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En garde, Amazon!

Selten hat man die Fraktionen in der französischen Nationalversammlung so geschlossen gesehen wie am Donnerstag dieser Woche. Einstimmig wurde ein Gesetz zum Schutz des stationären Buchhandels durchgewunken. Demnach darf ein Onlinehändler wie Amazon den zulässigen 5%-Rabatt auf Bücher nicht mehr mit einem kostenlosen Versand kombinieren.

Demnach könnten die Onliner zwar weiterhin die durch das Preisbindungsgesetz („Loi Lang“) ermöglichte 5%-Ermäßigung gewähren, dann jedoch müssten die Kunden selbst das Porto zahlen (oder aber der Versender trägt das Porto, muss aber auf den 5%-Rabatt verzichten). Noch ist das Gesetz nicht in trockenen Tüchern, denn als nächstes muss sich der Senat damit beschäftigen, bevor der Text wieder in der Nationalversammlung behandelt wird.
Frankreichs Kulturministerin Aurélie Filippetti hatte in der Parlamentsdebatte einmal mehr besonders die Geschäftspraktiken von Amazon attackiert. Der Onliner wolle französische Buchläden mit einer „Dumping-Strategie“ ausschalten. „Sobald die aber eine dominante Position gewonnen und unser Buchhandels-Netz zerstört haben, werden sie die Versandkosten wieder erhöhen“. Vor Monaten hatte Filipetti außerdem die Steuervermeidungstaktik von Amazon kritisiert.
Auch der Buchhändlerverband SLF hat sich im Vorfeld der Abstimmung in der Nationalversammlung laut zu Wort gemeldet. Die zentralen Vorwürfe:
  • Amazon finanziere den eigenen Dumping-Kurs durch die Steuer-Vermeidungs-Strategie – fast eine halbe Milliarde Euro schulde Amazon dem französischen Fiskus.
  • In einer dominanten Position werde Amazon die Preise erhöhen und Verlagen Daumenschrauben anlegen.
  • Amazon zerstöre Jobs, statt neue zu schaffen – die meisten Jobs bei Amazon seien befristeter Natur.
Amazon selbst kritisierte den Gesetzestext umgehend. Die übers Internet gekauften Bücher wären dann teurer als die im stationären Handel. Zwar wären die Auswirkungen für Amazon gering, die Folgen für die Verbraucher wären jedoch groß, weil diese bestraft würden, außerdem würde die kulturelle Vielfalt leiden, weil Amazon die größte Auswahl an neuen und gebrauchten Büchern anbiete, zitiert der „Figaro“ Roman Voog, Chef von Amazon France.

Voog erklärte außerdem, dass Amazon in Frankreich nicht Bücher mit Verlust verkaufe – was verboten wäre. Der Verlust in der Bilanz sei mit massiven Investitionen in die Logistik (Amazon unterhält vier Zentrallager in Frankreich) zu erklären. Das eigene Geschäft sei komplementär zum stationären Buchhandel. Während Amazon 70% der Buch-Umsätze mit Titeln erwirtschafte, die älter als ein Jahr seien, konzentrierten sich die Buchhändler auf Novitäten. 

Kommentare

2 Kommentare zu "En garde, Amazon!"

  1. Vive la France! Die Franzosen haben Recht, wenn Sie Ihre Buchhändler so unterstützen. Amazon verdient Milliarden, zahlt aber auch in Deutschland keine Steuern, da Sitz in Luxenburg. Mitarbeiter auf Zeit werden schlecht bezahlt, nun wird Amazon wegen drohender Streicks nach Polen auslagern. Die wissen genau, wie man noch reicher wird. Und ihre Logistik ist die beste! Warum die blöden Deutschen sich jedoch mal wieder alles gefallen lassen, ist irgendwie typisch. Jammern, aber die Politik tut nichts. Da sage ich nur: Die französische Nationalversammlung hat einen guten Schritt unternommen. Und Deutschlands Buchhandel hätte so eine Unterstützung auch dringend nötig!

  2. Ich frage mich, warum in Deutschland nicht eine solche „geschlossene Front“ gegen Amazon-Praktiken möglich ist wie in Frankreich. Hierzulande lässt sich der deutsche Buchhandel alles bieten, und die Politiker schauen tatenlos zu! In Frankreich steht die Politik hinter dem heimischen Buchhandel und stärkt ihn per Gesetz. Darauf kann man in Deutschland wohl lange warten.
    Die Aussage Filipettis „Sobald Amazon eine dominante Position gewonnen und den Buchhandel zerstört hat, werden die Versandkosten erhöht“ halte ich für richtig. Warum unterstützen deutsche Politiker nicht deutsche Unternehmen der Buchbranche? Auch hierzulande lässt man sich durch Amazons Steuertaktik Milliarden-Beträge an Steuern entgehen. Doch lieber erhöht man mal wieder die Steuern für alle, als den heimischen Handel zu stärken und allein schon dadurch mehr Steuern in die Kassen zu spülen. Es fehlt den Deutschen wohl an Nationalbewusstsein, wie es die Franzosen immer hatten – sonst wäre man auch hier längst gegen Amazon eingeschritten.

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