Gerichtshof verklagt, um die Staaten zur Anwendung des regulären Mehrwertsteuersatzes für E-Books zu zwingen.
Der Deutsche Kulturrat und der darin vertretene Börsenverein begrüßen die Ankündigung der Kulturstaatsministerin. Da E-Book und gedrucktes Buch der Regel weitgehend inhaltsgleich seien, sei es „unsinnig“, wenn das gedruckte Buch mit dem ermäßigten und das digitale mit dem vollen Mehrwertsteuersatz belegt werde.

Kommentare

1 Kommentar zu "Die Zugangsschwelle senken"

  1. Das ist zwar durchaus ein positives Signal, jedoch kann ich die Aussage »um die Vielfalt des Bücherangebots zu sichern« nicht teilen, da der MwSt.-Satz ist sicherlich ein Faktor ist, beileibe aber nicht der Entscheidende.

    Selbst wenn alle Anbieter die gleichen steuerlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen inklusive der nötigen Investitionsvolumina hätten, sähe die Realität in der digitalen Welt auch unabhängig von Amazon so aus, dass sich das E-Book-Angebot immer stärker auf allenfalls eine Hand voll Anbieter konzentrieren wird (zumindest was die „Verkaufsstellen“ anbelangt) – und der Rest vom Markt verschwindet.

    Grund
    (1): Der systemimmanente Konzentrationsprozess auf eine zentrale Anlaufstelle im Netz – wir alle befriedigen unsere Grundbedürfnisse
    i.d.R: bei EINEM Anbieter (Suchmachine = Google, Video = youtube, Musik =
    iTunes, SocNet = facebook, etc. pp.)

    Während Dezentralität und eine möglichst große Menge unterschiedlicher Anbieter in der physischen Welt durchaus ihre Berechtigung haben, ja sogar einen positiven Mehrwert für mich als Kunden darstellen (weil Sie die Möglichkeit
    erhöhen, dass es auch bei mir um die Ecke eine Buchhandlung gibt =
    Schnelligkeit / Nähe / convenience), gibt es im Netz keinen Markt für 5.000 konkurrierende Anbieter (und das allein in D), auch nicht für 500, nicht für 50, vielleicht noch nicht einmal für 5.

    Grund (2):
    Der Wandel des Geschäftsmodells sowie die Domninanz integrierter Systeme:

    Das Produkt eines „Buchhändlers“ ist in Sachen E-Book ist nicht mehr ein Verkaufserlebnis, sondern die „user experience“, also die Frage, was der
    Kunde mit seinem Produkt machen kann (oder auch nicht).

    Hier reicht es nicht, einfach nur einen Verkauf (z.B. per Download-Link) zu vermitteln, man benötigt eine komplette technische Innfrastruktur, angefangen von einer markttauglichen eReading Software bis hin zu einer serverseitigen IT als Kommunikationsschnittstelle“ für sämtlichen
    Cloud-Services.

    Das kann in (D) noch nicht einmal die Tolino-Allianz befriedigend leisten – der Rest hat noch nicht einmal eine Chance.

    Bitte verzeihen Sie die bitteren Worte, aber das Einzige, was die pluralistische buchhändlerische Infrastruktur in (D) bzw. gerne auch in
    der EU retten könnte, wäre eine übergreifende Lösung, die sämtliche individuellen Buchhändler unter einem gemeinsamen (marktfähigen) Angebot samt gemeinsamer Dachmarke eint.

    Alles andere ist reines Wunschdenken.

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